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Im Auge des Feuers

Im Auge des Feuers

Titel: Im Auge des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorun Thoerring
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seinen Sohn ratlos an. Es war das erste Mal, dass Niillas ihn auf diese Weise beschimpfte und anschrie.
    »Und wenn mal zur Abwechslung nicht Wanderstiefel mit ranzigem Fett eingeschmiert werden, dann sind es Haufen von Federn, die einem das Wohnzimmer versauen.« Niillas klapperte geräuschvoll mit den Schubladen. »Messer, die geschnitzt, oder Griffe aus Knochen, die bearbeitet werden … Hier sieht es aus wie in einem verdammten Bastelladen!«
    Eira war immer noch sprachlos, aber Niillas wartete sowieso nicht auf eine Antwort. »Warum kannst du nicht sein wie andere Leute? Andere Väter sitzen vor dem Fernseher und schauen sich die Nachrichten oder einen Film an. Arbeiten am Computer … so was halt. Die sitzen nicht am Frühstückstisch und reiben Wanderstiefel mit ranzigem Fett ein!«
    Eira hatte die Bemerkung auf der Zunge, dass er das die ganzen Jahre, seit Niillas’ Geburt, gemacht hatte, aber das spielte jetzt wohl keine Rolle. Niillas hatte ein ganz anderes Problem als den starken Geruch des Fettes. Eira ließ den Stiefel mit einem dumpfen Aufprall auf den Boden fallen und stand langsam auf, wobei ein Gefühl, das er nicht benennen konnte, in seiner Brust aufstieg. Ein Gemisch aus Wut und Trauer.
    »Sag, Niillas, schämst du dich für deinen Vater?«
    Niillas hatte ihm den Rücken zugekehrt und strich sich eine Scheibe Brot. Eira sah, dass sein Sohn erstarrte.
    »Es könnten ja mal Leute kommen, die nicht an so was gewöhnt sind«, presste Niillas zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er warf das Messer hin und verschwand in seinem Zimmer. Eine Viertelstunde später knallte die Tür, und Eira sah die schmächtige Gestalt, nur mit einem dünnen Kapuzenpullover und Stoffturnschuhen bekleidet, auf die Straße hinaustrotten.
    Jugendliche liefen im Winter so herum, das wusste Eira. Trotzdem wirkte Niillas so verwundbar, dass Eira plötzlich den Wunsch verspürte, hinter ihm her zu stürzen und ihn an sich zu drücken. Ihm zu versprechen, die Utensilien zum Fliegenbinden, die Messergriffe, die er schnitzte, alles, womit er sich gerne beschäftigte, wegzuräumen. Was auch immer, wenn nur zwischen ihnen alles wieder in Ordnung käme.
    Eira atmete tief ein und legte den Kopf nach hinten gegen die Wand. Nein, das ginge zu weit. Er musste es einfach hinnehmen. In all den Jahren war es ungewöhnlich friedlich zwischen ihnen zugegangen. Nur sie beide, keine Mutter, keine Frauen. Es hatte auch nicht den Anschein, als habe Niillas etwas vermisst, sie waren ein außerordentlich gutes Zweiergespann gewesen. Hatte er bis jetzt wenigstens geglaubt.
    In der letzten Zeit war offenbar irgendetwas mit Niillas geschehen. Er zog sich zurück, wirkte in sich gekehrt und abwesend. Es schien, als betrachtete Niillas den Status quo aus der Distanz. Beurteilte alles, was vorher ein natürlicher Teil seines Lebens gewesen war, mit neuen Augen. Nur so konnte Eira sich Niillas’ Kommentare zum Fliegenbinden erklären. Eira horchte in sich hinein und erkannte, wie tief getroffen er wäre, falls sein Sohn sich tatsächlich für den etwas schweigsamen Vater mit den seltsamen Hobbys schämen würde.
    Langsam griff Eira zu den Wanderstiefeln und stellte sie raus auf die Treppe. Dann schüttete er den lauwarmen Kaffee weg und ging mit schweren Schritten zur Tür.

Kapitel 14
    Eira hatte Berger aufgelesen, die sich nach dem Joggen umgezogen und rasch geduscht hatte. Ihr Gesicht war immer noch hochrot und überhitzt.
    »Es wird dir nichts helfen, dass du aussiehst, als ob du eine Heidenangst vor deinem Job hättest«, murmelte Eira. »Ich muss so schnell wie möglich mit Magni Andersen sprechen. Bisher war es nicht möglich, sie aufzutreiben, weil sie ein Leben ohne Telefon führt. Anstandshalber habe ich seit dem Tod ihres Sohnes ein paar Tage verstreichen lassen und bin jetzt so rücksichtsvoll, zu ihr nach Hause zu fahren, anstatt sie in unsere heiligen Hallen zu schleppen.«
    »Glaubst du, dabei kommt etwas anderes heraus, als dass sie behaupten wird, ihr Sohn sei ein armer Tropf gewesen, der zu viel getrunken hat und eingeschlafen ist, während es um ihn herum brannte?«
    Eira warf ihr einen kurzen Blick zu und bremste scharf. »Ach so. Dann können wir ja genauso gut wieder nach Hause fahren und etwas machen, wozu wir Lust haben. Du kannst noch eine Runde joggen und ich kann Fliegen binden.« Eira bemerkte selbst, wie mürrisch das klang. Er fühlte sich wie ein Dreckskerl. Aus irgendeinem Grund war er momentan nicht er selbst, und

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