Im Auftrag der Rache
kann.«
Romano, Heiliger Patriarch von Mhann , sagte er sich vor und probierte den Titel gleichsam an.
»Wir könnten zumindest mit den Vorbereitungen beginnen.«
Romano seufzte. Er wollte diesen Mann los sein, damit er die guten Nachrichten mit seinem Gefolge gebührend feiern konnte.
»Also gut. Wende dich an die Hauptmänner und die anderen rangniedrigeren Offiziere. Biete ihnen Beförderungen an, wenn sie sich uns anschließen. Jeder, der eine sofortige Antwort verweigert, wird auf die Säuberungsliste gesetzt.«
Kapitel siebenunddreißig
Die Wege trennen sich
Sie verschliefen ihren Kater den längsten Teil des Tages hindurch und wachten nur gelegentlich vom fernen Gewehrfeuer auf. Löckchen lag auf den Schindeln, die sie über die Balken des Dachbodens gelegt hatten, während Ché sich an ihren Rücken drängte und ihr den Arm um den Leib gelegt hatte, um sie warm zu halten.
Der alte Farlander blieb draußen auf dem Dach. Er hockte im Schatten eines Kamins und beobachtete die Zitadelle sowie die Straßen unter ihnen.
Löckchen war hungrig und auch durstig, denn ihnen war das Wasser ausgegangen. Aber sie wagte es nicht hinauszugehen. Sie war bereits in Panik geraten, als sie Geräusche in den Räumen unter ihnen gehört hatte. Eine Tür war geschlagen worden, und Gläser hatten geklirrt. Sie hatte sich nicht bewegt, sondern still wie eine Ratte in ihrem Schlupfwinkel gewesen.
Ché zappelte im schwachen Licht, das durch das Loch im Dach hereindrang, hinter ihr herum.
»Hast du Flöhe?«, fragte sie ihn.
»Warum?«
»Du kratzt dich andauernd.«
Er bewegte sich nicht mehr. Sie spürte seinen Atem an ihrem Nacken.
»Bald müssen wir aufbrechen«, murmelte er ihr ins Ohr.
Löckchen nickte. Sie hatte versucht, nicht daran zu denken. Hier in diesem Schlupfwinkel fühlte sie sich sicher – zumindest so sicher, wie es die Umstände erlaubten.
»Ich habe Angst«, gab sie zu.
Er hielt sie fester, aber das war es nicht, was sie jetzt brauchte. Ihr wäre etwas Schlack lieber gewesen – und Alkohol zum Herunterspülen.
»Hast du denn gar keine Angst?«, fragte sie ihn und drehte dabei leicht den Kopf.
»Nein.«
Wie seltsam , dachte sie.
»Du hast mir noch gar nichts über dich erzählt. Wenn ich mich recht erinnere, war ich es, die in der letzten Nacht am meisten geredet hat.«
»Allerdings. Weißt du, ich bin kein großer Redner.«
»Du willst es mir nicht erzählen, stimmt’s?«
Er atmete schwer. »Glaube mir, es ist besser so.«
Löckchen rollte sich auf den Rücken. Ihr Hüftknochen schmerzte vom langen Liegen auf den harten Schindeln. Durch das Loch im Dach sah sie einen Abendstern am dunkler werdenden Himmel glimmen.
Sie drehte die müden Augen Ché zu.
»Bist du noch immer der Meinung, dass ich schön bin?«
»Wie bitte?«
»Das hast du mir gestern gesagt, als du betrunken warst.«
»Das wichtige Wort in diesem Satz ist betrunken .«
Sie tat so, als wäre sie verärgert, und rollte sich von ihm fort. Sie spürte seine Hand auf ihrer Schulter; sanft wurde sie zurückgezogen.
»Löckchen, wenn tausend schöne Frauen nackt vor mir stünden, wärest du noch immer die erste, die meine Blicke auf sich zieht.«
»Oh?«
»Oh.«
»Das ist also alles, was dir etwas bedeutet? Ein gutes Aussehen und ein straffer Körper?«
Nun war es Ché, der finster dreinblickte. Aber seine Miene wurde wieder sanfter, und ein Lächeln flackerte über sein Gesicht. »Nein«, sagte er. »Nicht bei dir.«
Er schien es ernst zu meinen.
Über ihnen ertönte ein Kratzen, und das Gesicht des alten Farlanders erschien in der Öffnung. »Ché«, sagte er, »ich muss mit dir reden.«
Löckchen sah zu, wie sich der junge Mann erhob und zu Asch ging. Sie richtete sich auf und wischte sich den Staub von der Kleidung. Plötzlich dachte sie an ein heißes Bad und eine warme Mahlzeit.
Die beiden Männer stritten mit gedämpfter Stimme über irgendetwas. Löckchen wartete und schaute das Spinnennetz an, das im Schatten der Balken hing. In der Mitte saß eine fette Spinne und fischte die Luft nach Fliegen ab.
Chés Stimme wurde lauter. »Sie könnte bereits im Sterben liegen, alter Narr. Du würdest Selbstmord begehen, und wofür?«
» Weil ich es einfach tun muss «, zischte der alte Mann.
Beide schwiegen für eine Weile; beide waren zornig. Ché schaute herunter auf Löckchen, aber sie tat so, als hätte sie seinen Blick nicht bemerkt.
Ché streckte dem Mann die Hand entgegen. Zuerst zögerte der Farlander, doch
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