Im Auftrag der Rache
leben, denn es konnte sein, dass man bereits den nächsten Sonnenaufgang nicht mehr sah.
Wie zum Beweis dieser Worte machte ihr Herz einen Sprung, als sie sein Gesicht am Rande des Daches erblickte. Eine Freiwillige half Ché hinauf.
»Ché!«, rief sie und rannte ihm entgegen. Er war blutüberströmt und kaum bei Bewusstsein. »Ché?« Er hob den Kopf und versuchte sie anzusehen.
Bring mich weg von hier , sagte seine Miene.
Löckchen warf sich seinen freien Arm über die Schulter und half der Freiwilligen, ihn auf das Schiff zu ziehen.
Eines der kleinen Skuds legte vom Dach ab. Ein anderes zündete die Steuerdüsen und nahm die leer gewordene Stelle ein. Etliche Männer wichen zurück und machten ihm Platz.
»Irgendwas von dem alten Farlander zu sehen?«, krächzte er.
Löckchen schüttelte den Kopf. »Er sollte sich beeilen, wo immer er stecken mag, wenn er noch von dieser Insel runterkommen will.«
Der junge Mann schnaufte; es klang beinahe wie ein Lachen. »Dieser alte Bastard? Er wird schon einen Weg finden. Vermutlich ist er bereits weg.«
*
Asch trieb das Kriegszel auf die Vordertür des Hauses zu und schlug ihm immer wieder mit dem in der Scheide steckenden Schwert gegen die Flanke.
Er kauerte sich tief in den Sattel, als er durch die Tür brach, und preschte über die Holzdielen einer Halle. Hinter sich hörte er Rufe, als das Reittier ihn bereits durch die Hintertür trug.
Es schnaubte und machte drei große Sprünge über einen offenen Hof. Asch trieb es hart an, und es setzte über einen Zaun und landete auf der anderen Seite. Das Zel stolperte kurz, erlangte wieder das Gleichgewicht und schoss über einen verlassenen Platz, während Armbrustpfeile von hinten an ihnen vorbeischossen.
Asch warf einen kurzen Blick zurück. Er sah, wie Männer über den Zaun kletterten und Reiter aus den Seitenstraßen auftauchten.
Das Gewehrfeuer kam näher. Er war nicht mehr weit entfernt.
Die Flanken des Tieres waren hell vom Schaum, und der Atem rasselte in seiner Kehle. Es fühlte sich gut an, wieder so zu reiten, mit Wind in den Augen und Kühnheit im Blut; es war wie eine Erinnerung an die Jugend.
»Los, weiter!«, ermunterte er das Zel, das über einen Berg aus verstreuten Körben sprang und in eine der Straßen auf der anderen Seite des Platzes einbog. Seine Hufe donnerten über die Holzsteige. Nun konnte Asch den Hafen am Ende der Straße sehen. Die hohen Pfähle waren von Laternen erleuchtet, aber nirgendwo war mehr ein Schiff zu sehen.
Eine Kanone donnerte; der Lärm rollte die Straße entlang.
Asch preschte aus der Straße heraus und geriet geradewegs in eine Schwadron der Reichsinfanterie. Das Zel bahnte sich einen Weg durch die Menge hindurch, ohne langsamer zu werden. Asch bemerkte ein Lagerhaus an der rechten Seite des Ufers, über dessen hell erleuchtetem Dach ein Luftschiff schwebte. Gewehrsalven blitzten auf und erhellten die Szenerie.
Männer rannten über das Dach auf das Schiff zu und kletterten an Fallreepen hoch. Dieses Gefährt wirkte vertraut auf ihn. Er kniff die Augen zusammen und sah die hölzerne Galionsfigur. Es war ein Falke in vollem Flug.
Das glaube ich einfach nicht .
Asch riss die Zügel herum, hielt auf das Haus zu und trieb das Tier noch stärker an. Er schaute nach links, wo ein Skud den Hafen umkreiste und Schrapnells abschoss. Gischt spritzte aus dem Wasser neben ihm auf und ergoss sich auf den Bohlenweg, über den er ritt. Asch schüttelte den Kopf, so dass die Tropfen flogen, und suchte nach einem Weg hoch zum Dach. Er erkannte eine Treppe an der Seite, auf der einige Männer nach oben hasteten. Er fragte sich, ob Ché und das Mädchen es bis hierher geschafft hatten.
Plötzlich kreischte das Zel auf und ruckte nach vorn.
Asch fiel aus dem Sattel und rollte mit dem Schwert in der Hand über den harten Bohlenweg. Er sprang auf die Beine und schaute zurück auf das Tier, das zur Seite kippte. Blut rann aus einer Wunde in seiner Flanke. Er sah, wie die Reichssoldaten auf es zustürzten.
Asch drehte sich um und rannte um sein Leben.
*
Das Luftschiff bewegte sich allmählich mit der gewaltigen Ladung aus Geretteten. Die Antriebsdüsen röhrten neben dem Schiffskörper. Das Dach des Lagerhauses stand kurz vor der Einnahme durch den Feind. Einige Khosier hatten es nicht geschafft. Rücken an Rücken machten sie sich zum Kampf bereit.
Ein paar Männer hingen noch in der Strickleiter des aufsteigenden Schiffes. Einer fiel hinunter und landete inmitten einer Gruppe
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