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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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erleuchtet war. Ein stetiger Strom von Bahrenträgern bewegte sich darauf zu, und hinter dem Hauptzelt waren die Leichen abgelegt worden. Keine Wächter waren in Sicht.
    Asch ging auf den Leichnam eines Akolyten zu und nahm ihm Robe und Maske ab. Er bemerkte einen Arzt, der in dem hellen Zelt gerade bei der Arbeit war. Der Mann sägte ein Glied durch, während sein Patient im Delirium redete.
    Asch ging weiter und folgte der Matriarchin, die auf das Waffengetöse zuzog.
    *
    Nun erlitten sie schwere Verluste. Bahm war durch einen Pfeil verwundet worden, der sich ihm in das Fleisch des Unterarms gebohrt und die Sehnen geritzt hatte, wie er glaubte, denn er konnte die linke Hand nicht mehr zur Faust ballen. Es schmerzte stark, und während er mit General Glaub Schritt hielt, biss er die Zähne zusammen und ertrug es stumm, als sich eine Medico im Laufen hastig um seine Wunde kümmerte.
    Es war noch nicht alles verloren, denn sie befanden sich wieder auf dem Vormarsch. Halahans Graujacken schossen Granaten auf die Reichsarmee unmittelbar vor der khosischen Formation und dünnten sie derart aus, dass die Chartassa erneut vorwärtsdrängen konnte. Aufgrund dieser Entwicklung hatte sich Glaubs Stimmung gebessert. Es war, als ob seine Gebete erhört worden seien. Der General betrachtete die kämpfende Chartassa vor ihm und trieb sie an.
    »Den Arm stillhalten!«, rief die Medico Bahm zu, während sie seine Wunde mit Alkohol aus einer kleinen Flasche auswusch.
    Durch seine Schmerzen hindurch warf er einen Blick auf die junge Frau in der schwarzen Lederkleidung des Spezialkommandos und nahm sie nun zum ersten Mal richtig wahr. Sie war kaum mehr als ein Mädchen und auf zerbrechliche Art sehr schön. Während sie arbeitete, ließ sie die Zunge aus dem Mundwinkel hängen. Ihr honigfarbenes Haar klebte unordentlich am Schädel.
    Zuerst hatte er sie nicht erkannt. Nicht hier. Nicht an diesem Ort.
    »Löckchen?«, krächzte er überrascht. »Bist du das, Mädchen?«
    Ihre Blicke trafen sich kurz, dann arbeitete sie weiter. »Ich habe mich schon gefragt, ob du mich nicht erkennst«, keuchte sie.
    »Was zum Narren machst du hier?«
    »Ich versorge deinen Arm, damit du nicht verblutest.«
    »Geht es dir gut?«
    Sie hielt inne und schaute hoch zu ihm. »Nein«, sagte sie, schüttelte den Kopf und holte einen Verband aus ihrer Tasche. »Dir etwa?«
    Sie war weiß vor Angst, und ihre Augen hatten einen unheimlichen Blick, als ob sie Dinge gesehen hätte, die sie nie wieder sehen wollte.
    Er erinnerte sich, dass sie eine Lagosierin war und all die Verbrechen überlebt hatte, die die Mhannier ihrem Volk angetan hatten. In diesem Augenblick dachte Bahm mit größter Eindringlichkeit: Diese verfluchten Mhannier … wenn es auf dieser Welt überhaupt noch so etwas wie Gerechtigkeit gibt, dann werden wir diesen Kampf irgendwie gewinnen, diese Armee zerschmettern und ihre Heilige Matriarchin am höchsten Baum aufhängen .
    Ein Körper lag ihnen im Weg; er war offenbar tot. Sie schritten darüber hinweg. Löckchen presste ihm den Verband gegen die Wunde. »Halt das einen Moment fest«, sagte sie und durchsuchte wieder ihren Beutel. Sie zog eine weitere Bandage heraus und wickelte sie ihm um den Arm. »Jetzt kannst du loslassen.«
    Bahm griff nach seiner Wasserflasche. Mit den Zähnen zog er den Korken heraus, nahm ihn in die Hand, in der er auch die Flasche hielt, und trank rasch einen Schluck kaltes Wasser. Allmählich verlor er jedes Zeitgefühl. Wie lange dauerte der Kampf schon an?
    »Willst du trinken?«, fragte er Löckchen.
    Sie öffnete den Mund und ließ es zu, dass er ein wenig hineingoss. Als sie seine Bandage verknotet hatte, nahm sie ihm den Korken aus der Hand, schloss die Flasche und hängte sie sich an ihrem Riemen über die Schulter. »Ich brauche sie mehr als du«, sagte sie. »Für die Verwundeten.«
    Er kam nicht mehr dazu, eine Erwiderung zu geben. Glaub hatte vor ihnen etwas erspäht und schritt voran, um einen Blick zwischen den wogenden Speeren der ersten Chartassa hindurchzuwerfen.
    Bahm folgte seinem Blick und konnte kaum glauben, was er sah. Die Standarte der Matriarchin flatterte unmittelbar vor ihnen. Sascheen nahm an der Schlacht teil.
    Süßes Dao, vielleicht kommen wir doch noch an sie heran .
    Während vor ihnen andauernd die Granaten niedergingen und die feindlichen Linien in Verwirrung stürzten, verspürte Bahm einen plötzlichen Hoffnungsschimmer.
    Wenn Halahan nur den Hügelkamm halten kann.
    *
    »Oberst

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