Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Auftrag der Väter

Im Auftrag der Väter

Titel: Im Auftrag der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
Vom Netzwerk:
schmunzelte. Rolf Bermann an den Rändern, das ging nicht. Mit Ehefrau, fünf Kindern, Eigenheim im Grünen, Off-Road-Daimler und Alltagsaudi war man für die Ränder verloren.
    Als sie im Wagen saß und U 2 erdröhnen ließ, rief Alfons Hoffmann an und bestätigte einen Termin zwischen sechzehn und sechzehn Uhr dreißig im Kreisverwaltungsreferat München, Hauptabteilung II Einwohnerwesen, Abteilung 3 Ausländerangelegenheiten, Zimmer 1066 , Heidelinde Zach,
und der Kripokollege Bereiter, der kommt auch, wenn er es schafft trotz seinem Promi.
    »Jede Wette, dass er es nicht schafft«, sagte Alfons Hoffmann.
    »Klang er so?«
    »So klang er. Hast du einen Stadtplan?«
    »Brauche ich nicht. Ich habe GPS .«
    »Hast du nicht.«
    »Hm, ich dachte, das wäre im Radio integriert.«
    Sie lachten.
    »Ich frage Passanten.«
    »In München? Du wirst sie nicht verstehen, meine Liebe. Sie sprechen Bayerisch. Wenn sie überhaupt antworten.«
    »Dann rufe ich dich an.«
    »Das wollte ich vorschlagen. Apropos anrufen. Illi wird dich anrufen.«
    »Illi?«
    Alfons Hoffmann seufzte ein »Ja«. Louise bog von der Heinrich-von-Stephan-Straße in die B 31 ein. Alfons Hoffmann sprach weiter. Bermann hatte Illi angerufen, schöne Grüße von den Kollegen, die haben da wieder was mit deinem Kroatien, melde dich doch mal, die brauchen deine Hilfe, so was in der Art. Louise schüttelte den Kopf, sprachlos vor Zorn und schlechtem Gewissen, Thomas Ilic, ein wunderbarer Polizist, nur brauchte er manchmal jemanden, der für ihn Entscheidungen traf, und in einem solchen Moment war er im Sommer null drei leider an sie geraten.
    »Ich bringe ihn um«, sagte sie.
     
    »Das habe ich befürchtet«, sagte Alfons Hoffmann und legte auf.

13
    DIE HERBSTSONNE IM RÜCKSPIEGEL , folgte sie der B 31 , fuhr am Flaunser vorbei und dachte an Taro, den japanischen Mönch, der im Winter 2003 dort oben erfroren war, fuhr an Kirchzarten vorbei und dachte an den falschen Marcel und den herrlichen Dorfpolizisten Heinrich Täschle, fuhr ins Höllental und dachte, dass ihre Erinnerungen zunehmend von Fällen und von an diesen Fällen Beteiligten ausgefüllt waren, genauso wie ihr »Liebesleben«. Da gab es Richard Landen, den sie im Winter 2003 wegen Taro kennengelernt hatte, jetzt den echten Marcel, der nur deshalb in ihr Leben und ihr Bett gekommen war, weil sich der falsche Marcel seinen Namen ausgeliehen hatte ...
    Und was besagte das?
    Vielleicht nur eines, dachte sie ein wenig deprimiert: dass sie nun einmal interessante Menschen traf in ihrem Beruf.
     
    Auf der Höhe von Titisee-Neustadt rief Thomas Ilic an, der auf seine Weise ebenfalls noch in den Fall Marcel verstrickt war.
    Sie versuchte, nicht zu weinen, aber es gelang nur halb.
    »Hey«, sagte Thomas Ilic. »Es geht mir besser. Es geht mir wieder gut.«
    »Okay.«
    »Alles in Ordnung. Wirklich.«
    Sie schniefte. Sätze aus einer schrecklichen Nacht im
Sommer 2003 . Sie hatte ihm damals nicht geglaubt, sie glaubte ihm heute nicht. Berühren oder heulen, dachte sie, und berühren ging ja nicht.
    »Hey«, sagte Thomas Ilic.
    »Ja, ja.«
    Sie dachte, dass sie Thomas Ilic zu lange nicht gesehen und gesprochen hatte. Anfangs hatte sie ihn einmal im Monat besucht, dann seltener. Sie hatte gespürt, dass er allein sein wollte. Keinen Kontakt zu den Kollegen haben wollte. Verbrechensopfer und Psychos hatten Traumata, aber doch keine Polizisten. Polizisten halfen, waren stark, waren zumindest seelisch unverwundbar. Zu begreifen, dass dies nicht der Realität entsprach, zerstörte das Fundament. Sie wollten es nicht begreifen. Auch Thomas Ilic nicht. Selbst er, der so anders war als Rolf Bermann und die übrigen Chauvis und Alphatiere.
    Also war sie seltener gekommen.
    Eines Tages hatte seine Frau angerufen. Kommen Sie nicht mehr, hatte sie gesagt. Schreiben Sie Postkarten aus dem Urlaub und zu Weihnachten. Rufen Sie mal an. Aber kommen Sie nicht mehr. Es tut ihm nicht gut.
    Also war sie nicht mehr gekommen.
    »Was ist das nun für eine Geschichte mit Kroatien, Louise?«
    »Nur wenn du mir was versprichst.«
    »Ich verspreche es.«
    »Gut.«
    Sie lachten.
    »Also, Kroatien«, sagte Thomas Ilic.
    »Ich will es hören, Illi. Was du mir versprichst.«
    Thomas Ilic seufzte. »Ich werde nur telefonieren. Nicht in die Direktion kommen, mich nicht mit irgendwelchen
Leuten treffen. Ich werde keine Lichtungen betreten und auf keine Berge steigen. Nur telefonieren.«
    Sie nickte. Die Lichtung im Glottertal, da hätte Thomas

Weitere Kostenlose Bücher