Im Auftrag des Tigers
sie, oft hilflos bis zur Verzweiflung, in ihren Internaten aufsuchte.
Aus dem Randell-Haus am Regence-Park war er ausgezogen.
Er hatte sich eine Stadtwohnung am Rande des Zeitungs-Viertels in der Cannon Street genommen, auch sie gehörte dem Randell-Verlag. Er zahlte stillschweigend die astronomische Miete, schon um sich nicht dem Vorwurf aussetzen zu müssen, daß er noch immer seine Beziehungen zur Randell-Family mißbrauche, denn die bestanden nicht mehr. Rick Martin hatte sich in seiner Ehepleite eingerichtet, arbeitete härter denn je. Frust und gelegentlich aufflackernde Reue oder schlechtes Gewissen hatten sich zur Routine verhärtet.
Irgendwo aber, ganz tief in ihm, gab es eine Stimme, die alles in Zweifel stellte, die ihm zuflüsterte, daß es zum Teufel noch mal besser wäre, wenn er endlich aufhörte, sich selbst zu belügen, daß es schließlich auch andere Umstände waren, die ihn seinen Zustand so gelassen ertragen ließen.
Maya? – Sie hatte mit dem ganzen Desaster nichts zu tun, schließlich hatte seine Ehe ihren Tiefpunkt längst vor dem Tag erreicht, an dem er sie traf, war damals schon erschöpft wie eine Batterie, die man vergessen hatte nachzuladen, ein leeres Gehäuse, an dem gefährliche Säurereste klebten.
Aber es blieb die Tatsache, daß in den vergangenen Monaten nicht ein einziger Tag, kaum ein paar Stunden vergingen, in denen er nicht an Maya dachte, sie nicht vor sich sah … Da er keinen persönlichen Kontakt mit ihr herstellen konnte, versuchte er, wenigstens die Stimme ans Ohr zu bekommen. Du benimmst dich wie ein Volltrottel, sagte er sich, selbst die Sekretärinnen grinsen über deine Anordnung, jeden von Mayas Anrufen direkt durchzustellen. Aber schließlich gibt's ja auch eine Menge Gründe. Und die sind sachlich und sauber.
Der Hauptgrund lautete: Maya ist schlicht unglaublich!
Vom Start weg hatte sie sich als hochprofessionell erwiesen und mit brillanten Ergebnissen aufgewartet.
Zunächst hatte sie zusammen mit Jim Bright, einem der erfahrensten Öko-Agenten der EIA, die Down-Filiale, einen gewaltigen Chemie-Komplex bei Winchester, aufs Korn genommen.
In weniger als einer Woche brachten Maya und Bright den einwandfreien Beweis, daß beim Handling der Aufbereitungs-Anlage nicht nur geschlampt wurde, sondern daß auch das Wartungs-Team aus einem völlig unterbesetzten und inkompetenten Haufen bestand.
Ausschlaggebend dabei wurden Mayas brillante Kameraschüsse und die geradezu lässige Eleganz, mit der es ihr gelang, den Werkschutz auszutricksen, der ihr den Zugang verwehren wollte.
Der nächste Schlag, bereits einen Monat nach der Down-Geschichte und fast aus dem Stand heraus, war die Bournemouth-Affäre.
In Dorset umging eine Reihe kleinerer Unternehmen alle vorgeschriebenen Schutz- und Sicherheitsbestimmungen dadurch, daß sie ein gemeinsam finanziertes Wasserrohr auf dreihundert Meter Länge in die Poole Bay versenkt hatten und auf diese Weise ihre Giftrückstände loswurden.
Maya, die sich als hervorragende Schwimmerin erwies, ging selbst unter Wasser. Der von der Agentur angeheuerte Froschmann hatte sich plötzlich geweigert, den Auftrag durchzuführen. Vielleicht hatte der Mann auch dafür gesorgt, daß die Gegenseite Wind von der Aktion bekam.
Als Maya gerade dabei war, in zehn Meter Tiefe ihre Unterwasser-Kamera auf das Rohr zu richten, kam ein Motorboot angerast und walzte das Schlauchboot platt.
Jim Bright konnte sich in letzter Sekunde mit einem Sprung ins Wasser retten.
Ein Fischer, der sich in der Nähe befand, holte Jim und Maya aus dem Wasser. Wem das Motorboot gehörte und wer es gefahren hatte, war nie zu klären. Die Identifikationsnummern erwiesen sich als Fälschung. Glücklicherweise waren Mayas Kassetten intakt geblieben …
»Dieser Körper, diese Titten, dieses Gesicht!« begeisterte sich Pit O'Neil, als er die Fotos durchsah, die Jim Bright an Bord des Fischerbootes von Maya gemacht hatte. »Jede Redaktion würde uns die Bilder aus den Fingern reißen.«
»Ich weiß nicht, warum du mit den Titten anfängst.«
»Ist mein Markenzeichen. Bin nun mal Titten-Fetischist. Weißt du doch.«
In einem hatte Pit recht: Die Aufnahmen waren eine Wucht.
Was änderte das schon? Als private Erinnerungsbilder mochten sie taugen, für die Agentur kamen sie nicht in Frage. Das wichtigste, das überlebenswichtige Prinzip der Arbeit eines Öko-Agenten bestand darin, immer und überall seine Identität geheimzuhalten.
Sie hatten bei ihrem ›Spezialisten
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