Im Auftrag der Rache
brüllten ihre Chartassas an, heftiger voranzudrängen. Zu seiner Linken drückte ein Hauptmann von hinten gegen seine Männer und brüllte Obszönitäten über ihre Köpfe hinweg.
»Schick einen Läufer zu Ocien in der Neunten«, schrie ihm Glaub ins Ohr und nickte, als er die wenigen verbliebenen Chartassas rechts von ihm bemerkte. »Sag ihm, er soll eine Chartassa zur Unterstützung der linken Flanke schicken.«
Bahm wunderte sich wieder einmal über die Fähigkeit des Generals, den Namen eines jeden Offiziers unter seinem Kommando im Kopf zu behalten.
»Und, Leutnant«, rief Glaub hinter Bahm her, als dieser sich bereits umgedreht hatte und nach dem nächsten Läufer suchte, »teile General Reveres mit, dass ich persönlich herüberkomme und mich um ihn kümmere, wenn er noch weiter zurückweicht!«
»Ja, Sir.«
Nachdem Bahm einen Läufer zu Ocien geschickt hatte, wischte er sich mit zitternder Hand über das Gesicht. Er zuckte zusammen, als in seiner Nähe etwas explodierte.
Nichts konnte einen auf das Getöse einer Schlacht vorbereiten. Er erinnerte sich an das erste Mal, als er so etwas gehört hatte. Es war der erste Tag des Angriffs der Mhannier auf den Schild gewesen. Seine Eingeweide waren zu Wasser geworden und sein Gehirn zu Schlamm. Es war, als stünde man inmitten eines Gewitters: Die Knochen bebten und die Ohren schmerzten mehr als die Kehle, wenn man versuchte, sich schreiend Gehör zu verschaffen.
Der Lärm an der Frontlinie war unvorstellbar. Es war ein blutiges Morden, dessen Auswirkungen er in Gestalt von Leichen sah, über die die vordrängenden Truppen hinwegtraten. Der Gestank war unerträglich. Blut durchtränkte den schlammigen Boden und mischte sich mit allem anderen, was ein Körper bei solchen Gelegenheiten von sich gab. Es war eine stinkende, glitschige Masse, in die Bahm schon mehr als einmal gefallen war.
Die Lücke mitten in der Formation füllte sich mit Toten und Verwundeten. Überlastete Bahrenträger rannten hin und her und versuchten sich im Gleichschritt mit der Armee zu bewegen. Mönche halfen überall dort, wo sie konnten. Die Medicos kämpften ihre eigene Schlacht in dem Versuch, die Männer wieder zusammenzuflicken. Es fiel sogar Bahm, der am Schild viel Gemetzel gesehen hatte, schwer, diesen Schrecken zu betrachten. Blut spritzte aus offenen Wunden, das bloßliegende Fleisch war entsetzlich rot. Füße rutschten über grauen Eingeweiden aus, die entrollt im Schlamm lagen. Hautfetzen hingen herunter. Augenhöhlen starrten blind. Körper bluteten überall dort, wo ihnen Gliedmaßen abgeschlagen worden waren.
Einige Männer auf dem Boden schienen vollkommen unverletzt zu sein; sie saßen einfach nur weinend da oder starrten benommen in den Himmel. Ein Mann wollte sich die Rüstung ausziehen. Er versuchte es einige Minuten, aber es gelang ihm nicht einmal, die Brustplatte zu lösen. Am schlimmsten erging es jenen, die nicht mehr laufen konnten. Einige wurden zurückgelassen, als die Formation voranschritt, und von den Nachrückenden einfach totgetrampelt.
Bahm wandte sich von alldem ab. Er suchte nach der beruhigenden Gestalt von General Glaub, und sah, dass Koolas, der Kriegsplauder o ¯ , sich mit ihm unterhielt.
»Wir scheinen zum Stillstand zu kommen«, sagte der Mann gerade.
»Was?«
»Ich sagte, wir scheinen zum Stillstand zu kommen! Gibt es etwas, das wir dagegen tun können?«
»Tun?«, erwiderte der General. »Wenn es etwas gäbe, Mann, dann würden wir es schon längst tun!«
Koolas wirkte, als hätte er auf etwas Erbaulicheres gehofft. Er warf Bahm einen kurzen Blick zu, und dieser bemerkte, dass Koolas zitterte.
»Wir haben noch einen Vorteil«, verkündete der General, und sowohl Koolas als auch Bahm rückten näher an ihn heran. »Da wir vollkommen umzingelt sind, können unsere Männer nirgendwohin fliehen. Wir werden jedenfalls nicht besiegt werden.«
Bahm blinzelte heftig. Glaub klopfte ihm heftig auf den Arm und hätte ihn dadurch beinahe umgestoßen.
»Wir haben den Bären gepackt! Jetzt müssen wir seinen Griff ertragen, während wir uns an seine Kehle heranarbeiten.«
Koolas hatte noch immer nur seine Geschichte im Kopf. »Und was ist, wenn sie wegläuft, General? Ich meine die Matriarchin. Was dann?«
»Dann bringt ihr eigenes Volk sie für uns um. Diese Mhannier halten große Stücke auf die Tapferkeit ihrer Anführer.«
»Glaubt Ihr, dass sie aufgeben, wenn wir die Matriarchin töten?«
»Vielleicht. Oder es gelingt Sparus, sie
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