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Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Auge der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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bereits nach Sidon und Tyros und Kadesch unterwegs, um die Söhne der jeweiligen Könige zu ergreifen, war doch anzunehmen, dass ihre Väter den ägyptischen Streitkräften keinen Widerstand leisten würden, solange sich ihre Kinder in der Hand von Thutmosis befanden.
    An dem Tag, da der König gesundet war, war Yehuda Zeuge des hitzigen Streits zwischen David und Leah geworden; auch die sehnsüchtigen Blicke, die sich die beiden bei verschiedenen späteren Anlässen zugeworfen hatten, waren ihm nicht entgangen. Wie das alles zusammenhing, hatte er dann ihrer Korrespondenz entnommen, den Briefen von David an Leah und von Leah an David, die voller Entschuldigungen und Bitten um Verzeihung und Liebeserklärungen waren. Yehuda hatte sie gelesen und anschließend vernichtet. Warum auch nicht? Die beiden verdienten es nicht anders. War ihm nicht dadurch, dass sie das Leben des Königs gerettet hatten, der Weg zum Thron versperrt worden? Jetzt aber, Ironie des Schicksals, lag die Lösung von Yehudas Problem in genau diesen Briefen.
    Der Wirt der Taverne »Zu den Segnungen der Götter« war ein jovialer, rundlicher Mann namens Kaptah, in dem man niemals einen ägyptischen Spion vermutet hätte. Nur Yehuda wusste davon, fing er doch jedweden Schriftwechsel ab, ehe er ihn weiterleitete, darunter auch den zwischen Pharao Thutmosis’ Spionageführer und Kaptah. Yehuda kannte Kaptahs Bericht über die militärische Stärke und die Spitzel von Ugarit.
    Von einer Windbö begleitet, trat Yehuda ein. Er musste sich gegen die Tür stemmen, um sie zuzudrücken und sich dann den Regen abzuschütteln. Nur kurz wandten sich ihm in dieser verrauchten Kneipe, in der sich bevorzugt erschöpfte Matrosen und heruntergekommene Huren aufhielten, ein paar Köpfe zu und gleich darauf gleichgültig wieder weg.
    Der Schankraum war mit Hockern und niederen Tischen bestückt, Kohlebecken und Lampen und
einer Theke, auf der Bier- und Weinkrüge standen, Teller mit Käse und Oliven, ein Korb mit altbackenem Brot.
»Shalaam,
und der Segen der Götter, mein Freund und Bruder!«, begrüßte Kaptah von der Theke aus, die er gerade abwischte, den Fremden überschwänglich. »Komm, wärm dich auf und lass dir den besten Wein von dieser Seite des Euphrats munden!«
    »Bist du Kaptah?«, fragte Yehuda, noch immer in seinen Umhang gewickelt und die Kapuze über den Kopf gezogen.
    »Der bin ich! Und wie darf dieser bescheidene Diener der Götter deinen Abend angenehmer gestalten? Mit einer Frau vielleicht?«
    Yehuda hob abwehrend die Hand. »Ich weiß, dass du den Auftrag erhalten hast, einen Prinzen zu entführen.«
    Die vollfleischigen Hände hielten inne. Kaptah blinzelte. »Wie bitte?«
    Da Yehuda keine Antwort gab, musterte Kaptah das so traurig wirkende schmale Gesicht des Fremden. Eiskalte Augen, die nicht blinzelten, und seine hervorstehenden Zähne ließen an ein Pferdegebiss denken.
    Kaptah rümpfte abschätzig die Nase. »Du liest vertrauliche Briefe?«
    »Ich lese alles.«
    Kaptah zuckte mit den Schultern und wischte weiter. Er dachte fieberhaft nach, was diese Drohung für ihn bedeuten konnte.
    »Deine Gleichgültigkeit verfängt bei mir nicht«, sagte Yehuda. »Mir ist egal, was ihr vorhabt. Entführt so viele Prinzen, wie ihr wollt, meinetwegen den König selbst, wenn ihr euch das traut. Damit hab ich nichts zu schaffen. Mir geht es vielmehr um eine junge Frau aus dem persönlichen Gefolge des Königs. Wenn du die zusätzlich zu den Königssöhnen entführen könntest, würde ich davon absehen, dich, einen feindlichen Spion, festnehmen und hinrichten zu lassen.«
    Um darüber nachzudenken, was der Fremde gesagt hatte, und um Zeit zu gewinnen, tunkte der Wirt erst einmal den Lappen ins Wasser und wischte dann weiter. Schließlich fragte er leise: »Eine Prinzessin?«
    »Eine Hexe, die allein durch ihre Gegenwart Krankheiten abwehrt. Seine Majestät kann nicht mal seine Notdurft verrichten, ohne dass das Mädchen in seiner Nähe ist. Er befürchtet, dass, sollte sie ihn verlassen oder entführt werden, der Dämon, der ihm die Luftröhre einschnürt, zurückkehrt und ihn umbringt. Sie wäre die wertvollste Geisel, die sich dein Pharao wünschen könnte, wertvoller als Shalaamans eigene Söhne. Ihr Name ist Leah. Ich werde sie dir zeigen. Ich kann doch wohl annehmen, dass du Männer bereitstehen hast?«
    Kaptah schürzte die Lippen und schaute sich um.
    »Vergeude nicht meine Zeit, Mann. Deine Entführer sind bereit, zuzugreifen?«
    »Sie sind

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