Im Auge des Feuers
einen klaren Gedanken zu fassen. Die Füße waren schwer, wie einbetoniert. Ihre Augen weiteten sich, als die Person um die Treppenbiegung kam. »Sie … hier? «
»Sie sind es also, Nancy. Pflichtbewusst, obwohl das Haus polizeilich abgesperrt ist. Und neugierig, wie immer. Dann lassen Sie uns mal gehen.«
Nancy leistete keinen Widerstand. Willenlos ließ sie sich in den Keller hinunterziehen.
Hart am Tempolimit fuhr Eira zu Victorias Souterrainwohnung. Berger war ebenso angespannt wie er selbst. Sie wechselten kein einziges Wort. Berger wusste, dass sie ihn jetzt nicht fragen durfte, wohin die wilde Fahrt überhaupt ging.
Eira hätte ihr die ganze Geschichte so auf die Schnelle auch gar nicht erklären können. Er hatte es einfach nur wahnsinnig eilig.
Mit einem kurzen Schulterzucken stellte er den Wagen im Halteverbot ab und stürzte zur Tür. Die war überraschenderweise nur angelehnt.
In der Wohnung war es viel zu still. Für den Bruchteil einer Sekunde blieb er stehen. Dann ging er langsam ins Wohnzimmer.
Sie saß auf dem Sofa. Allem Anschein nach völlig entspannt und mit der Fernbedienung beschäftigt.
»Ich wusste doch, dass du eines Tages von selbst kommen würdest.«
Mit zwei Schritten war Eira bei ihr. »Wo ist Niillas?«
»War er hier? Ach ja, er ist gegangen. Ich hab ihn weggeschickt.«
Eira schaute sich um. Auf dem Esstisch lag das Messer.
Sie folgte seinem Blick. »Na klar, dein Messer.« Sie klang desinteressiert und starrte Richtung Fernseher. »Niillas hatte es dabei. Keine Ahnung, weshalb. Wollte sich wohl wichtig machen.«
Eira griff nach dem Messer und wollte etwas sagen. In dem Moment klingelte sein Handy. Er steckte das Messer in die Tasche, hörte sich die kurze Mitteilung des Anrufers an und zog Berger mit sich zum Auto.
»Bei Johan Fjeld brennt es.«
Kapitel 76
»Die Frau war sehr kurzatmig und hat das Gespräch abgebrochen, bevor wir weitere Fragen stellen konnten«, teilten ihm die Kollegen von der Wache mit. »Das Ganze war im Grunde recht eigenartig. Wir haben dann herausgefunden, dass mit dem Handy einer gewissen Nancy Larsen angerufen wurde.«
»Es muss sich um Johans Haus handeln. Ich nehme an, sie hat immer noch die Schlüssel.«
Vor dem Haus traf Eira auf Benjaminsen und Sverre Wikan.
»Da hat sich was im Keller entzündet«, erklärte Wikan und nahm den Helm ab. »Schwer zu sagen, welche Substanz das sein könnte. Jedenfalls irgend so ein Schwelbrand.«
Sverre ging hinab in den Keller. Eira und Berger folgten ihm langsam.
Die Tür eines Raumes stand offen. Benjaminsen zeigte hinüber zu einem Metallfass, das Wikans Leute gerade hinaustrugen. »Die Stoffe da drin haben sich entzündet und giftige Gase freigesetzt. Gefährliche Sache.«
»Ein Schwelbrand? Wie entsteht so was?« Eira blieb ratlos stehen.
»Das lässt sich nicht so leicht beantworten, weil wir uns den Inhalt noch nicht genauer angesehen haben.« Wikan zögerte einen Moment. »Was ist eigentlich mit der Frau selbst, Nancy, könnte sie …?«
»Warum sollte sie es dann melden?«, entfuhr es Eira etwas zu scharf. Er wandte sich schnell an Benjaminsen. »Wurde irgendetwas gefunden?«
»Nichts außer diesem Fass hier. Wir haben auch sonst keine besonderenBeobachtungen gemacht. Es gab keine Anzeichen für einen Einbruch.«
Berger räusperte sich. Ihr war noch immer etwas übel von der rasanten Fahrt vorhin. »Und wo ist Nancy?«
Benjaminsen zuckte mit den Schultern. »Das wissen wir noch nicht. Ein Wagen ist auf dem Weg zu ihr nach Hause.«
Wikan nickte den Kommissaren zu. »Unsere Ermittlungen vor Ort sind jetzt abgeschlossen. Wir ziehen uns zurück. Das Fass nehmen wir mit, um den Inhalt zu analysieren. Halten Sie mich bitte auf dem Laufenden, falls Sie hier noch etwas Verdächtiges finden sollten.« Er nickte wieder und verabschiedete sich.
Schnell waren auch die restlichen Untersuchungen durchgeführt. Benjaminsen fuhr zurück ins Präsidium.
Eira stieg in seinen Wagen und blieb eine Weile regungslos sitzen. Er starrte zu dem verlassenen Haus hinüber. »Berger, das ist mir wirklich ein Rätsel. Wenn ein richtiger Brand im Keller ausgebrochen wäre, hätte ich ja gleich mehrere plausible Erklärungen gefunden. Aber was hat es mit diesem Schwelbrand auf sich? Ein Fass, das urplötzlich giftige, vielleicht sogar tödliche Gase freisetzt, noch dazu in einem menschenleeren Haus? Es muss sich auch hier um Brandstiftung handeln, dafür lege ich meine Hand ins Feuer .«
Sie lachte auf.
Eira zog
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