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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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Ferne. Er betrachtete die großen Häuser auf der anderen Seite des Kanals, in deren geräumigen Wohnungen Priester, die sich hier niedergelassen hatten, hinter erhellten Fenstern entlanggingen. Über den Dächern dieser feinen Häuser erhob sich der Fels mit der Zitadelle darauf in den Nachthimmel. Sascheens Flagge wehte noch darüber.
    Ein Fenster wurde geöffnet, und eine Frau warf den Inhalt eines Nachttopfes in das Wasser des Kanals. Jemand sang im Zimmer hinter ihr. Asch blieb ganz still und vertraute darauf, dass die Schatten ihn verbargen, bis sich die Frau wieder zurückzog und das Fenster schloss. Dadurch wurde der Gesang abgeschnitten.
    Rasch zog Asch seine Kleidung aus und legte sie in einem ordentlichen Stapel neben seine Waffe. Daneben stand ein hölzernes Fässchen mit Schwarzpulver; es war ein Sprengkörper, den er von einem mhannischen Munitionswagen gestohlen hatte.
    Die Liebkosung der Kälte verursachte ihm eine Gänsehaut. Er rieb sich Arme und Beine, um wieder ein wenig Wärme in sie zu bringen. Sein Atem trieb sichtbar im Schimmer des Laternenlichts, das auf die schwarze Oberfläche des Kanals fiel.
    Hier war das Seekraut abgeschnitten worden, so dass eine steil abfallende Böschung zum Wasser hin entstanden war. Holzbalken stützten das Ufer. Er setzte sich an den Rand des Weges und ließ sich sanft in das lauwarme Wasser hinunter. Es löste die Spannungen in seinen Muskeln und tat den Abschürfungen gut. Eine Weile trieb er fast reglos im Wasser und genoss die Erleichterung, die es ihm verschaffte. Unter seinen Füßen sah er in der Tiefe das ferne Glimmen von Lichtern. Er trat mit den Beinen aus, damit er nicht unterging, und beobachtete das Leuchten zwischen seinen Zehen.
    Als er sich bereit fühlte, griff er nach oben, packte die Mine und zog sie mit einem leisen Platschen ins Wasser. Er schüttelte sich das Wasser vom Kopf und überprüfte die Zündschnur, die aus einem mit Teer verschlossenen Loch in dem auf und ab treibenden Fässchen hervorlugte und bis auf den Bürgersteig über ihm reichte, wo sie um seine Akolytenrüstung geschlungen und auf ein schweres tragbares Rad gewickelt war, das mit einer Messerklinge auf den Planken des Ufersteigs befestigt war.
    Er zog an der langen Zündschnur, bis die Rüstung mit einem lauten Platschen ins Wasser fiel. Sofort versank sie und zog einen Moment später das Minenfässchen mit sich. Asch schlang sich einen Teil der Lunte um das Handgelenk und holte tief Luft. Er spürte das Zerren an seiner Hand, tauchte unter die Oberfläche und ließ sich in die stille Tiefe ziehen, während sich das Rad hoch über ihm langsam abspulte.
    In seinen Augen stach es. Er blinzelte und zwang sich, sie offen zu halten. Seine Brust zog sich zusammen, als er immer tiefer tauchte und dem Felsen näher kam. Das Licht ergoss sich aus dicken Glasfenstern tief unter ihm, die in die steilen Flanken des Felsens geschnitten waren, auf dem die Zitadelle stand. Asch schwamm auf diese Fenster zu und zog die Lunte mit sich, während sie ihn wiederum nach unten zog. Er wusste, dass es gelingen konnte.
    Auf seinem Weg zerstreute er einen Fischschwarm und spürte endlich, wie der Zug an seinem Handgelenk nachließ, als die Rüstung auf einem Sims zur Ruhe kam. Die Mine schwebte in der Nähe eines Fensters. Asch befreite sich von der Lunte und schwamm weiter hinunter. Er wagte einen Blick durch das Glas und sah ein hell erleuchtetes Zimmer mit Sofas und Lüstern. Ein Priester unterhielt sich mit einem Gefährten, und neben einer Tür standen zwei Akolyten.
    Asch bemühte sich, die Rüstung zur Seite zu ziehen, damit sie nicht entdeckt werden konnte.
    Sein Brustkorb stand kurz vor der Explosion. Er stieg zur Oberfläche auf; Sterne blitzten am Rand seines Blickfeldes auf. Es dauerte länger als der Abstieg. Er erinnerte sich an seine Panik auf dem sinkenden Schiff; das Gewicht allen Wassers der Welt schien ihn niederzudrücken.
    Asch keuchte auf, als er die Oberfläche erreicht hatte. Seine Lunge schien noch nicht richtig zu arbeiten. Der Lärm der Stadt erfüllte nun wieder seine trocknenden Ohren. Er schaute um sich und stellte erleichtert fest, dass die kleine Seitenstraße noch immer verlassen dalag.
    Vergeblich versuchte er sich aus dem Kanal herauszuziehen. Es gelang ihm nicht, denn er konnte nicht genug Luft holen, um wieder zu Kräften zu kommen.
    Er trieb eine Weile im Wasser, atmete ruhiger und versuchte es noch einmal. Asch rollte auf den Bürgersteig und rang nach Luft.

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