Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
Vom Netzwerk:
beachteten ihn nicht, sondern schauten weiterhin auf Sascheen herunter.
    Sie begriff nicht, was das bedeutete, und starrte die Decke des Leinwandzeltes an, die heftig im Wind flatterte. Die Szenerie hatte etwas Verlorenes und Wütendes an sich.
    »Tut, was ihr tun müsst«, sagte sie leise und schloss die Augen.

Kapitel einunddreißig
    Ein Hastelspiel
    Asch erwachte hustend in einem dunklen Raum. Er versuchte sich zu erinnern, wo er war, während er unter seinen Händen weiche und luxuriöse Laken spürte.
    »Ganz ruhig«, sagte eine Stimme. Er drehte ihr den Kopf zu und atmete dabei unruhig. Eine Gestalt stand vor einem dunklen Fenster auf, näherte sich seinem Bett und hielt dabei etwas in der Hand.
    Asch drückte sich gegen die großen Kissen und nahm die hölzerne Flasche entgegen, die ihm vorgehalten wurde. Er hustete noch einmal, als er einen Schluck kaltes Wasser nahm, dann trank er mehr.
    »Danke«, krächzte er, als Ché zu seinem Sessel beim Fenster zurückkehrte.
    Vorsichtig und zaghaft schwang Asch die Beine aus dem Bett und stellte sie auf den kalten Holzboden. Ihm war schwindlig vor Übelkeit. Sein Schädel pochte dort, wo die Schwellung saß. Er fühlte sich gar nicht ausgeruht.
    »Wo sind wir?«, gelang es Asch zu fragen, nachdem er mehrfach Luft geholt hatte.
    Chés Umriss wandte sich ihm zu. »Versteckt in einer Stadt, die jedermann unbedingt verlassen will«, sagte der Mann, drehte sich wieder zum Fenster hin und spähte hinaus in die Nacht.
    Asch stand auf, reckte und streckte sich unter lautem Knacken und wartete darauf, dass sich nicht mehr alles in seinem Kopf drehte. In der Ferne war Kanonendonner zu hören, und er roch etwas Verbranntes. Mit einem Ächzen tappte er hinüber zum Fenster und schaute nach draußen. Der Schneeregen hatte endlich aufgehört, und der Wind zerrte an den Wolken, so dass gelegentlich Sternenlicht hindurchsickerte. Es reichte aus, einen Rauchschleier zu beleuchten, der hoch und dünn über der Stadt lag.
    Asch bemerkte die Flotte der Boote, die nach Westen aufgebrochen waren; sie hinterließen ein unheimliches blaues Glimmen in ihrem Kielwasser. Ché sagte: »Unsere Aussicht darauf, die Stadt zu verlassen, wird mit jedem ablegenden Boot geringer.«
    Asch drückte die Handfläche gegen den Fensterrahmen und lehnte sich dagegen. Seine Brust brannte bei jedem Atemzug, aber die Luft schien ein wenig zu helfen, auch wenn sie mit Schwefeldämpfen geschwängert war.
    Er kniff die Augen zusammen und betrachtete die verschwommene Uferlinie um den See herum. Da draußen befand sich eine große Anzahl von Fackellichtern. Sie waren überall am südlichen und nördlichen Rand zu sehen, genau wie die Feuersäulen, die in die Nacht aufschossen und von brennenden Gebäuden herrührten. Asch bemerkte, wie sich die Fackeln ausbreiteten und langsam am Westufer entlangkrochen, das den Windrauschwald begrenzte.
    »Wir befinden uns auf einem See, der im Augenblick vom Feind umzingelt ist.«
    Asch zog unbeholfen – denn er konnte seine Glieder noch nicht richtig bewegen – einen weiteren Sessel durch das Zimmer und schlug dabei gegen das Bett. Der Lärm schien in dem leeren Haus überaus laut zu sein. Er setzte sich mit seiner Wasserflasche neben das Fenster, trank gelegentlich und schaute mit Ché zusammen hinaus in die Nacht.
    »Geh, wenn du willst«, sagte er zu der dunklen Gestalt ihm gegenüber. Er bemerkte, dass Chés Augen ihn kalt anstarrten.
    »Ich will dir nicht die Möglichkeit zur Rache nehmen.«
    Asch warf dem jungen Mann die Flasche in den Schoß und bemerkte, wie er blinzelte. Ché richtete die Flasche auf, als das Wasser aus ihr in seinen Schoß und von dort auf den Boden tropfte.
    »Glaubst du«, knurrte Asch, »nur weil du mich aus einer schlimmen Lage errettet hast, hast du für all deine Untaten bezahlt? Das solltest du nicht glauben, Ché. Und mach keine Scherze über das, was zwischen uns steht. Ich finde nichts Lustiges daran.«
    Ché wandte das Gesicht wieder dem Fenster zu. »Tu, was du tun musst, alter Mann«, seufzte er. Der Diplomat kratzte sich träge am Hals, und Asch erinnerte sich wieder an ihn, als er in Sato ausgebildet worden war: ein kleiner Junge mit sorgenvollen Augen, der jeden Moment in Lachen ausbrechen konnte, so plötzlich wie ein Schwarm aufgescheuchter Vögel.
    »Du warst einer von uns«, klagte Asch ihn an.
    »Das hatte ich auch geglaubt.«
    »Du bist zu Mhann hinübergewechselt.«
    Ché verzog die schmalen Lippen zu einem humorlosen Lächeln.

Weitere Kostenlose Bücher