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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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Arm, als ob er froh wäre, den Diplomaten zu sehen. »Sie mussten es heute Nacht tun, nicht wahr?«, meinte er, während er sich den Schnee von den Stiefeln trat.
    Ché sah ihm nach, als er im Inneren verschwand, um mit der Matriarchin zu reden, dann drehte er sich wieder um und betrachtete die nächtliche Ebene unter ihnen. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die fernen Kampfhandlungen, die ihm fast gleichgültig waren, denn sie waren so weit weg und gingen ihn nichts an. Er fühlte sich wie ein Zuschauer beim Schay Madi, der den Gladiatoren beim Kampf ums Überleben zusah. Was ihn jedoch erstaunte, waren das offenbare Geschick und die Disziplin der Khosier. Er hatte eine undeutliche Ahnung davon, wie schwierig es sein musste, so viele Männer dazu zu bringen, sich gemeinsam im Kampf zu bewegen und überdies noch mitten in der Schlacht die Stoßrichtung zu ändern.
    Als er sie vorhin bei einem solchen Manöver beobachtet hatte, war ihm der Mund aufgeklappt, und sein Puls hatte schneller geschlagen. Er hatte nicht gewusst, dass so etwas überhaupt möglich war.
    Es ist mir egal, wer diesen Kampf gewinnt , dachte Ché und war über sich selbst erstaunt. Doch dann begriff er, dass das eine Lüge war. Er zog durchaus eine der Parteien vor.
    Allerdings war es die gegnerische.
    *
    Etwas prallte klappernd von Bulls Helm ab. Er schaute hinter seinem Schild hervor und sah den Mann links von ihm in der Dunkelheit zu Boden gehen. Er befand sich in dem wogenden Gedränge im Bauch der Chartassa.
    Bull schüttelte den Kopf und trieb sich damit den Schweiß aus den Augen. Ein anderer Mann trat vor und nahm den Platz des gefallenen Kameraden ein. Der Soldat sprang über den Toten, hob seinen Schild und rückte zusammen mit den anderen nach vorn. Er war teilweise von Bulls breitem Schild verborgen und schaute auf zu ihm. Seine Augen weiteten sich, als er Bull erkannte. Der Mann bleckte die Zähne in einem wahnsinnigen Grinsen.
    Bull nickte ihm zu.
    Auch Bull schob sich nach vorn und drückte seinen Schild gegen den Rücken des jungen Wicks, als dieser im dicken Schlamm ausrutschte. Überall um sie herum gingen Geschosse nieder, und der Junge duckte sich so tief, als befände er sich nackt in einem Hagelsturm. Auf diese Weise bot er Bull, der eineinhalb Fuß größer als er war, nur wenig Schutz.
    Seine Größe war in den inneren Reihen schon immer ein Nachteil gewesen. Er musste sich tief bücken, damit er hinter den Schild des Vordermannes passte, und so schmerzte ihm der Rücken bereits furchtbar. Es war nicht wie in den alten Tagen, dachte er verbittert. Damals hatte man ihm so sehr vertraut, dass er ein Frontmann gewesen war, auf dessen Mut und Kampfkraft man sich hatte verlassen können. Manchmal war er sogar der Anführer einer Reihe gewesen, der sich im hinteren Bereich aufhielt und für Ordnung zu sorgen hatte.
    Wenigstens war er aufgrund seiner Größe in der Lage zu sehen, was an der Front vor sich ging, auch wenn nun eine vorüberziehende Wolkenbank die Schwestern des Verlustes und der Sehnsucht verdeckte und sein Blickfeld einschränkte. In den letzten Minuten war der Kampf heftiger geworden.
    Über den Bronzerand seines Schildes erkannte er nur noch die nächsten drei Männer in den Reihen vor ihm. Er sah Wicks, der nun der Front so nahe gekommen war, dass er mit seiner Charta blind und wild über die Schultern seiner Vordermänner zielte und für diese genauso sehr eine Gefahr darstellte wie für den Feind; dann sah er den Mann vor Wicks, der mit größerer Beherrschung zustieß, als ob er so etwas schon öfter getan hätte, und den Mann an der Front, der nur ein vager Umriss in der Dunkelheit war und über dem Rotgardisten stand, der noch vor kurzem diesen Platz eingenommen hatte; die fernen Flammen spiegelten sich in Helm und Schwert, während er zuschlug und sein Leben verteidigte.
    Dahinter konnte Bull die Masse des Feindes kaum erkennen; er sah nur, wie die Speerspitzen gegen die Männer zu seinen Seiten gerichtet wurden. Durch den Chor der Schlacht hörte er die Schreie und das Stöhnen des Zusammenpralls vor ihm.
    Der Feind richtete offenbar großen Schaden an. In rascher Folge stieg er über die Leichen von drei Männern, die allesamt tot waren. Ihre Helme und Schilde waren eingedrückt, ihre Gesichter zu Brei zerschlagen und ihre Arme gebrochen, als ob es Zweige wären. Rechts und links von ihm war es dasselbe. Sie bewegten sich schneller durch die Reihen der Chartassa nach vorn, als diese sich selbst

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