Im Auftrag der Rache
bereits sehr tief gesunken. Eine Baumspitze streifte den Boden des Rumpfes. Halahan spähte über die Seitenreling, und Erregung rauschte durch seine Adern.
Noch eine Minute , signalisierte die Frau im Ausguck.
Halahans Graujacken versammelten sich an der Reling neben den aufgerollten Fallreepen. Der Bug hob sich, und das Skud wurde langsamer. Noch immer trieb die Brise sie seitlich ab. Halahan bemerkte einige Gesichter, die zu ihnen hochschauten, aber ihre Alarmrufe gingen in der allgemeinen Verwirrung unter. Das Luftschiff flog über einen zugefrorenen Fluss, und dann wurde der Schnee auf dem Boden fleckig und ungleichmäßig, und weiße Flecken aus Eis lagen zwischen Büscheln aus Marschgras, das sich bis zum Beginn des Hügelkamms erstreckte. Hier befanden sich keine Menschen.
Etwas blitzte auf der Hügelkette auf. Ein Schuss traf den Schiffsrumpf, dann noch einer.
Die Frau im Ausguck drehte sich zu den Männern auf dem Deck um; ihre Augen waren hinter dem Fernglas verborgen. Sie hielt den Daumen nach unten.
Sofort warfen die Graujacken die Fallreepe über die Seiten und kletterten daran herunter. Sergeant Jay war der Erste, der das Schiff verließ. Halahan richtete seinen Hut und stieg ihm nach. Die Leiter schwankte unter seinen Stiefeln.
Er landete knöcheltief im Wasser, als seine Füße durch eine dünne Eiskruste brachen.
Na wunderbar , dachte er. Jetzt werde ich die ganze Nacht hindurch nasse Füße haben .
Hier war es sehr dunkel, denn die Monde wurden von dem Hügelkamm verdeckt. Schüsse peitschten das Wasser überall um die Männer herum. Halahan duckte sich in das Marschgras, während seine Soldaten zu einer weit gefächerten Angriffsformation ausschwärmten und das Feuer erwiderten.
Das Skud stieg rasch wieder in die Luft, als es seine Ladung losgeworden war. Einige Graujacken mussten vom Ende der Leiter springen. Ein zweites Schiff kam jetzt herbei, und weitere Graujacken kletterten heraus. Nun sah Halahan, wie das dritte Schiff den Fluss überquerte. Schüsse peitschten vom Hügelkamm auf die Luftschiffe zu und hinterließen bisweilen eine feurige Spur wie ein Nachbild im Auge.
»Gewehrschützen!«, rief Sergeant Jay und hielt mit der Hand seinen Helm fest. »Ich hatte gehofft, dass es nur Bogenschützen sind!«
Die ersten Skuds hatten nun ihre Schubdüsen auf volle Kraft gestellt und stiegen rechts von ihnen auf. Ihre drehbaren Kanonen spuckten Feuer und Schrapnells auf die Verteidiger des Höhenzuges. Halahan sah Holzstücke durch die Luft fliegen; eine knorrige Gelbkiefer am Hang war in zwei Hälften gespalten worden. Er wartete, bis das dritte Luftschiff ausgeladen hatte. Es blieb keine Zeit mehr, auf die anderen zu warten, und deshalb gab er der zweiten und dritten Schwadron das Zeichen, auf den Gipfel vorzurücken, während die erste ihnen Feuerschutz gewährte.
Er schaute zurück auf den Strom. Die Truppen der Reichsarmee sammelten sich und bewegten sich auf Halahans Männer zu. Die verbliebenen Luftschiffe feuerten aus allen Rohren, und die Graujacken an Bord schossen von der Reling auf die herannahenden Männer.
Sergeant Jay sah Halahan an, als ihre Männer an ihnen vorbeiliefen. Sie hatten sich die Gewehre auf den Rücken gebunden und ihre Kurzschwerter gezogen; einige waren überdies mit kleinen Armbrüsten und Pistolen bewaffnet. Unter Beschuss eilten sie den Hang hinauf.
Jay nickte ihm zu. »Bis bald auf dem Gipfel«, sagte er, zog sein Schwert und lief hinter den anderen her.
Halahan wünschte ihm viel Glück.
*
»Beeilung, Mann!«, knurrte Sparus, als sein Adjutant ins Zelt des Erzgenerals rannte und zwei Sklaven hinter ihm her schossen, von denen jeder einige Stücke seiner Rüstung trug.
Sparus stand in Unterwäsche da und bemerkte kaum die Kälte, während er das Chaos beobachtete, das sich in dem Lager unter ihm ausbreitete.
Die khosische Kavallerie fiel gerade über den Gepäcktross her. Vor wenigen Minuten waren sie aus der Nacht herangebrandet wie eine Geistertruppe, als die meisten Männer des Expeditionskorps entweder noch in ihren Notzelten geschlafen hatten oder müde auf die Beine gesprungen und so verblüfft gewesen waren, dass sie nicht reagieren konnten. Wenn der Feind sich mit diesem Überfall zufriedengegeben hätte, wäre er schon schlimm genug gewesen, aber er war durch das ganze Lager gedrungen, das sich lang und schmal zwischen dem See und dem fernen Hügelkamm erstreckte, und nun schlugen die Flammen aus den Versorgungswagen.
Khosische
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