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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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Schutz, den wir anmieten können. Wir kommen schon klar.«
    Er nickte wieder und überraschte sie, indem er sie auf den Mund küsste. Ihre vernarbte Lippe fühlte sich seltsam, aber erregend auf seiner eigenen an.
    »Ich wünsche dir viel Glück, merkwürdiger alter Mann aus Honschu«, sagte sie, als er wegging.
    *
    Ché kehrte von der Latrine zurück und fühlte sich nach der letzten anstrengenden Nacht unausgeschlafen, aber er hatte wenigstens keinen Kater wie viele der anderen Männer und Frauen, an denen er im Lager vorbeikam und die ihm ihre blassen Gesichter und blutunterlaufenen Augen zeigten.
    Es war ein windiger Tag, und der Druck der kühlen Luft gegen sein Gesicht wirkte belebend. Er spürte, wie die frischen Bartstoppeln gegen die Kapuze seiner Robe rieben. Seit seiner Ankunft in Khos rasierte sich Ché nicht mehr den Kopf, denn er bereitete sich auf eine mögliche Mission mitten unter der Bevölkerung vor. Es fühlte sich gut an, wieder Haare zu haben.
    Auf dem Platz vor dem Zelt der Matriarchin befestigte der Spionmeister Alarum soeben einen Schlafsack am Sattel eines Zels.
    »Macht Ihr einen Ausritt?«, fragte Ché, als er stehen blieb und den Spionmeister ansah, der an diesem Morgen eher einem örtlichen Räuberhauptmann glich. Der Priester trug einfache Zivilkleidung: eine Reithose mit Fellbesatz, einen Umhang aus grüner Wolle und ein Halstuch, das er sich um den kahlen Kopf gebunden hatte. Er hatte allen Gesichtsschmuck abgenommen und ihn durch einen einzelnen Goldring im rechten Ohr ersetzt. Zwei lange, gebogene Messer stachen aus seinem breiten Ledergürtel hervor.
    Alarum warf einen Blick auf Ché, während er den einen Fuß in den Steigbügel stellte. Er hüpfte einige Male vom Boden, schwang das andere Bein über den Sattel und richtete sich auf, während das Zel schnaubte und einen Schritt zurücktänzelte. »Priester Ché«, sagte er und zog die Zügel mit den behandschuhten Händen stramm. Hinter seinem Zel warteten zwei weitere, die mit Vorräten beladen waren. »Ja, eine kleine Erkundung«, erklärte er etwas atemlos und aufgeregt.
    »Allein?«
    »Glaub mir, ich mag es so. Auf diese Weise ist es viel ungefährlicher.«
    Unter ihm wurde das Zel ruhiger, und Alarum legte die Hände auf den Sattelknauf und schaute mit einem seltsamen, forschenden Blick auf Ché herunter.
    »Sag mir, Ché, hat deine Mutter vielleicht jemals von mir gesprochen?«
    »Sie hat von vielen Männern gesprochen. Ich habe nicht alle behalten.«
    Einen Moment lang schien sich Alarum zu sammeln.
    »Es ist nur … ich habe sie gekannt. Es ist lange her – vor deiner Geburt.«
    »Ja?«
    »Ja. Und sie ist eine feine Frau. Sie hat mir in schwerer Zeit beigestanden. Wenn du sie das nächste Mal siehst, musst du ihr sagen, dass ich gern und oft an sie denke.«
    Ché nickte ohne große Begeisterung. Ihm gefiel dieses Gespräch über seine Mutter nicht, und wie immer in Momenten des Unbehagens kratzte er an seinem Ausschlag.
    »Was deine Hautschwierigkeiten angeht«, bemerkte Alarum, »so solltest du einmal zu mir kommen, wenn ich wieder zurückgekehrt bin. Ich habe ein paar Salben, die dir helfen könnten.«
    »Danke, aber ich habe schon einige.« Er klopfte gegen die Flanke des Zel und trat zurück. »Gute Reise.«
    Alarum hob die Hand und trieb sein Zel zu einem langsamen Gang an, während er die beiden zusätzlichen Tiere hinter sich herzog. Ché sah ihm eine Weile nach und drehte sich in den Wind.
    Als er wieder in seinem eigenen kleinen Zelt war, legte er das Bündel Grafblätter, das er in der Hand gehalten hatte, zurück in den offenen Rucksack auf dem Boden und betrachtete sein Feldbett an der Zeltwand sowie den Hocker und den einfachen Waschständer.
    Einen Moment lang stand er einfach nur da und tat gar nichts. Etwas beunruhigte ihn.
    Er sah jeden einzelnen Gegenstand im Zelt an, bis sein Blick auf sein Exemplar des Buches der Lügen fiel. Er lag mit dem Vorderdeckel nach unten auf dem Bett – andersherum, als er selbst es dort abgelegt hatte.
    Ché schlug das in Leder gebundene Buch auf und durchblätterte hastig die Seiten. Ein Papierstreifen fiel heraus und landete vor seinen Füßen.
    Er warf einen raschen Blick über die Schulter, bückte sich und hob ihn auf.
    DU WEISST ZU VIEL, MEIN FREUND.
    Die Handschrift war ihm unbekannt. Die Botschaft war nicht unterschrieben.
    Ché zerknüllte das Papier, erhob sich und schaute sich draußen um. Dann kehrte er zu seinem Bett zurück, setzte sich, während er das Papier

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