Im Auge des Falken (Regelence-Serie) (German Edition)
»Was ist passiert?«
Brittani verzog das Gesicht. »Er hat nach einem Glas Wasser gefragt. Ich hab Johnson den Befehl gegeben, ihm eins zu holen, weil er mir ein bisschen leid tat, nachdem Sie ihn durch die Mangel gedreht haben.«
Nate zog eine Augenbraue hoch. Mal ehrlich, die Reaktion seiner Umwelt auf ihn war schon ein bisschen lächerlich – nicht, dass er etwas dagegen unternehmen würde. Immerhin war es ja zu seinem Vorteil –, aber es war trotzdem übertrieben. Na schön, einen Großteil seines Rufs hatte er sich schwer erarbeitet, aber er marschierte nicht durch die Welt und brachte aus Spaß Leute um.
»Und dann?«
»Als Johnson mit dem Wasser zurückkam, hat der Gefangene uns überrascht. Er hat mich geschubst, Johnsons Waffe erbeutet und mich dann gepackt. Ich bin davon ausgegangen, dass er noch ziemlich fertig ist, weil er erwischt und auf Ihrem Schiff unter Arrest gestellt worden ist. Das war eine Fehleinschätzung.«
Das passte nicht zu Kindros.
Sie gab ein unwilliges Geräusch von sich und warf die Hände in die Luft. »Oh Mann, Hawk, der Mann hatte solche Angst vor Ihnen, dass er sich in die Hose gepisst hat. Ich habe nicht erwartet, dass er so was versucht.«
»Passen Sie auf, dass Ihnen das nicht wieder passiert.« Nate hielt inne und sah auf seinen Sohn hinunter. Dann kam ihm ein Gedanke. Er schnüffelte und zog an Kindros' Ärmel, bis sie sich umdrehte. Er musterte ihre Kehrseite, auf der sich ein feuchter Fleck ausgebreitet hatte. »Haben Sie den Urin auf Ihrer Hose schon bemerkt?«
Sie schnitt eine Grimasse. »Igitt... Sie Mistkerl! Das ist allein Ihre Schuld!«
Nate lachte leise. »Ich bin vielleicht ein Mistkerl, aber immerhin kein herzloser. Sie haben meine Erlaubnis, Ihre Uniform zu wechseln, bevor Sie sich wieder zum Dienst melden.« Seine Laune hatte sich im Vergleich zum Beginn des Zwischenfalls deutlich gehoben.
Er sah wieder zu Trouble. Der Fünfzehnjährige lag mit offenem Mund auf der Seite. Vor dem scharfen Kontrast des pflaumenfarbenen Teppichbodens sah er so klein und blass aus. Seine blonden Locken wirkten beinahe weiß. Gedämpftes Stöhnen hinter Nate ließ ihn sich umdrehen.
Die Sicherheitsleute zogen Jansen auf die Füße. Der Mann war immer noch ziemlich weggetreten. Der größere der beiden Besatzungsmitglieder bückte sich und hievte sich den Gefangenen über eine Schulter, bevor er den Korridor hinunter verschwand. Der zweite nickte Nate respektvoll zu, ehe er seinem Kameraden folgte.
»Arschloch«, zischte Kindros.
»Es war nicht seine Schuld, dass Sie ihn haben entkommen lassen.«
Sie zuckte zusammen. »Autsch, immer nur schön Salz in die Wunde reiben.«
»Das ist mein Job. Und nur fürs Protokoll, Lieutenant Kindros: Wer einen Gefangenen entkommen lässt, kommt normalerweise vor ein Kriegsgericht. Ich lasse Sie davonkommen. Nachdem Sie die Geisel waren, sollte Ihnen das Warnung genug gewesen sein. Ihr Arsch ist heute auf Grundeis gelaufen. Sorgen Sie dafür, dass es nicht wieder vorkommt.«
»Ja, Sir. Vielen Dank.«
Er neigte den Kopf in Kindros' Richtung. »Lassen Sie Ihren Kopf anschauen.«
»Ja, Sir.« Sie schlurfte davon.
Ein schmatzendes Geräusch lenkte Nates Aufmerksamkeit wieder auf Trouble. Der Junge blinzelte und machte leichte Kaubewegungen, bevor er sich auf die andere Seite rollte und sich eine Hand als Kissenersatz unter die Wange schob.
»Können wir uns auch um Lieutenant Taylors Arsch kümmern? Seit er an Bord ist, versuche ich, ihn unter der Dusche zu erwischen.«
Nate stupste Troubles Oberschenkel mit dem Fuß an. »Du steckst verdammt tief in Schwierigkeiten. Und wo du es gerade ansprichst, das ist ein Thema, über das ich schon eine ganze Weile mit dir –«
Trouble griff sich ans Bein und stöhnte laut auf. »Oh, die Schmerzen! Ich glaube, mein Bein ist gebrochen. Ich werde sterben! Ich habe vielleicht sogar eine schwere Gehirnerschütterung und –«
Nate starrte seinen Sohn, der sich auf dem Boden wand, finster an. Jetzt, wo die Gefahr vorüber war, bekam er ein flaues Gefühl in der Magengegend. Seine Nervensäge hätte getötet werden können.
Trouble hielt lange genug inne, um zu Nate hochzuschielen. Sofort stöhnte er lauter und begann, sich wieder herumzurollen. »Oh, ich sterbe...«
Nate hob den kleinen Simulanten auf die Arme und marschierte in Richtung ihrer Kabine. »Schmerzen oder nicht, du bekommst deine Strafe für die Befehlsmissachtung.«
Plötzlich wurde das engelhafte Gesicht ernst und alle
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