Im Auftrag der Rache
gingen die Männer nieder. Ein brennendes Scheit flog auf einen Soldaten zu, der gerade seinen Behälter ausgoss. Der Mann stand einfach da und sah mit offenem Mund zu, wie das Scheit in die Öllache fiel und diese entzündete. Sofort breiteten sich die Flammen auf der Brücke aus; blaues Flackern wurde rasch zu grellem Rot und Gelb. Der Soldat drehte sich um und wollte gerade weglaufen, als das Feuer ihn überspülte. Er rannte wie ein brennender Docht zum Geländer, sprang mit rudernden Armen darüber und versank im kristallklaren Wasser.
Halahan kaute weiter an seiner Pfeife und sah zu, wie eine brennende Sandale an die Oberfläche stieg, während ihr Besitzer in den Tiefen versank.
»Heilige Güte«, stöhnte Hoon, als er sich hinter seinem Gewehr aufrichtete.
Halahan senkte sein kostbares Fernglas und betrachtete die Brücke. Sie ging überall in Flammen auf – zumindest auf der Seite, die der Stadt zugewandt war. Brennende Männer kreischten und sprangen ins Wasser. Die Heimatwache versuchte die Stoßtruppen abzuwehren und wurde sowohl von ihnen als auch von den Flammen in ihrem Rücken bedrängt.
»Eine halbe Brücke«, fluchte Halahan, während er die Hitze der Flammen im Gesicht spürte und das brennende Öl und Seekraut roch. Seine Männer sahen ihm zu, wie er sich von der Szenerie vor ihm abwandte und schnell auf die Treppe zuging.
»Eine halbe verdammte Brücke!«
*
Es war zu ihrem eigenen Besten, hatte ihr Leibarzt Klint mit beruhigender Stimme gesagt. Wenn sie nur einen einzigen Muskel an ihrem Hals bewegte, würde sie möglicherweise sterben. Also lag Sascheen still auf dem Bett, während Kopf und Schultern in einem hölzernen Korsett steckten und sie bewegungslos machten. Sie fühlte sich schwach und fiebrig und kam sich mehr als nur ein wenig lächerlich vor.
Klint hatte ihr mitgeteilt, dass sie angeschossen worden war. Als die Bleikugel durch ihren Halsschutz geschlagen war, war sie auseinandergebrochen, und während die meisten Stücke die Haut glatt durchschlagen hatten, hatte er eines entfernen müssen, das sich fest in ihr Fleisch gebohrt hatte. Neben den blutstillenden Mitteln und solchen gegen Blutvergiftung konnte er unter den gegenwärtigen Umständen nichts mehr für sie tun.
Werde ich überleben? , hatte Sascheen ihn flüsternd gefragt, nachdem sie zuerst angehört hatte, was er ihr zu sagen hatte.
Klint hatte ihr seine feuchte Hand auf den Arm gelegt, auch wenn Sascheen sie kaum spüren konnte. Vielleicht, wenn ein Wunder geschieht , hatte er grimmig zu ihr gesagt. Und dann hatte er sie lächelnd gefragt, ob sie ihm erlaube, eines zu wirken, und ihr genau erklärt, was er vorhatte.
Wenige Augenblicke später war der Arzt zurückgekehrt und hatte eine Phiole mit der Königlichen Milch in der Hand gehalten. Vorsichtig hatte er die Verbände an ihrem Hals entfernt, und während ihre Dienerinnen sie festgehalten hatten, hatte er einige ätzende Tropfen auf die Wunde geträufelt.
Jetzt lag Sascheen in der Mitte ihres zugigen Zeltes, während die Leinwand überall um sie herum zuckte und flatterte und die Priester und Generäle mit lauter Stimme stritten, und die Königliche Milch kreiste noch immer in ihrem Blut. Die Männer stritten darum, was sie mit ihr machen sollten und wie die Armee weiter voranschreiten konnte. Sascheen hörte ihnen kaum zu. Eine Weile betrachtete sie die Flammen in einer der Räucherpfannen, die vom Luftzug umschmeichelt und angefacht wurden. Der Rauch kreiste unter der Decke, bevor er durch einen der Lüftungsschlitze austrat. Sie dachte an Q’os, an ihr Zuhause und an ihren Sohn, den sie erst vor kurzer Zeit verloren hatte. Aber die Stimmen wurden beharrlicher und erschufen eine Kakophonie in ihrem Kopf.
» Genug! «, befahl sie mit einer krächzenden Stimme, die keineswegs dem entsprach, was sie erwartet hatte.
Dennoch brachte es die anderen zum Schweigen
»Matriarchin«, sagte ihre alte Freundin Sool, als sie an Sascheens Seite eilte. »Bitte, Ihr dürft nicht sprechen.«
»Halt den Mund, Sool«, erwiderte Sascheen. »Ich kann nichts anderes mehr als sprechen.«
Sool zögerte, verneigte sich schließlich und machte einige Schritte nach hinten. Sascheen bat um Wasser, und ihr Verwalter Heelas tröpfelte ihr etwas auf die trockenen Lippen. »Haben wir gewonnen?«, fragte sie leise.
Der alte Priester nickte. Besorgnis lag in seinem Blick.
»Erzgeneral«, sagte sie so laut wie möglich zu Sparus, der mit dem Helm unter dem Arm vor dem jungen Romano
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