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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Da baggerst du eine Wundertante an, ziehst mit ihr am Hafen rum, schleppst sie sogar in den Club Náutico, weil du ja ein soo vornehmer Typ bist, verdrehst die Augen, daß man Angst kriegt, sie glupschen dir noch raus. Aber natürlich, sie ist dir scheißegal.«
    Er hatte jetzt endgültig genug. Er stellte das Cognac-Glas auf den Tisch zurück. Doch in dieser Sekunde fing der Lautsprecher an. Er stand oben auf dem Bord neben einer Lourdes-Madonna. Miguel, ›el Conejo‹, hielt sein starkes Kurzwellengerät ständig auf der Frequenz, auf der sich die Männer der Fischerei- Cooperative bei ihrer Arbeit verständigten. Einer der Fischer wollte etwas über Bojen wissen und bekam als Antwort einen miesen Kollegen-Witz geliefert …
    »Wo sind die heute?«
    »Mußt du doch wissen. Zwischen der Brafi und der Punta Negra. Zehn Meilen oder so …«
    Das würde nicht seine Route sein.
    »Und, was ist mit dir? Die Arbeit hast du aufgegeben. Wenn du mal ablegst, ist ein Uhr morgens … Was machst du denn dann? Mondschein-Fahrten? Mit dem Klasseweib?«
    »Geht dich wohl einen Scheiß an, oder?«
    Es reichte nun wirklich. Er ging.
    ›El Conejo‹ rief ihm irgend etwas nach. Er drehte noch nicht einmal den Kopf. Am meisten ärgerte Pere, daß ›el Conejo‹ auch noch recht hatte: Er hatte sich benommenen wie ein Idiot, hatte nichts, rein gar nichts erreicht, ein Küßchen auf die Wange, sonst nur Gelaber – und Fragen. Die hatte sie gestellt. Endlos … Verdammt nochmal, wieso interessierte sie sich eigentlich für seine Treibstoffmenge an Bord? Und was gingen sie seine Kühlboxen an? Oder die Tatsache, daß er nicht wie die anderen nur für eine Nacht, sondern für zwei oder drei Tage den Hafen verließ?
    »Schatz, bis zu den Chinesen sind das nun mal hundertzwanzig Seemeilen«, könnte er sagen.
    Aber dieses verdammte Schlitzauge Harry hätte wohl wenig Freude daran. Chinesen-Harry betrieb in Cala d'Or eine Kneipe, ein Restaurant, das ständig leer blieb, weil auch der letzte Tourist noch vor seinem Fraß die Flucht ergriff. Das störte ihn kaum. Die Kohle besorgte er sich woanders. Und außerdem: Was sollte eine Esther Ramirez mit einer solchen Antwort schon anfangen?
    Esther Ramirez? Ein komischer Name.
    Falls sie überhaupt so hieß …
    Pere Pons überquerte die Straße, die den Hafen entlangführte.
    Es war nun vollkommen dunkel geworden. Der Mond befand sich in seinem letzten Viertel, und das war schon mal gut so … Die Positionslampen und Lichter der Boote und Schiffe, die draußen in der Bucht ankerten, warfen Farbkleckse auf das dunkle Wasser der Bucht.
    Er hatte die Furgoneta, seinen Renault-Expreß-Lieferwagen am Pier neben dem Kran geparkt, der die kleineren Boote zum Überholen aus dem Wasser hievte. Der Pier selbst war von nur wenigen Lampen erleuchtet. Dunkel und grau verlor er sich in der Nacht. Die großen Kutter, mit Ausnahme der beiden Bonnet-Boote, waren alle ausgelaufen. Und über Bonnets ›Maria I‹ und ›Maria II‹ hing schon der Hammer … Guillermo Bonnet hatte sich übernommen. So wie du selbst, dachte er. Wenn Harry dir nicht vor drei Wochen mit dem Scheck vor der Nase herumgewedelt hätte, wärst du genauso pleite wie Guillermo. Kein Zweifel, ohne Harry wärst du drangewesen. Noch nicht mal die Furgoneta hätten sie dir gelassen, verdammt …
    Aber da stand sie, und ihr Anblick tat ihm gut.
    Dann jedoch verharrte Pere Pons plötzlich.
    Das Licht?
    Ja, da war doch ein Licht, ein kleiner, schmaler, weißer Streifen. Und der bewegte sich. Er bewegte sich im Laderaum des Expreß.
    Jetzt wieder!
    Pere Pons fing an zu laufen, überlegte es sich, sah sich um, ob er irgendwo in den Schatten der Platanen noch einen zweiten Scheiß-Typ entdecken konnte, holte das Messer aus der Tasche, klappte es auf und schlich die letzten Meter auf Zehenspitzen, bemüht, jedes Geräusch zu vermeiden.
    Du hast alle Türen verriegelt, klar doch. Auch die am Heck. Ist doch der ganze Krempel drin, was ist mit der Beifahrertür? … Sie steht offen. Nachschlüssel? Was sonst? Er bückte sich und schlich zum Heck des Wagens. Das war verriegelt.
    Das Licht erlosch. Hat dich bemerkt, das Schwein. Na und? Hilft ihm auch nichts. Der sitzt in der Falle …
    Pere Pons umklammerte den Horngriff des Klappmessers und riß die Beifahrertür weit auf.
    »Komm raus! Na, los schon! Voy a matarte. Ich bring' dich um, hijo de puta! Weißt du, was ich mit dir mache …«
    Er verstummte. Er sah in ein Gesicht, sah schwarzes Haar, sah dunkle

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