Im Auftrag des Tigers
angeschnitten. Und ich sag' dir eines: Wir müssen handeln.«
Das United-Problem?! ›Logging‹, der Kahlschlag jungfräulicher Wälder, ist äußerst kapitalintensiv. Jede Logistik wird im Urwald zum Abenteuer. Straßen, Zieh- und Transportwege müssen gebaut werden, nicht nur um Stämme abzutransportieren, sondern auch um das erforderliche schwere Gerät, die Transporter, die Schaufelbagger, die Generatoren heranzuschaffen. Dazu die Unterkünfte des Personals, die mobilen Sägereien …
In der Hoffnung auf neue, Millionengewinne versprechende Lizenzen hatte sich die United in Borneo, dann in Malaysia, niedergelassen – und übernommen. In Borneo war das Abholzen zunächst für ein Jahr gestoppt. In Malaysia trieb die United ihre Vorbereitungen im Sultanat Jorak, vor allem im Gebiet des Neggiri-Flusses weiter voran, die Verhandlungen über die Lizenz indes zogen sich endlos hin. Sand schien ins Getriebe geraten zu sein.
Und das hatte seine Gründe …
»Sag mir lieber, hast du etwas von Khalid gehört?« erkundigte sich Harry Feng.
»Wieso sollte ich denn? Khalid habe ich in der Tasche. Seit Jahren. Und nicht allein wegen dieser Geschichte.«
»Aber ich habe gehört, die United-Leute hätten bei Khalid einen neuen Protest abgegeben und seien dabei von der Berhad-Gruppe unterstützt worden.«
»Na und? Berhad ist stark auf dem Stahlsektor. Vielleicht noch mit Palmöl … Aber im Holzbereich haben sie nichts zu sagen. Mach dir da mal keine Sorgen.«
Khalid Leng war in ›KL‹ – der malaiischen Hauptstadt Kuala Lumpur – der Chef-Beamte der staatlichen Holz-Kommission. Und gleichzeitig, was sich als sehr praktisch herausstellte, Staatsbeauftragter für Umweltschutz.
»Sag deinen Freunden im Ministerium, daß die United schwach auf der Brust ist und höchstens fünf oder sechs Monate durchhalten kann«, hatte Harry Feng Philip Wang Fu vor einem Jahr empfohlen. »Sag ihnen, daß du ihnen mindestens dreißig Prozent mehr gibst, wenn sie die United eine Zeitlang hinhalten. Sagen wir ein oder zwei Jahre. Dann übernehmen wir. Wir können sie auch an dem neuen Unternehmen beteiligen … Sparsam, versteht sich. Sie sind dann sowieso auf den Knien. Wir aber gehen damit an die Börse und holen den Einsatz doppelt wieder heraus.«
Die Rechnung war aufgegangen. Zumindest bis zu diesem Punkt …
Der Einsatz wiederum? Der eigentliche Einsatz bestand in einem Gebiet von neuntausend Quadratkilometern im zentralmalaiischen Gebirge, der Tenenga-Zone. Sie wurde vom Neggiri-Fluß durchschnitten und war bisher weder von Straßenführungen noch sonstigen zivilisatorischen Errungenschaften angetastet. Die paar hundert Indianer, Urvolk-Abkömmlinge, die sich mit dem Blasrohr ihre Nahrung holten, hatten bisher niemand interessiert. Zudem gehörte die Region zum rückständigsten Sultanat des malaiischen Staatenbundes: Jorak. Nun, die Eigentumsfrage hatte man hingebogen. Zwar haben auch im modernen Malaysia Sultane die Vorrechte von konstitutionellen Monarchen. Bei Sultan Abdulla war es jedoch kein besonderes Kunststück gewesen. Ein neues Fußballstadion für die Hauptstadt, ein kleiner Brocken Anteile an den Einschlag-Ergebnissen – und die Sache war gelaufen.
Hatten sie gedacht.
Doch dann erst begannen die Schwierigkeiten.
Die Tenenga-Region, so stellte sich heraus, stellte die wichtigste Zufluchtsstätte der letzten freilebenden Tiger Malaysias dar. Und das allein schon garantierte reichlich Ärger: Tiger, einst gnadenlos gejagt, schienen in letzter Zeit heiliggesprochen.
Und als ob das nicht reichte, meldete sich zunächst ein obskures Anwaltsbüro in Penang, dann die höchst angesehene und in politischen Dingen tätige US-Kanzlei ›Johnson and Zweig‹ aus New York. Die beiden Anwaltsfirmen legten Dokumente vor, in denen nachgewiesen werden sollte, daß das Tenenga-Gebiet gar nicht mehr dem Besitzrecht des regierenden Sultans unterliegen könne, sondern daß es sich dabei um eine Stiftung handele, die der verstorbene Vater Abdullas errichtet habe. Als Legat sei sie an den Biologen Rabindra Nandi, und nach dem Todesfall Rabindras an seine Tochter Maya Nandi übergegangen, welche den Schutz der Tiger und die Führung der Tenenga-Tiger-Station fortsetzen sollte.
Maya – dachte Wang Fu …
Tiger? dachte er dann. Hab' ich etwas gegen Tiger? Im Gegenteil. Sie sind ja so brauchbar … Mal sehen, welche Täubchen Bernier mir für heute abend aufgetrieben hat. Ayaa, wenn es nur schon soweit wäre …
Doch wenn Tiger mir
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