Im Auftrag der Rache
und die drei Monbarri-Inquisitoren befanden sich in dem Gefolge, genau wie die Zwillinge Guan und Schwan, aber niemand sah ihn an. Guan stand und betrachtete die Stadt, während sein Mund stummen Wortzauber formte. Er hielt einen Devotionsgriff in der Hand, einen Ball mit Stacheln, den er so heftig wie möglich drückte. Hinter ihm saß seine Schwester Schwan, die einen kleinen Hund mit braunem Fell auf ihrem Schoß streichelte.
Er bemerkte, dass es heute Abend keinen Wein gab. Die Stimmung war ernst und feierlich, als ob der Anblick der brennenden Stadt sie alle gebannt hätte.
Plötzlich ertönte ein Krächzen von einem der Stühle. Es war Lucian. Er hatte vor Schmerz oder Zorn die Stirn gerunzelt.
» Wo. Sind. Wir ?«, rülpste er langsam hervor. In seinen glasigen Augen spiegelten sich die Feuer wider.
»Das habe ich dir doch schon gesagt«, fuhr Sascheen ihn an, als ob er ein Kind wäre. »Wir sind in Khos. Und das da drüben auf dem Berg ist die Stadt Turm.
» Also. Nicht. Lagos .«
Sascheen kicherte. Es klang hässlich in Chés Ohren. »Lagos ist nicht mehr, Lucian. Dafür hast du gesorgt, erinnert du dich nicht daran?«
Der Mann krächzte etwas Unverständliches, und Ché schaute weg.
Ein Reiter näherte sich und führte ein weiteres Zel mit sich, auf dem etwas Langes und in Leinwand Eingewickeltes lag. Als er näher kam, erkannte Ché, dass es Alarum war; sein schmales Gesicht wurde durch die Anfänge eines Bartes verschattet. Der Spionmeister grüßte sie mit erhobener Hand und hielt sein Reittier an.
»Ihr seid fleißig gewesen«, sagte er mit einem Blick auf die Stadt. Sein Gesicht wies an der einen Seite eine Prellung auf, und seine Lippe war dort, wo sie geplatzt war, verschorft.
»Du auch, wie es aussieht«, bemerkte Sparus. »Du hast also unsere Bedingungen gestellt?«
Alarum nickte und stieg langsam aus dem Sattel. Er schwankte ein wenig, als sein Gewicht wieder ganz auf seinen Beinen ruhte.
»Hast du mit Glaub persönlich gesprochen?«
»Natürlich. Und seine Antwort war kaum überraschend.«
Sascheen saß noch immer zusammengesunken auf ihrem Stuhl. »Hat er dir das angetan?«
»Nein. Das war Halahan von den Graujacken. Ich habe sie so sehr gereizt, wie ich es mir erlauben konnte. Ihre Stimmung wurde daraufhin …« – er suchte nach dem richtigen Wort –, »… erkennbar.«
»Und?«, wollte Sparus wissen.
»Zuerst brauche ich etwas zu trinken. Es war ein langer und ermüdender Ritt, und ich habe seit Stunden keine Pause mehr eingelegt.«
»Später. Sag es uns sofort.«
Alarum hob die Brauen und legte den Arm müde über den Sattel. »Glaub ist zuversichtlich. Fragt mich nicht warum, denn seine Armee ist genauso klein, wie uns berichtet wurde. Er sagt, er freut sich sogar darauf, uns in einer offenen Feldschlacht gegenüberzutreten.«
Sparus lauschte auf jedes Wort mit grimmiger Aufmerksamkeit. »Wie steht es um seine Gesundheit?«
»Er wirkte rüstig. Bereit zum Kampf.«
»Was ist mit meinem Geschenk?«, warf Sascheen ein. »Wie hat er es aufgenommen?«
Der Spionmeister lächelte, auch wenn es kaum mehr als ein Zucken der Mundwinkel war. »Oh, sie haben es gut aufgenommen. Zuerst haben sie mich ein wenig durchgeprügelt, und dann haben sie mir einen Vortrag über all unsere Fehler gehalten. Glaub hat mir das hier als Gegengabe überreicht.« Alarum ging so unbeholfen zu dem Packzel, als ob seine Beine Stecken wären, und band das lange Bündel los.
Er entrollte die Leinwand auf dem Gras vor ihnen, und Ché warf wie alle anderen einen Blick auf den Gegenstand, der nun zum Vorschein kam.
Es war eine Charta, der berühmte Speer der mercischen Chartassa.
Einen Moment lang sagte niemand etwas. Sascheen und Sparus starrten sie nur an.
Neben ihnen ertönte ein trockenes Husten. Es kam von Lucian, und er machte weiter damit, bis es entfernt an ein Lachen erinnerte.
Sparus schenkte ihm keine Aufmerksamkeit. Er riss den Blick von der Charta los, als ob sie etwas Abscheuliches wäre. Lucian fuhr mit seinem seltsamen Gelächter fort, bis Sascheen auf ihren früheren Geliebten zusprang und den Stuhl umstieß, so dass der Kopf einige Fuß durchs Gras rollte. Er blieb mit den Augen in den Himmel gerichtet liegen, und ein einziges braunes Blatt klebte an seiner Wange.
»Bringt ihn dorthin zurück, wo er hingehört«, sagte sie zu niemand bestimmtem.
Ché ergriff die Gelegenheit und erhob sich. Er trat über die Charta, blieb neben dem Kopf stehen, packte eine Handvoll Haare und hob
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