Im Auftrag der Rache
an Karren und Menschengruppen vorbei.
Seine gewöhnliche Route war ein Kreis aus Straßen östlich seiner Wohnung; dieses Gebiet war durch grüne Parkanlagen verschönert worden. Am Getti-Theater wand te er sich nach links und folgte einer Allee an den Ertrinkenden Gärten entlang. Durch die rasch an ihm vorbeiziehenden Stäbe der Eisengitter sah er das satte Grün der Bäume und Büsche, zu dem das Rot verstreuter Pilger einen starken Kontrast bildete. Auf der Straße sprangen ihn häusergroße Gemälde der Heiligen Matriarchin und kleinere Werbetafeln für neue Gaststätten, Wohnhäuser, Alkoholmarken und Nahrungsmittel an. Er versuchte ihre einfachen Botschaften zu übersehen, doch ihre Bilder blitzten immer wieder vor ihm auf und prägten sich ihm auf diese Weise ein. Überall sah er weißzahnige Gesichter, die von fröhlichem Überfluss kündeten.
Die Freudenstraße lag am Ende der Allee, und daneben befand sich der Sentiatentempel seiner Mutter. In letzter Zeit hatte Ché kaum mehr an seine Mutter gedacht; er brachte es einfach nicht über sich, sie zu besuchen. Er wollte weder daran erinnert werden, was sie in seinem Leben bedeutete, noch daran, welche Rolle sie im Orden innehatte. Als er den Sentiatenturm vor sich aufragen sah, dessen scharlachrote Flaggen anzeigten, dass er wieder geöffnet war, nahm seine gute Laune im Gleichklang mit der Schnelligkeit seiner Schritte ab.
Bevor er die Freudenstraße erreicht hatte, bog er in die Ertrinkenden Gärten ein.
Er folgte einem geraden gepflasterten Pfad zwischen dem kurzgeschorenen Rasen. An den heißesten Sommertagen lief er manchmal in diesen Gärten voller glitzernder Teiche und durchbrochener Schatten, damit er der feuchten Wärme der Straßen dahinter entkommen konnte. Heute aber begriff er schnell, dass es ein Fehler war, hergekommen zu sein, denn die Pilger ertränkten sich hier.
Ché rannte an steinumfassten Teichen entlang, an deren Rändern die Pilger knieten und die Köpfe tief ins Wasser gesteckt hatten. Gelegentliche Blasen durchbrachen die Oberfläche, und einige Gläubige schlugen unbeherrscht mit den Armen aus, als sie versuchten, untergetaucht zu bleiben. Die Hingebungsvolleren hatten sich die Arme auf dem Rücken mit Lederriemen zusammengebunden. Er umrundete die priesterlichen Diener des Selarus, die über ausgestreckten Gestalten knieten und an ihnen arbeiteten; sie pumpten ihnen das Wasser aus der Lunge, atmeten in ihre Münder und verteilten Ohr feigen, um sie wiederzubeleben. Zwei Priester trugen eine schlaffe Gestalt davon.
Er lief noch schneller, und die Anstrengung presste ihm den Atem aus der Brust. Vor ihm befand sich eine Versammlung tanzender Pilger, durch die er keinen Weg sah. Aber Ché war nicht in der Stimmung, stehen zu bleiben.
Mit einem wilden Grinsen senkte er den Kopf, rannte mit voller Geschwindigkeit in die Menge und stieß Männer und Frauen mit den Schultern aus dem Weg. Wie ein rasender Stier bahnte er sich eine Bresche durch die Masse der Pilger, wobei Männer und Frauen zu Boden fielen und wütend hinter ihm herbrüllten.
Er kam auf der anderen Seite wieder hervor und rang nach Luft. Seine Stirn war schweißnass, und nachdem er sie mit den Fingern berührt hatte, waren diese rot.
Der Regen wusch ihm sanft das Blut ab, dessen Geschmack sich mit dem der Königlichen Milch in seinem Mund verband.
*
Als er zu seiner Wohnung zurückkehrte, erkannte er, dass er vergessen hatte, Münzen mitzubringen, damit er das Gebäude betreten konnte. Er fluchte und zerrte vergebens an der Tür, doch dann wurde sie von innen geöffnet – einer seiner Nachbarn kam heraus –, und Ché schlüpfte hinein.
Er lief die Treppe hoch und betrat seine Wohnung. Schnurri ging gerade durch das Zimmer und warf ihm einen fragenden Blick zu, als sie sein rotes Gesicht sah. Hinter ihr pfiff es laut und kreischend.
»Gerade rechtzeitig«, bemerkte er, als er an der Frau vorbeiging. Auf dem Weg zum Badezimmer, aus dem der schrille Laut kam, zog er sich die Kleider aus. Schnurri eilte ihm voraus. Als er in die dunstige Atmosphäre des Badezimmers trat, drehte die Sklavin bereits die Gasflammen unter dem großen Kupferkessel ab, der mit einem Deckel verschlossen war. Ein Dampfstrahl schoss aus der Pfeife, die in den Deckel eingelassen war, und erstarb rasch, als Schnurri einen Hahn am Boden des Kessels öffnete. Nun konnte das heiße Wasser in die gekachelte Wanne fließen, die in den Boden eingelassen war.
Nackt und noch immer in bester
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