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Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Auge der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Hannah keine Ahnung, wie sie sich die Konkubine, die sie suchte, vorstellen sollte.
    Schließlich erklärte sie dem Verkäufer, zu welchem Zweck sie eine Sklavin brauchte, worauf der sie zu einem Verschlag führte, in dem jüngere Frauen und heiratsfähige Mädchen mit zarter Haut für anspruchsvolle männliche Kunden eingesperrt waren.
    »Hast du besondere Wünsche?«, fragte er und befingerte die Geldtasche an seinem Gürtel, rechnete schon damit, ihren Inhalt zu verdoppeln.
    Hannah überlegte und sagte dann: »Das Mädchen darf keine Ägypterin sein.«
    Er nickte. Diese Einschränkung war ihm nicht neu.
    »Und eine Habiru auch nicht«, ergänzte Hannah eingedenk eines weiteren Vorurteils ihrer Schwiegermutter.
    Er rümpfte die Nase. »Habiru-Frauen kommen erst gar nicht in diese gesonderte Absperrung.« Vor einem schlanken Mädchen, das etwas abseits hockte, blieb er stehen. »Hier ist eine, die für dich in Frage kommen könnte, Herrin.« Die Sklavin trug ein einfaches Gewand, ein fahlbrauner Schleier bedeckte ihr Haar. Sie schien reinlich und gesund zu sein. »Ihr Name ist Saloma«, sagte der Sklavenhändler. »Sie ist siebzehn, makellos von Kopf bis Fuß, Jungfrau. Kommt aus einer Familie von Schafhirten, die ja bekannt für ihre weichen Hände sind.«
    Er erklärte, dass das Mädchen von ihren fünf Brüdern verkauft werde, weil deren Ehefrauen der hübschen jungen Schwägerin ihr Aussehen neideten. Hannah tat das Mädchen leid. Besaßen die Brüder denn überhaupt kein Rückgrat? Sie stellte ein paar Fragen und erfuhr, dass das Mädchen aus einer männerreichen Familie stammte.
    Sehr gut. Hannah war dennoch unschlüssig. Über die äußere Erscheinung der Konkubine, die sie ins Haus zu holen beabsichtigte, hatte sie noch gar nicht nachgedacht. Jetzt sah sie sich gezwungen, sich für ein Mädchen zu entscheiden, das reizvoll genug war, um in Elias die Lust zu schüren, mit ihr das Bett zu teilen; andererseits weckte genau dies Hannas Eifersucht. Sie selbst war ja nicht unbedingt eine Schönheit; ihre Eltern hatten sich seinerzeit verzweifelt um einen Ehemann für sie bemüht, bis zum Glück ein junger Weinhändler aus Ugarit in die Stadt gekommen war und sich in ihre Tochter verliebt hatte. Bisher war sich Hannah der Liebe von Elias sicher gewesen, aber jetzt überlegte sie zum ersten Mal, wie es sein würde, wenn sich Elias in Saloma verliebte.
    »Ich nehme sie«, sagte sie und streifte sich die goldenen Armreife, die ihr Elias zur Hochzeit geschenkt und die niemals abzulegen sie geschworen hatte, vom Handgelenk. Sie waren alles, was sie noch an Kostbarkeiten besaß, um eine zweite Frau für ihren Ehemann zu kaufen.

    »Warum, weiß man nicht«, sagte Tante Rakel, die mit Leah im Garten arbeitete, »aber wenn man Thymianblätter zerstampft und mit Fett vermischt auf eine frische Wunde aufträgt, hält das die Dämonen der Infektion ab.«
    Sie hatte mehrere Zweige von dem Busch abgeschnitten und so hingelegt, dass sie die Blättchen mit einem kleinen Messer in eine hölzerne Schale schaben konnte. Ein köstlicher Duft breitete sich aus.
    »Noch wirksamer ist ätherisches Öl. Wir werden diese Blättchen destillieren, Rebekka, bis wir Thymianöl haben, dem ein ungemein heilsamer Geist innewohnt.«
    Sie waren von üppigem Grün umgeben, das Leah neu angepflanzt hatte, nachdem Tamar den Garten so böswillig verwüstet hatte. Gegen ein paar kleine Krüge Wein aus dem Keller ihres Vaters hatte sie Stecklinge und Schösslinge erstanden, junge Pflanzen und bereits ältere, weil Samen bis zum Keimen zu lange brauchten und sie von Rakel rasch so viel wie möglich erfahren wollte, ehe das Erinnerungsvermögen der Tante für immer versiegte.
    Von der Heilkraft des Thymians hatte sich Leah bereits überzeugen können – sie hatte die entsprechende Salbe erfolgreich auf die Wunde einer Sklavin aufgetragen, die sich bei der Küchenarbeit geschnitten hatte. Jetzt ging es ihr um Wichtigeres, nämlich darum, was von Molochs Traum für eine Medizin verwendet wurde. Die Blätter? Die Samen? Die Wurzeln? Wie wurde was verarbeitet? Wie war die Medizin einzunehmen? In einem Getränk? Ins Essen gemischt? Fragen über Fragen, die sie Rakel nicht zu stellen wagte.
    Erst heute Morgen hatte die Großmutter gesagt: »Mir fällt auf, dass Tante Rakel in letzter Zeit häufig von Jericho spricht. Bedrängst du sie etwa mit Fragen aus der Vergangenheit, Leah? Vergiss nicht, was du versprochen hast. Asherah ist unsere Zeugin, Leah, lass

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