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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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schließlich und betrachtete den Dolch in seiner Hand.
    Glaub beachtete ihn nicht. Er stand da, hatte den Blick starr auf die flatternde Zeltklappe gerichtet und biss die Zähne zusammen.
    »Der Dolch«, sagte Halahan, nachdem er sich über den Mund gewischt hatte, »ist eine Zeremonialklinge von Mhann.«
    »Wozu dient er?«
    »Dazu, sich das Leben zu nehmen.«

Kapitel einundzwanzig
    T urms Brennen
    Am fünften Tag ihres Marsches stieg das Expeditionskorps der Reichsarmee in das Gebiet hinunter, das als das Sturzland bekannt und von den Stromschnellen des durch die Schneeschmelze stark angeschwollenen Zimtflusses durch zogen war.
    Im Norden standen hohe Berge schwarz und mit Kappen aus Eis vor dem blassen Himmel. Im Westen erstreckte sich das Sturzland bis zum fernen Horizont. Dahinter lag fruchtbares Land mit Reisfeldern, Obstplantagen und Weingärten, das am Windrausch vorbei zur flachen westlichen Hälfte der Insel auslief, wo die meisten Menschen wohnten und ausgedehnte Getreidefelder bis hinunter zur Sargassi-See wogten.
    Die Armee wandte sich nach Südwesten und folgte dem Zimtfluss, der sie zum Stillen Tal und den Ländern des Streck und von dort aus zur alten Stadt Tume führen würde.
    Die schwimmende Stadt war vermutlich schwer befestigt. Es war allgemein bekannt, dass sie zuerst eingenommen werden musste, bevor die Armee nach Bar-Khos im Süden vorrücken konnte.
    Hier am Zimtfluss traf die kampfgierige Streitmacht auf den ersten khosischen Ort. Die Späher sagten, er heiße Turm, und die Truppen mussten nicht nach dem Grund für diesen Namen fragen. Der Ort lag auf einem hohen Felsvorsprung, der sich über dem Flusstal erhob. Eine Mauer schlängelte sich darum und umgab die weiß gekalkten Häuser. Zahllose Türme aus blassem Granit stachen wie versteinerte Speere in den Himmel.
    Am Abend lagen die Stadttore, von Kanonenschüssen zerfetzt, am Boden, und die Reichsinfanterie ergoss sich durch sie in die gewundenen Straßen dahinter. Die überwältigten Verteidiger kämpften trotzdem weiter. Es waren in der Hauptsache Soldaten des örtlichen Principari, aber es befanden sich auch Zivilisten darunter, die Steine von Hausdächern warfen oder hinter Straßenbarrikaden ausharrten. Der größte Teil der Bevölkerung war bereits westwärts geflohen, gehetzt von den Reichssoldaten.
    Einige Zeit lang wagte ein khosisches Luftschiff, über dem Gemetzel zu kreisen. Es versuchte sogar, zwischen den Türmen der Zitadelle zu landen und die Verteidiger zu evakuieren, aber die drei schweren Reichsluftschiffe vertrieben es rasch wieder.
    Im blassen Zwielicht stieg Ché vor Sascheens Kommandozelt von seinem Zel. Die Matriarchin saß zusammengesunken auf einem Feldstuhl neben Erzgeneral Sparus. Um sie herum drängten sich Mitglieder ihres Gefolges und aßen Früchte, die aus den Obstgärten im Tal südöstlich des Ortes gestohlen worden waren. Ihre Gesichter glühten, als die Flammen der Stadt hoch in den dunkler werdenden Himmel schossen.
    Neben Sascheen stand ein scheinbar leerer Feldstuhl. Als sich Ché näherte, sah er, dass Lucians Kopf darauf ruhte – ein grotesker, fast komischer Anblick in dieser Umgebung.
    Sascheen lächelte, als sie Ché bemerkte. »Hast du auf deinem Ritt etwas Interessantes gesehen?«
    Ché hatte den Fels umrundet, auf dem die Stadt Turm brannte, weil er ein wenig allein sein wollte. Zunächst war er die ganze gewundene Straße entlanggeritten, die zu den Toren der Stadt und der Reichsinfanterie davor hochführte. Dann hatte er angehalten, als er die vielen aufgestapelten Leichen hinter den geborstenen Toren gesehen, den Gestank des Todes gerochen und die Schreie und Rufe aus dem Inneren der Stadt gehört hatte.
    Er hatte beschlossen umzudrehen und war auf dem Weg nach unten an Romano vorbeigekommen. Der junge General und sein Gefolge waren auf dem Weg in die Stadt gewesen, um sich zu amüsieren.
    »Ich glaube, sie haben ein paar Kornspeicher ausgeräumt«, sagte er zu der Matriarchin. »Die Wagen sind bereits beladen.«
    Neben ihr nickte Sparus zufrieden. Zusätzliches Getreide war für einen General, der eine Armee dieser Größe befehligte, ein Segen.
    »Setz dich«, sagte Sascheen zu Ché. »Du siehst müde aus.« Sie drehte sich zu einem ihrer Begleiter um, und der Mann sprang sofort von seinem Stuhl auf und ging davon.
    Widerstrebend nahm Ché Platz. Eigentlich wollte er nur in sein Zelt und zu seinen Büchern zurückkehren. Die Hitze der brennenden Stadt war sogar hier zu spüren. Sool

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