Im Auftrag der Lust
Zimmer spukten ihr jedoch immer noch im Hinterkopf herum. Alan hätte sicher … Sie stockte. Alan. Sie hatte ihn in den letzten beiden Tagen nahezu verdrängt, aber jetzt, wo sie den Gedanken an ihn einmal zugelassen hatte, war er so präsent, dass es sie beinahe schmerzte. Er hatte nicht gewollt, dass sie ging. Natürlich nicht. Allein die Vorstellung, dass sie wieder mit Jared zusammen war, musste ihm das Herz brechen.
Sara schnaufte leise und schob einige Schaumkronen auf der Wasseroberfläche hin und her. Sie ärgerte sich über sich selbst – was sollten solche Gedankengänge? Sie und Alan würden niemals ein Paar werden, das hatte Sara schon gleich zu Beginn ihrer Partnerschaft festgelegt. Sie wollte nicht riskieren, noch einmal alles zu verlieren. Alan war ihr immer ein Halt, eine Stütze gewesen, und mehr als einmal hatte sie sich gewünscht, einfach die Augen vor allen möglichen Risiken verschließen und sich ihm hingeben zu können. Aber genau das war es: ein Risiko, das sie nicht einzugehen wagte.
Frustriert hielt sie die Luft an und tauchte im warmen Wasser unter. Der Druck spülte ihr die Ohren und hoffentlich auch den Kopf frei. Als sie wieder nach oben kam, sah sie Jared auf einem niedrigen Schemel an der Wand sitzen. Sara japste und kreuzte instinktiv die Arme vor der Brust.
»Was soll das? Das ist mein Badezimmer!«, beschwerte sie sich wütend.
»Technisch gesehen ist es eigentlich mein Badezimmer«, erwiderte Jared leichthin. Er nahm den flauschigen Frotteebademantel und trat zur Wanne.
»Kein Grund, es mir unter die Nase zu reiben«, brummte Sara, noch immer über die Verletzung ihrer Privatsphäre empört. Sie stand auf, und der weiche Mantel wurde ihr um die Schultern gelegt. Sie wrang ihr Haar aus und stieg ganz aus der Wanne.
»Nun komm, das ist doch nicht das erste Mal, dass ich dich nackt sehen durfte«, zog Jared sie auf und umfasste ihre Oberarme. »Außerdem habe ich durch den ganzen Schaum kaum etwas sehen können.«
»Es geht einfach um Anstand«, schmollte Sara noch immer, was Jared zum Lachen reizte. Er küsste ihre Wange. »Anstand, ausgerechnet ich«, meinte er zwinkernd und ging vor ins Schlafzimmer.
Ihre feuchten Locken frottierend, folgte Sara ihm. Ihr Herz hatte unwillkürlich einen Satz gemacht, als Jared mit ihr gescherzt hatte – er konnte so verflucht charmant sein, wenn er es nur wollte. Fast wäre sie wieder darauf hereingefallen.
Jared nahm auf einen der Stühle Platz und wartete, bis Sara sich auf das Bett gesetzt hatte.
»Du bist doch sicher nicht einfach so hereingekommen, um dich als Spanner zu betätigen?«, fragte sie, was ein weiteres Schmunzeln Jareds provozierte.
»Ich würde gerne ja sagen, aber es gibt tatsächlich noch einen anderen Grund. Hast du Lust, mich heute zum Abendessen und zum Nachtmarkt zu begleiten?«
»Klingt ausgefallen.«
»Ist es nicht. Es wäre nur ein kleiner Ausflug in den nächsten Ort. Ich dachte, du solltest, wenn du schon einmal hier bist, auch etwas von der Umgebung mitbekommen.«
»Einverstanden«, meinte Sara. »Kann ich mich vorher trotz allem noch alleine umziehen?«
Jared erhob sich und küsste ihren Handrücken. »Was immer du willst«, sagte er und zwinkerte ihr zu.
Eine knappe Stunde später fand Sara sich in dem gleichen Hummer wieder, in dem Armand sie vom Flugplatz abgeholt hatte. Auch diesmal fuhr der Franzose wieder, aber Sara saß nicht allein auf der Rückbank. Jared, in einen leichten Sommeranzug mit blauem Hemd, war neben ihr. Das Blau lenkte den Blick automatisch auf seine Augen, deren Blicke immer wieder zu Sara wanderten.
Sie hatte seine Einladung als zwangloses Abendessen verstanden und trug einen legeren kurzen Rock und ein luftiges Oberteil. Aus einer Laune heraus hatte sie auf einen BH verzichtet und versuchte seitdem hartnäckig, die Stimme in sich zu ignorieren, die sich fragte, ob sie das nur getan hatte, um Jared zu beeindrucken.
Der Wagen fuhr durch die abendliche Provence. Die letzten Sonnenstrahlen tauchten die Landschaft in ein ganz besonderes Licht. Sara schaute aus dem Fenster. Jareds Hand legte sich auf ihre, und er beugte sich nah zu ihr. »Ich sagte doch, du solltest mehr von der Umgebung sehen. Es würde dir gefallen.«
»Das tut es«, murmelte Sara und zog ihre Hand nicht weg. Jareds Wärme, seine Finger, die sich um ihre legten, waren tröstlich. Hatten sie sich in ihrer Ehe jemals so berührt? Sie sah ihm einige Sekunden zu lange in die Augen, während sie sich selbst
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