Im Auftrag der Lust
dass er tatsächlich ruhiger geworden war? Sara wusste es nicht, und sie fand auch keine Möglichkeit, es herauszufinden.
Müde setzte sie sich auf und entwirrte die dichten Locken mit den Fingern. Ihr Blick ging zum Fenster. Etwas frische Luft würde vielleicht helfen, ihre Gedanken zum Schweigen zu bringen. Sie stand auf und streifte sich eine lose flatternde Leinenhose und ein ärmelloses Top über. Die Haare mit einem Tuch im Nacken zusammengebunden, verließ sie ihr Zimmer und ging direkt in den Hofgarten hinaus. Außer ihr waren noch andere Gäste des Guts auf die Idee gekommen.
Sara zuckte schon gar nicht mehr beim Anblick der halb oder gänzlich unbekleideten Menschen zusammen. Sie war in ihrem Alltagsoutfit schon nahezu overdressed, aber das schien niemanden zu stören. Ein Mann nickte ihr sogar deutlich zu, und Sara erwiderte den kleinen Gruß lächelnd. Dass er dabei eine sichtbare Erektion unter einem viel zu losen Handtuch verbarg, machte ihr nichts aus.
Sie schlenderte über den Hof, hinüber zu einem Häuschen, das sich in einer Ecke unter Weinranken verbarg. Sara trat näher und lugte durch eins der Fenster. Im Innern des Häuschens gewahrte sie zwei Personen. Lächelnd bemühte sie sich, Genaueres auszumachen: Eine nackte zierliche Frau schmiegte sich gerade an den Rücken eines Mannes. »Bitte«, gurrte die Frau mit schwerem französischen Akzent. »Du hast mich so lange nicht mehr besucht.« Ihre Arme lagen um seinen Bauch, und Sara konnte sich nur zu gut vorstellen, was ihre Hände an seiner Vorderseite taten. Sie beobachtete gespannt, was der Mann tun würde, aber der schien nicht sonderlich an einem Rendezvous mit seiner Gesellschafterin interessiert zu sein. Er packte ihr Handgelenk und drehte sich zu ihr um. Sara duckte sich augenblicklich tiefer in den Schatten der Weinranken – der Mann war Jared!
»Ich sagte dir doch, heute nicht«, erklärte er harsch.
»Wie lange soll ich denn noch warten?!«, klagte die zierliche Frau, aber Sara wollte nicht wissen, was Jared darauf antworten würde. Sie wandte sich ab und hasste sich selbst für den bitteren Geschmack der Galle in ihrem Mund. Eifersucht kochte in ihr hoch wie ein giftiges Gebräu; zu stark und zu wild, als dass sie es einfach ignorieren konnte.
Sara überquerte den großen Hof und blieb im kleinen stehen. Sie unterdrückte ein heiseres Schluchzen und presste die Hände auf die Augen, um zu verhindern, dass sie weinte. Schritte ertönten, und sie atmete heiser ein, um sich wieder zu beruhigen. Fast erwartete sie, Jared zu erblicken, aber es war nur ihr kleiner Flirt mit dem viel zu kleinen Handtuch. »Alles okay?«, fragte er.
Sara nickte fahrig, schüttelte den Kopf, nickte noch einmal.
Er kam näher und strich ihr über das Haar. »Nein?«, fragte er. Sie wollte antworten, sah aber in diesem Augenblick über seine Schulter, dass Jared das Häuschen verlassen hatte und nun auf dem Weg zu ihnen war. Gesehen hatte er sie anscheinend noch nicht.
Es war die immer noch schwelende irrationale Eifersucht, die sie den Mann vor sich greifen und an sich ziehen ließ. Sie küsste ihn ohne weitere Vorwarnung, öffnete seine geschlossenen Lippen mit der Zunge.
Im ersten Moment war er zu perplex, um ihren Kuss wirklich erwidern zu können, aber schnell erholte er sich und packte sie ebenso herrisch, wie sie ihn an sich gezogen hatte. Seine Zunge drang in ihren Mund. Sara versuchte, etwas Tempo aus seinen Küssen zu nehmen, aber er machte weiter. Sie wurde gegen die Wand gedrückt – aus dem Augenwinkel sah sie Jared, der sie nun auch entdeckt hatte. Er betrachtete sie beide, wobei Sara so tat, als wäre sie ganz in dem Kuss versunken.
Nach einem Moment wandte Jared sich ab und ging ins Innere des Hauses. Sara stieß den Mann von sich, aber er war, trotz seiner sehr schlanken, fast schlaksigen Figur, erstaunlich kräftig. Er hielt Sara fest und wollte den Kuss fortsetzen, aber sie ließ ihn nicht. »Hör auf, das reicht«, keuchte sie, doch er schüttelte den Kopf.
»Ich glaube nicht – du wolltest mich doch«, meinte er siegessicher und drückte sie hart gegen die Wand. Das Handtuch öffnete sich und fiel zu Boden. Die bisher verhüllte Erektion war nun deutlich zu sehen.
Sara musste mit ihrer momentanen Hilflosigkeit kämpfen. Sie drückte die Panik nieder und sah ihm fest in die Augen. »Lass mich los«, sagte sie so eindringlich wie möglich, aber er grinste nur. Sara wurde es zu viel. Mit einem kurzen, heftigen Schlag ihres
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