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Im Auftrag der Väter

Im Auftrag der Väter

Titel: Im Auftrag der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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23 unterlegen. Zum Glück für die Kripo, denn Bermann war der geborene Dezernatsleiter und wäre ein schlechter Inspektionsleiter geworden. Zum Unglück für ihn selbst, denn die Inspektionsleitung wäre der nächste Schritt jener Karriere gewesen, die Rita Bermann für ihren Mann ins Auge gefasst hatte. Der höhere Dienst, Besoldungsgruppe A 14 oder gar A 15 , schließlich Innenministerium und landesweiter Ruhm waren ihre langfristigen Ziele für ihn und sich selbst – der Preis, den Rolf Bermann für die zahllosen anderen hübschen, schlanken Blondinen bezahlen musste, die Rita Bermanns Leben wie eine duftende Schattenarmee bevölkerten.
    Welche Konsequenzen sie aus seiner Niederlage gezogen hatte, war nur zu deutlich: Kein Kollege hatte sie seitdem wieder zu Gesicht bekommen. Egal ob Weihnachtsfeier, Tanzbälle, Geburtstage, Grillabende, Begrüßungen, Verabschiedungen – Rolf Bermann tauchte überall allein auf.
    Und das gefiel ihm überhaupt nicht.
    Erst wenn sich abzeichnete, dass er wenigstens in Gesellschaft wieder gehen würde, pflegte sich seine Laune zu bessern.
    Aber das Stigma blieb. Der Dezernatsleiter, der allein kam.
    Der
Mann,
der allein kam.
    »Also«, sagte Bermann und stützte die Ellbogen auf den Tisch, »was soll das mit dem Psalm?«
    »Wissen wir noch nicht.«
    »Halt mich auf dem Laufenden.«
    Louise nickte, hob eine Hand, zählte auf: »Ich möchte Alfons, Peter, Klaus, Anne ...«
    Bermann fiel ihr ins Wort: »Wie bitte? Du bekommst diesen Mats, und das muss reichen.«
    »Hast du die Vernehmungsprotokolle gelesen?«
    »Blöde Frage.«
    »Er wird wiederkommen, Rolf.«
    »Ja, in sieben Tagen. Da kriegt er dann einen großen Bahnhof, aber bis dahin genügen zwei Leute. Es ist ja nicht direkt was passiert, oder?«
    »Rolf, ich will Alfons, Peter, Klaus, Anne und von mir aus diesen Mats.«
    »Du bekommst Mats, basta.«
    »Dann geh ich zu Bob.«
    »Das würdest du tun? Du würdest zu Bob gehen? Mir wieder in den Rücken fallen?«
    Sie seufzte. Bermann war im Sommer 2003 der Einzige gewesen, der dem falschen Marcel nicht das Feld hatte überlassen wollen. Christian Almenbroich, damals Leiter der Kripo, hatte anders entschieden. Louise hatte Almenbroichs Entscheidung unterstützt.
    Eine fatale Entscheidung.
    Almenbroich hatte gehen müssen. Bob war gekommen.
    »Würdest du nicht«, sagte Bermann.
    »Natürlich nicht.«
    Bermann grinste. »Du bekommst Alfons, Anne und diesen Mats. Ende der Woche sehen wir weiter. Okay?«
    »Ich hasse Kompromisse.«
    »Das ist kein Kompromiss, Louise. Das ist eine Entscheidung deines Vorgesetzten.«
    Sie lächelte. »Ich hasse Vorgesetzte.«
     
    Während der vier Monate Entgiftung und Entzug im Frühjahr 2003 hatte Louise Büro und Schreibtisch verloren. Nach ihrer Rückkehr hatte Almenbroich den Kollegen vom Rauschgiftdezernat einen kleinen Meetingraum im zweiten Stock abgerungen. Nach dem Fall Marcel hatte man sie wieder in den dritten Stock holen wollen. Sie hatte abgewehrt und war im zweiten Stock geblieben.
    Am Rande des Ganzen und doch Teil davon.
    Sie saß auf dem Fensterbrett, blickte zufrieden auf die in die Niemann-Unterlagen vertieften Mitglieder ihrer Ermittlungsgruppe. Ja, es hatte sich so manches geändert. Louise Bonì, die aufgrund ihrer Alkoholgeschichte nie mehr befördert werden würde, leitete Ermittlungsgruppen. In den Hirnen der Kollegen würde sie für immer eine Säuferin bleiben. Aber nun war sie eine Säuferin, die respektiert wurde.
    Eine
trockene
Säuferin.
    »Ein Verrückter?«, murmelte Alfons Hoffmann.
    »Ein Russe?«, murmelte Anne Wallmer.
    »Komisch«, murmelte Mats Benedikt.
    »Was ist komisch?«, fragte Louise.
    Mats Benedikt blätterte. »Hat er gesagt: ›Das ist mein Haus‹ oder ›Das ist
nun
mein Haus‹?« Er reichte ihr das Protokoll der Kollegen von der Schutzpolizei, die am frühen Sonntagmorgen als Erste bei den Niemanns eingetroffen waren, und das des KDD .
    Sie überflog die Passagen, nickte. Paul Niemanns Aussagen unterschieden sich leicht. Sie nahm sich vor, ihn darauf
anzusprechen. »Ich fasse mal zusammen«, sagte sie und gab Mats Benedikt die Kopien zurück.
    Sie suchten einen älteren Mann, der wie ein Wohnsitzloser aussah, möglicherweise aber keiner war. Der an einem Samstagnachmittag durch Merzhausener Gärten gegangen und von niemandem gesehen worden war. Der eine Waffe besaß, vermutlich eine automatische Pistole. Der gegen vier Uhr morgens in ein Haus eingestiegen war, ohne Spuren zu hinterlassen, dem

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