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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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er wie ein Sack Kartoffeln durch die Öffnung geschoben wurde.
    Chilanos öffnete den Mund und stimmte einen Gesang an, als die Grube wieder geschlossen wurde. Es war das Lied der Vergessenen , dessen vertraute Worte laut und aufwühlend in den Tiefen der Grube erklangen.
    Bull kämpfte sich auf die Knie, und wieder rasselten seine Ketten. »Sag ihnen, was sie hören wollen!«, rief er. »Hast du mich verstanden, Bahm? Sag ihnen alles, was sie wissen wollen!«
    *
    Sparus war unglücklich, als er die Wendeltreppe hinunterstieg, die sich durch den Fels bohrte, auf dem die Zitadelle errichtet war.
    Glaub war entkommen, daran konnte es jetzt keinen Zweifel mehr geben. Der Principari von Tume hatte es gesagt und ihn mit dieser Nachricht auch dann noch verspottet, als er schon im Sterben lag.
    Und nun hatte ihn die Nachricht ereilt, dass sich der Zustand der Matriarchin verschlechtert hatte.
    Sparus hatte das Gefühl, als ob alles um ihn herum zusammenbräche. Den Anfang hatte dieser verrückte Plan der Invasion gemacht, der noch von seinem Vorgänger Mokabi ausgeheckt worden war. Sogar der Fall von Tume bedeutete keinen Erfolg für ihn. Wenn sie jetzt nicht so schnell wie möglich auf Bar-Khos vorrückten, könnte es für sie – für ihn – in einer Katastrophe enden.
    Mehr denn je wünschte er sich, er hätte das Kommando über diese Expedition verweigert. All die Jahre hatte er sich durch schmutzige Schlachten in fernen Ländern gekämpft und war die schlüpfrigen Sprossen auf der Erfolgsleiter emporgeklettert, nur um das zu erreichen, was er als unerreichbar gehalten hatte: die Position des Erzgenerals von Mhann. Und nun standen bei dieser Invasion von Khos sein Ruf und sein ganzes Leben auf dem Spiel. Wie würde man sich an ihn in den Geschichtsbüchern erinnern, wenn das hier schiefging?
    Es machte ihn wütend, wenn er bloß daran dachte.
    Tief unter der Zitadelle bildete der Versunkene Palast einen Komplex aus großen Gemächern, die von Kristalllaternen in zahllosen Kandelabern erhellt wurden. Die Wände waren aus dickem Glas, vor dem Sascheens Ehrengarde Wache stand. Dahinter schimmerte das klare Wasser des Sees, das durch die überhängenden Flöße der Stadt verdunkelt wurde, während Lichtfächer durch die offenen Kanäle fielen. Hinter jedem Fenster waren Fischschwärme zu sehen, die durch das Tageslicht schossen. Blasen stiegen vom düsteren Seeboden auf. Einige barsten an der Oberfläche, andere rollten an der Unterseite der Krautinseln entlang.
    »Ah, Erzgeneral, ich würde gern mit Euch sprechen, wenn es Euch genehm ist.« Das war Klint, der sich vor ihn gestellt hatte.
    »Was ist los, Arzt?«, fragte er den Mann ohne jede Geduld.
    Klint bat ihn in ein leeres Zimmer, in dem bequeme Sessel standen und alte Portraits an den Wänden hingen. Der Mann leckte sich die Lippen und sah sich um, ob jemand in der Nähe war und lauschte.
    Gehetzt flüsterte er: »Ich glaube, die Heilige Matriarchin ist vergiftet worden.«
    »Vergiftet? Wie?«
    »Ihre Wunde. Ich glaube, die Kugel war mit Gift überzogen.«
    »Bist du sicher?«
    »Man kann es in der Wunde riechen, wenn man eine Nase für solche Dinge hat. Und ihre Symptome … Zuerst hatte ich geglaubt, es sei eine Blutvergiftung. Aber jetzt sehe ich, dass es mehr ist.« Er schüttelte den Kopf. »Es sieht aus wie Schwarzfußsporen.«
    Sparus schloss für eine Weile die Augen. Jetzt ist sie also da , dachte er. Die Katastrophe, auf die du gewartet hast .
    »Ich glaube nicht, dass die Khosier so etwas benutzen«, sagte er und roch das widerwärtig süße Parfum des Mannes, als Klint näher an ihn herantrat.
    »Allerdings nicht. Nur die Élasch stellen solche Gifte her. Und nur unsere Diplomaten setzen sie ein.«
    Erzgeneral Sparus kniff die Augen zusammen und betrachtete den Mann eingehend. »Willst du damit andeuten, dass jemand aus unserem eigenen Volk das getan hat?«
    Klint zuckte kurz mit den Schultern. »Ich bin Arzt und sonst nichts. Ich kann nur meine Befunde mitteilen.«
    Sparus rieb sich die Nasenflügel mit schmutzigen Fingern. Das ergab keinen Sinn für ihn.
    »Kannst du sie retten?«
    Der Arzt senkte den Blick. »Das ist schwer zu sagen. Ich behandle sie mit Königlicher Milch, aber die Milch … Unser einziger Vorrat davon befindet sich in dem Gefäß mit Lucians Kopf darin, und sie findet es nicht gut, dass ich diese Milch benutze.«
    »Mach dir keine Gedanken wegen dieses Narren von Lucian. Nimm so viel davon, wie du brauchst. Du hast meine Erlaubnis

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