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Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Auge der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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richtete sich zu voller Größe auf. Er wirkte kräftig und muskulös und überragte David eindeutig.
    Kein Wunder, dass die versammelten Militärs in sich hineinlachten, als David erklärte: »Ich nehme die Herausforderung an.«
    »Nein!«, rief Leah. »Das darfst du nicht!« Entsetzt sah sie David an. Wie konnte das alles so schnell geschehen. Bangen Herzens fragte sie sich, ob er sich wohl seine Geschicklichkeit bewahrt, regelmäßig seine Zh’kwan-eth-Übungen absolviert hatte. Er trug zwar noch immer seinen Dolch am Arm, aber inzwischen eher symbolisch. »Dieser Mann aus Jerusalem ist nicht mein Ehemann, Majestät. Er hat mich verlassen …«
    Thutmosis bedeutete ihr zu schweigen. »Es wird ein Kampf auf Leben und Tod«, verfügte er gebieterisch. Und mit Blick auf David fügte er hinzu: »Keine Waffen.«
    »Majestät, als Schriftgelehrter und Krieger habe ich geschworen, niemals …«
    »David von Lagasch«, schnitt Thutmosis ihm das Wort ab und fixierte ihn mit seinem Blick, »als Meine Majestät dich wegen der Waffe an deinem Arm befragte, hast du gesagt, sie sei nur symbolisch. Du wirst deine Symbole ablegen. Und die Kleidung auch. Das gilt für euch beide.«
    Alle, die in dem großen Zelt standen, sahen nun zu, wie die beiden Kontrahenten ihre Kleider bis auf ihren Lendenschurz abstreiften. David legte seine Dolche ab. Wie sehr sich die beiden Männer jetzt, da sie fast nackt waren, voneinander unterschieden! Caleb war hochgewachsen, hatte kräftige Arme und einen mächtigen Brustkasten. Die vielen Narben kündeten von Schlägereien und Kämpfen, die er über die Jahre hinweg ausgefochten hatte. David dagegen wies die makellos glatte Haut eines Mannes auf, der seine Zeit über Papyrus und Ton verbrachte. Gegen ihn, der kleiner, wiewohl drahtiger war, wirkte der stämmige Caleb wie ein Riese.
    Leah biss sich angstvoll auf ihre Unterlippe. Vielleicht war ja David flinker und landete eher einen Treffer, hoffte sie. Wenn aber nun Caleb einen gut gezielten Hieb anbrachte – wie Keulen wirkten diese Fäuste!
    Im flackernden Licht der Fackeln standen sich die beiden im königlichen Pavillon wie Ringkämpfer gegenüber, einer Sportart, der sowohl Ägypter wie Kanaaniter frönten. In leicht gebückter Haltung, die Arme angewinkelt, die Hände geöffnet, begannen sie sich zu umkreisen.
    Leah schlug das Herz bis in die Kehle. Als David von Calebs erstem Fausthieb überrascht wurde und rückwärts taumelte, presste sie die Hände auf den Mund.
    Das einzige Geräusch im Zelt war das Tänzeln nackter Füße auf dem Webteppich, als die beiden sich erneut umkreisten, sich gegenseitig belauerten. Davids Gesichtsausdruck war ernst und konzentriert, der von Caleb ein selbstbewusstes Grinsen. Er holte wieder aus, aber diesmal wich David dem Schlag aus, duckte sich und rammte seine Faust Caleb in den Bauch. Jetzt ging es Schlag auf Schlag, beide teilten aus und steckten ein, umtänzelten sich, duckten sich, David landete Treffer, Caleb landete Treffer, und noch gelang es beiden, dem Schlag auszuweichen, der sie niederzustrecken drohte.
    Die Militärs unter den Zuschauern bewunderten Davids schnelle Reflexe, wie flink er auf den Beinen war, seine Fähigkeit, sich tief zu ducken, unter Calebs muskulösen Armen durchzutauchen und bei seinem Gegner Treffer zu landen. Da Caleb ihm jedoch körperlich überlegen und stärker war, ahnte man, dass Caleb den kleineren David nur zermürben, ihn durch Ausweichmanöver in Bewegung halten musste, bis seine Kräfte erlahmten. Schweiß rann beiden Männern in die Augen. David versuchte, Caleb durch Wegreißen der Füße zu Fall zu bringen, erreichte aber nur, dass der Gegner zurücksprang. Dem mächtigen Faustschlag der Rechten, der darauf folgte, konnte David nur um Haaresbreite ausweichen.
    Der auf die Schläfe abzielende Hieb hätte das Ende für David bedeutet, ihn möglicherweise getötet. Die Generäle dagegen bewerteten die Verteidigung des Schriftgelehrten trotz der Überlegenheit des Angreifers als exzellent.
    Die Ellenbogen eng in Höhe der Rippen am Körper, duckte sich David immer wieder und umkreiste Caleb, wich damit den schweren Schlägen aus, die unentwegt erfolgten, und landete wirkungsvolle Treffer in Calebs Rippen und Bauch. Als er mit einem gewaltigen Aufwärtshaken Caleb am Kinn traf und es zu bluten begann, verging dem Gegner das Grinsen. Er konterte mit einem Schlag, der David seitlich am Kopf traf und seinem Schädel eine Platzwunde beibrachte. Blut tropfte ihm auf

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