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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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Feuer gesetzt hatten.
    Und er trank noch mehr.

Kapitel zweiundzwanzig
    Das Stille T al
    Heute Morgen war Ché früh aufgestanden und hatte sich etwas von der Kamillensalbe seiner Mutter auf den Ausschlag an den Armen geschmiert. Er hatte nicht gut geschlafen, denn ihm ging zu vieles durch den Kopf, und nun schaute er mit steifem Nacken durch die offene Zeltklappe. Er sehnte sich nach dem kargen Licht der Dämmerung und betrachtete das Tal, das weiß bestäubt vom Schnee war, der irgendwann in der Nacht gefallen war.
    Bei diesem Wetter würde es eine Ewigkeit dauern, bis die Armee und das Gefolge abmarschbereit waren. Draußen zerrte ein bitterkalter Wind an den Leinwandzelten des Lagers. Blätter und Abfall taumelten durch die Luft. Die Zele waren unruhig und drängten sich in ihren Pferchen auf der Suche nach einem warmen Platz in der Mitte der kleinen Herden zusammen. Einige Leute stapften durch den Schnee zu den Latrinen und hatten die Köpfe mit Hüten oder Kapuzen bedeckt.
    Durch den offenen Eingang sah er Schwan und Guan vorbeigehen. Guan warf ihm einen kühlen Blick zu. Schwan aber schaute herein und begrüßte ihn mit einem knappen Lächeln.
    Ché legte die Phiole mit der Salbe auf sein Bett und rollte die Ärmel herunter. Dann setzte er sich und dachte eine Weile nach. Er überprüfte das Messer in der Scheide, die er sich um den Fußknöchel gebunden hatte, stand auf und ging nach draußen. Er bemerkte, wie die Zwillinge einen der Pferche betraten. Ihr Zelt stand nicht weit von dem seinen entfernt. Als er es erreicht hatte, schlüpfte er hinein.
    Er schaute sich in dem ordentlichen Raum um und machte sich dann über die Rucksäcke her, die gegen die beiden Pritschen gelehnt waren. Im ersten fand er fest mit Zwirn zusammengebundene Zivilkleidung, ein Exemplar des Buchs der Lügen mit vielen Anmerkungen und eine Kladde mit Zeichnungen und Berichten, die Khos betrafen. Er wich zurück, als er am Boden des Gepäckstücks in einem kleinen Holzkästchen eine Vergifterausstattung fand, die identisch mit seiner eigenen war.
    Ché warf einen Blick hinter sich und vergewisserte sich, dass er noch allein war. Rasch durchsuchte er den anderen Rucksack. Seine Hände zogen einen Leinwandbeutel mit einer kleinen Phiole heraus. Er hielt sie gegen das Tageslicht. Eine dicke, goldene Flüssigkeit befand sich darin. Er zog den Stopfen heraus und roch vorsichtig daran.
    Ché schloss die Finger um die Phiole und eilte wieder nach draußen.
    *
    Sie befanden sich noch in dem Pferch und rieben gerade die Rücken ihrer Zele mit Gras ab, als er zu ihnen trat. Guan murmelte etwas zu seiner Schwester, als er Ché näher kommen sah. Sie grinste und wurde rasch wieder ernst.
    »Ich weiß, was ihr seid«, fuhr Ché die beiden an und drückte die Phiole in Guans Hand. Der Mann schaute darauf und warf seiner Schwester einen kurzen Blick zu.
    Sie lachte auf, packte die Mähne ihres Zel und sprang auf den bloßen Rücken des Tieres. Sie trieb es zum Sprung über den Zaun des Pferches an, und einen Augenblick später tat ihr Bruder dasselbe.
    »Reite mit uns«, sagte sie zu Ché, doch bevor er etwas erwidern konnte, war sie bereits an ihm vorbeigeeilt. Ihr Bruder folgte dicht hinter ihr.
    Ché stieß ein tiefes, kehliges Knurren aus. Er packte die Mähne des nächstbesten Zel, sprang ihm auf den Rücken und trieb es an, so dass es unter lautem Hufgeklapper ebenfalls über den Zaun setzte. Die beiden Zwillinge ritten durch die Öffnung in der Palisade und verließen rasch das Akolytenlager dahinter. Schnee stob von den Hufen ihrer Reittiere auf und erweckte den Anschein von Vögeln, die hinter ihnen herflatterten.
    Das Land war gut geeignet für einen Ritt, obwohl der Wind so kalt war, dass er Ché die Tränen auf die Wangen trieb. Halb geblendet und mit gesenktem Kopf zwang er sein Zel noch schneller voran und galoppierte den anderen beiden nach, die nun in einen kleinen Wald stürmten. Seine Kapuze wurde zurückgeweht und entblößte seinen Kopf. Er duckte sich noch tiefer, als er zwischen den knorrigen Stämmen entlangritt und das Kratzen von Blättern und Zweigen auf seinem Gesicht spürte. Vor ihm setzten die Zwillinge über eine Quelle und folgten dem Verlauf des daraus sich ergießenden Bächleins. Ché wandte sich nach links und wollte ihnen den Weg abschneiden. Er zwang sein Zel ebenfalls über das Wasser und schoss in vollem Galopp dahin.
    Seine Schenkel brannten, als er Schwan endlich erreicht hatte. Sie schlug mit einem

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