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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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leise.
    Sascheen regte sich, und ihre Lider hoben sich flatternd. Ein Jammern drang zwischen ihren leicht geöffneten Lippen hindurch. Er wartete einen Augenblick, damit sie sich auf ihn konzentrieren konnte.
    »Wir haben Schwierigkeiten«, sagte er offen heraus.
    »Romano«, erwiderte Sascheen mit einem Seufzen.
    »Er ist in Aktion getreten. Seine Leute sind zu den niederen Offizieren der Armee gegangen und haben ihnen eine Beförderung versprochen, wenn sie seinen Anspruch auf den Thron unterstützen.«
    Ihre Augen loderten in plötzlicher Wut. »Dabei bin ich noch nicht einmal tot.«
    Das war Anslan auch nicht , erinnerte er sich, als du dem Patriarchen in seinem Schlafgemach die Kehle aufgeschlitzt hast .
    Sie bewegte zitternd die Hand und winkte ihn zu sich. Der Zorn raubte ihr den Atem, und sie musste flüstern.
    »Und was ist mit Euch, Sparus? Ist er schon zu Euch gekommen?«
    Der Erzgeneral zögerte; ihre Offenheit verblüffte ihn. Vermutlich hatte sie keine Zeit mehr für Feinheiten.
    »Ja«, gestand er und senkte den Kopf. »Er hat um meine Unterstützung gebeten.«
    Sascheen warf einen Blick hinüber zu Lucians Kopf. Er hatte die Augen geschlossen, aber Sparus hatte das Gefühl, dass er jedes Wort im Raum mitbekam.
    »Er glaubt, dass seine Gelegenheit gekommen ist«, fügte Sparus hinzu. »Ihr habt noch keinen Nachfolger bestimmt.«
    »Es ist mir egal … wer meinen Platz einnimmt. Es darf bloß nicht Romano sein, und auch nicht jemand aus seinem Klan.«
    »Heilige Matriarchin«, sagte Sparus zögerlich und benutzte dabei ihren Titel mit voller Absicht, »wenn wir seinen Anspruch bestreiten, wird dies das Expeditionskorps spalten. Wir werden hier in Tume festsitzen und gegen uns selbst kämpfen. Wir müssen diese Angelegenheit zum Besten des Feldzuges hier und jetzt regeln.«
    »Ihr vergesst Euch, Sparus. Es steht mehr auf dem Spiel als dieses khosische Abenteuer. Hört mir zu. Bringt Romano um, wenn Ihr könnt, aber gesteht ihm nichts zu.«
    »Er wäre schon längst tot, wenn das möglich gewesen wäre. Unsere Diplomaten sind noch immer nicht wieder aufgetaucht.«
    »Sparus!«, rief sie verächtlich, streckte den Arm aus und packte sein Handgelenk. Er spürte die brennende Hitze ihrer Berührung durch seinen Fäustling hindurch. »Ihr werdet ihm diese Armee nicht geben. Das verlange ich von Euch. Ihr seid meiner Familie treu ergeben gewesen. Wir sind Freunde gewesen, nicht wahr? Habe ich Euch nicht zum Erzgeneral gemacht? Tut mir diesen letzten Gefallen.«
    Ein Bürgerkrieg, dachte Sparus mit plötzlichem Schrecken. Der letzte ernste Konflikt innerhalb von Mhann lag fünfzehn Jahre zurück. Damals hatte er seinen Vater und seinen Bruder verloren. Sie waren beide durch eigene Hand gestorben.
    Und jetzt wollte sie das Reich in einen weiteren Bürgerkrieg stürzen.
    Aber das, was sie gesagt hatte, berührte etwas in ihm. Sie hatte ihn zum Erzgeneral gemacht, und schon lange davor hatte ihre Familie seinen Aufstieg unterstützt. Alles, was sie je dafür verlangt hatte, war seine Loyalität gewesen. Für einen General war dies das Wichtigste.
    Sparus senkte ernst den Kopf. »Wie Ihr wünscht«, flüsterte er. Sie ließ ihn los und legte sich in die Kissen zurück, als ob ihre Arbeit damit beendet wäre.
    *
    Sascheen wusste, dass ihr Ende nahe war. Ihre Augen arbeiteten nicht mehr so, wie sie sollten. Sie sah nur verschwommene Bewegungen von Laternenlicht und Schatten, es sei denn, sie blinzelte und strengte sich an, klarer zu sehen. Ihre Lunge kämpfte mit jedem schwachen Atemzug. Sie roch, wie ihr Fleisch an den Knochen verfaulte. Nicht mehr lange, dachte sie.
    » Mein Sohn «, krächzte eine Stimme. Es dauerte eine Weile, bis sie erkannte, dass es ihre eigene war. Sascheen konnte den jungen Kirkus jetzt sehen. Er zog eine Schnute, weil er es leid war, dass ihm jeden Morgen von seinen Dienern der Schädel geschoren wurde. Ich konnte das nicht tun , sagte sie zu ihm und küsste ihn auf den glänzenden Kopf. Er zuckte zusammen und tat so, als wäre er wütend. »Mein Sohn«, sagte sie noch einmal.
    Ihr Atem setzte ganz kurz aus. Sascheen konnte sich nicht mehr regen, schien in der Luft zu schweben, doch dann gelang es ihrer Lunge, wieder einen schwachen Luftstrom einzufangen. Kurz klarte ihr Blick auf, und sie sah das Schlafgemach im Versunkenen Palast – und sie sah, dass sie allein war.
    Sie haben mich in meiner Schwäche verlassen , dachte sie. Sie kümmern sich schon um ihren Platz in der neuen Ordnung

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