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Im Auge des Feuers

Im Auge des Feuers

Titel: Im Auge des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorun Thoerring
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stand, dass ein durch den Sund fahrendes Schiff gegen zwei Uhr eine Person auf dem Kai, direkt hinter Fjelds Anleger, gemeldet hatte. Zwei junge Männer auf dem Heimweg aus einem Lokal hatten das Gleiche beobachtet und hinzugefügt, dass bereits Rauch und Flammen aus den Fenstern im ersten Stock geschlagen hatten. Sie waren losgelaufen, um die Feuerwehr zu verständigen, und hatten sich den Betreffenden nicht genauer angesehen. Im Nachhinein hatten sie ihn als ziemlich ungepflegte Erscheinung beschrieben und man nahm an, dass es ein Obdachloser gewesen sein könnte.
    Später war man an die Öffentlichkeit getreten und hatte nach weiteren Zeugen gesucht. Man hatte den Betreffenden aufgefordert, sich zu melden, aber ohne Erfolg.
    Eira las die Berichte mehrere Male. In einem Artikel wurde darauf hingewiesen, dass sich auf dem Gelände hinter Fjelds Anlegestellen stapelweise alte Kartons befunden hatten, genauso wie anderer leicht entzündbarer Abfall. Zuvor war diese gefährliche kleine Mülldeponie bereits mehrmals beanstandet worden. Hier musste der Brand auch tatsächlich ausgebrochen sein. Aber wer war die Person, die man gesehen hatte?Als Eira spät am Nachmittag nach Hause kam, klebte ein gelber Papierzettel an seiner Haustüre.
    Denkt ihr an Freitag, du und Niillas? Mona
    Er steckte den Zettel in die Tasche und lächelte. Niillas mochte Mona, er hatte sogar ein paar Mal gefragt, warum sie sich nicht mehr miteinander trafen. Aber diesmal würde für Niillas wohl nichts daraus werden. Nicht bei den Themen, die Eira mit Mona besprechen wollte.
    Das Gitarrengeklimper, das ihn häufig empfing, wenn er um diese Zeit nach Hause kam, fehlte. Eira versuchte fast täglich, pünktlich zum Essen zu kommen. Er freute sich nach wie vor darauf. Da hatten sie Zeit füreinander, Vater und Sohn.
    Eira stellte die Einkaufstüte auf den Küchentisch und machte seine Runde. Niillas war offenbar seit dem Frühstück nicht zu Hause gewesen. Das nasse Handtuch lag noch auf dem Stuhl an seinem Schreibtisch. Es war Niillas’ Ritual, es im Badezimmer aufzuhängen, sobald er aus der Schule kam.
    Eira sah noch mal auf sein Handy, keine neuen Nachrichten. Er hielt mitten im Raum inne und fühlte sich plötzlich nicht wohl in seiner Haut. Niillas’ Reich ging ihn nichts an, Eira hielt sich grundsätzlich nie dort auf, wenn Niillas nicht dabei war.
    Trotzdem blieb Eira in seiner Tür stehen, als könne er hier die Antwort auf seine Fragen finden. Zum Beispiel, warum es sie einander entfremden sollte, dass Niillas jetzt eine Freundin hatte. Sein Sohn strahlte eine gewisse Feindseligkeit aus. Im besten Fall Reserviertheit. Niillas ging auf Distanz. Das verstand Eira nicht. Irgendetwas war ihm entglitten.
    Eira machte einen halben Schritt auf den Schreibtisch zu. Der war unter einer Flut von Papieren begraben. Eira reckte den Hals, versuchte, besser sehen zu können, ohne allzu nahe heranzugehen. Wohnungsprospekte. Eira blinzelte zweimal, bevor er mit einem Schritt am Tisch war und danach griff.
    Junges Wohnen, Wohnprojekt für junge Leute, die ihren ersten eigenen Hausstand gründen.
    Die Worte trafen ihn wie ein unerwarteter Schlag in die Magengrube. Einen Moment lang bekam er fast keine Luft. Darauf wäre er nie gekommen. Er sah das zerzauste, verschlafene Wesen vor sich, das achtzehn Jahre lang jeden Morgen mit ihm gefrühstückt hatte. Versuchte Niillas, eine Wohnung zu finden, ohne es seinem Vater gegenüber mit einem einzigen Wort zu erwähnen?
    »Suchst du was?«
    Eira ließ die Papiere fallen. »Ich hab meine übliche Runde gemacht.«
    »Warum schnüffelst du in meinen Sachen herum?«
    Niillas’ Kälte trieb Eira fast Tränen in die Augen. Herumschnüffeln. Eira verspürte das Bedürfnis, seine Gefühle zu erklären, sich zu rechtfertigen. »Mein Blick ist einfach so darauf gefallen. Ich wollte unbedingt etwas erfahren, da du mir ja nichts mehr erzählst.«
    »Es geht dich einfach nichts an.«
    »Willst du alleine wohnen?«
    »Nein.«
    »Mit ihr zusammen?«
    » Sie heißt Victoria. Sie hat sich dir bereits vorgestellt.«
    »Du hast mir noch nicht erzählt, wie alt sie ist. Nichts Persönliches über sie.«
    »Spielt das eine Rolle?« Niillas zog sich zurück, setzte sich aufs Bett.
    »Ich würde gerne wissen, mit wem mein Sohn zusammenziehen will. Wenn du noch nicht einmal darüber reden kannst, bist du vielleicht zu unreif für solche Entscheidungen.« Das war ein Schlag unter die Gürtellinie. Verdammt.
    Niillas stand auf und ging

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