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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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zurück. Beide ächzten auf, dann lief der zweite Wächter gegen den ersten und bohrte sich ebenfalls in die Klinge, die seitlich aus dem Rücken seines Gefährten hervorstach.
    Asch richtete sich auf; den Schwertgriff hielt er noch fest gepackt. Die beiden Männer verzogen die Gesichter und versuchten sich zu befreien, während Asch ihre Wunden betrachtete. Der erste Wächter sah zuerst ihn und dann die Klinge in seinem Körper an.
    »Ich habe eure inneren Organe verschont«, sagte Asch zu den beiden. »Wenn ihr die Wunden sauber haltet, könnt ihr überleben.«
    Ohne Vorwarnung zog er das Schwert aus ihnen heraus. Sie sackten auf die Knie und griffen mit den Händen an ihre Seiten. Die Passanten sahen verwundert zu.
    Asch wischte das Blut von seiner Waffe an ihren Rücken ab, nahm den Beutel mit dem Brot wieder an sich und stapfte davon.
    *
    Leicht und unbeschwert schlenderte Ché nach Hause. Der Geschmack der Königlichen Milch lag noch auf seiner Zunge, und sein Körper zitterte vor Energie wie eine aufgerollte Feder.
    Seine neue und exklusive Wohnung befand sich an der Südseite des Tempelbezirks; es war die Gegend, die den Tempel des Wisperns umgab und wo die stattlichen Priesterhäuser, teuren Wohngebäude und reich verzierten Vergnügungsstätten von kleineren Türmen überragt wurden. Er ging durch den stetig fallenden Regen zurück, lauschte dem Vogelgesang aus den Parks und von den Dächern und fragte sich in seiner gehobenen Stimmung, ob auch sie die Rückkehr des Lebens in die Straßen der Stadt feierten, denn heute, am ersten Tag des Augere, lag ein Gefühl von Erregung in der Luft. Auf den Straßen beobachteten die Kinder die rot gewandeten Pilger, die singend vorbeizogen, und sie kicherten über die Angehörigen der vielen verschiedenen Rassen aus dem ganzen Reich, die in nie zuvor dagewesener Zahl hierhergekommen waren, um den fünfzigsten Jahrestag der Machtergreifung der Mhannier zu feiern.
    In seiner Wohnung traf Ché auf Schnurri, die gerade dabei war, die großen, leeren Räume auf die ihr eigene, gewissenhafte Art zu säubern. Ché verspürte eine plötzliche Zuneigung zu dieser Frau; nach nur wenigen Wochen war sie zu einem willkommenen Element der Stabilität in seinem zerfasernden Leben geworden.
    »Ich reise morgen ab«, verkündete er der Haussklavin, obwohl sie ihn nicht hören konnte, denn irgendwann in ihrer Gefangenschaft war sie mit heißem Öl taub gemacht worden. »Schnurri, das ist jetzt nicht nötig«, sagte er und machte eine Handbewegung, damit er ihre Aufmerksamkeit erlangte. Doch die Frau polierte weiterhin die Regale und achtete nicht auf ihn.
    Er betrachtete die Schiefertafel, die ihr vor der Brust baumelte, als sie sich nach vorn beugte, und an der ein Kreidestift mit einem Band befestigt war.
    Bisher hatte er diese Tafel nicht benutzt, vor allem da sich Schnurri selbst weigerte, sich ihrer zu bedienen. Es war, als wollte die Sklavin sie als Klage über das tragen, was ihr angetan worden war. Ché zog es vor, mit der Frau zu sprechen, und hegte dabei die Hoffnung, dass es zwischen ihnen tatsächlich so etwas wie Verständigung gab.
    Außerdem mochte er es, Worte in der üblichen Stille der Wohnung zu hören, auch wenn es nur seine eigenen waren.
    Ché ging in sein Schlafzimmer und starrte auf das Doppelbett, das mit seiner maronenfarbenen Seidendecke sehr gut zum blassen Gold der Tapete passte. Er erkannte, dass er von der Königlichen Milch und den Ereignissen der vergangenen Nacht noch stark angeregt war, und so zog er seine Robe aus und schlüpfte in ein locker sitzendes Hemd, eine bequeme Hose und ein Paar weicher Lederschuhe, die er fest zuband.
    »Ich gehe laufen!«, rief er auf seinem Weg nach draußen.
    *
    Ché rannte die breite, baumgesäumte Straße entlang, die als Serpentine bekannt war. Dabei hatte er den Rhythmus der Stadt in den Ohren: Die örtlichen Priester riefen durch Bullenhörner von den Türmen ihrer Tempel, Straßenhändler preisten lautstark ihre Waren an, Sklavengruppen sangen traurig, während sie ihrer Arbeit nachgingen. Die Passanten drehten sich nach ihm um oder wichen ihm aus; sie waren verblüfft vom Anblick dieses Mannes, der durch die Straßen lief. Schweiß perlte auf seiner Haut, und der Regen gesellte sich dazu. Mit jedem Schritt klärte sich sein Geist mehr von all den Gedanken, die ihn in letzter Zeit so bedrängt hatten, und eine Klarheit, um die er so sehr gekämpft hatte, kam allmählich über ihn. Leichtfüßig und frei hastete Ché

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