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Im Auge des Feuers

Im Auge des Feuers

Titel: Im Auge des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorun Thoerring
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Pers Wissen war offenbar plötzlich wieder brisant, weil Karl Fjeld doch nicht tot war.«
    Sverre Wikan beugte sich nach vorn und verschränkte die Hände. »Warum um Himmels willen hat Per dann nicht viel früher etwas gesagt? Brisanz hin oder her … Und wie konnte Per überhaupt wissen, dass Karl Fjeld zurück war? Per war Alkoholiker und die meiste Zeit benebelt.« Sverre erhob sich resigniert. »Es tut mir leid, Eira, ich kann Ihnen dabei nicht helfen. In meinen Ohren hört sich das völlig absurd an. Und …« Er hielt kurz inne. »Ich mache keinen Hehl daraus, dass es schmerzhaft für mich ist, an diese Dinge zu rühren. Aber natürlich bin ich dazu bereit, wenn es unbedingt notwendig ist. Ich werde darüber nachdenken.« Er blickte auf seine Hände. »Meinen Sie, durch dieses Gespräch ist irgendetwas klarer geworden?«
    Eira sah ihn nachdenklich an. »Ehrlich gesagt, nein. Ich musste mich einfach erkundigen.«
    »Jederzeit.« Sverre zögerte, dann sprach er es aus: »Vielleicht sollten Sie sich auf die noch lebenden Familienmitglieder konzentrieren.« Er hielt die Handflächen abwehrend hoch. »Wollte bloß einen kleinen Tipp geben, mehr nicht.«
    Als Eira ins Präsidium zurückkam, schlugen ihm aus der halb geöffneten Tür des Besprechungsraums Stimmen und der Duft von Kaffee entgegen. Er ging hinein und betrachtete Benjaminsen, dereinen Stoß Fotos inspizierte. Dann sah er zu Berger, die mit einem Bericht in der Hand dastand und konzentriert blätterte. Henriksen hingegen schaute bloß aus dem Fenster und schien nachzudenken.
    Plötzlich wurde Eira etwas bewusst: Zu dem Zeitpunkt, als Per Andersen im Feuer des Molotowcocktails getötet wurde, musste bereits der nächste Schritt geplant gewesen sein. Magni sollte aus dem Weg geräumt werden. Warum passierte dies alles? Eira landete wieder bei Karl Fjeld. Sein Auftauchen hatte all diese Ereignisse in Gang gesetzt. Per hatte in jener Nacht mit Karl geredet, das hatte Magni Eira erzählt. Der Taxifahrer, der zwei Männer im Gespräch gesehen hatte, war nach langem Nachdenken zu einer Personenbeschreibung gelangt, die zu Per Andersen passte. Den anderen Mann hatte er flüchtig von hinten gesehen, er erinnerte sich an einen grauen Pferdeschwanz. Die Fotos, die die Polizei von den Passbehörden in Kanada erhalten hatte, zeigten einen lächelnden Mann mit Brille und grauem, zu einem Pferdeschwanz zurückgekämmten Haar. Sowohl Per als auch Karl waren jeweils in der Brandnacht auf den Spielplan getreten – das war eine der augenfälligsten Parallelen zwischen den Ereignissen von 1969 und 2007. Eira wurde wie in einer Zeitschleife immer wieder auf das Jahr 1969 zurückgeworfen. Die Lösung musste dort liegen.
    »Eira, der Fußabdruck, den wir auf der Treppe gefunden haben …« Der Kollege von der Spurensicherung riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Ja?«
    »Wir haben ihn untersucht. Es handelt sich ganz ohne Zweifel um die vordere Hälfte eines Schuhs mit derber Sohle. An der Außenkante etwas abgetreten.«
    »Der Träger hat also O-Beine?«
    »Möglich. Jedenfalls ist die Sohle außen verschlissener als in der Mitte. Sie passt definitiv nicht zu jemandem von der Krankenwagenbesatzungoder zu anderen, die dort waren, bevor wir erkannt hatten, dass es sich um Mord handelte.«
    Eira starrte auf das Foto des Abdrucks. »Mann oder Frau?«
    »Es ist in der Tat nicht so leicht, die Größe zu bestimmen, weil wir so wenig von der Sohle haben.«
    »Wir haben die alte Dame, die in jener Nacht eine Person gesehen haben will, noch mal befragt«, warf Benjaminsen ein. »Einer Personenbeschreibung sind wir nicht nähergekommen. Aber ihr ist plötzlich noch etwas anderes eingefallen. Früher am Abend muss auch schon jemand zu Magnis Haus gekommen sein. In Rot gekleidet. Leider hat unsere Zeugin nur den Rücken in der Tür verschwinden sehen.«
    »Zwei Besuche am selben Tag?«
    »Genau das ist der Punkt. Sonst soll fast nie jemand die Andersens besucht haben, sagt die Nachbarin. Daher sind ihr die beiden Personen auch aufgefallen.«

Kapitel 36
    Die Dunkelheit brach nun täglich früher herein. Tromsøs Bibliothek war ein architektonisches Glanzstück. Man hatte sie als Glaskuppel konzipiert, und sie leuchtete an diesem Abend wie eine Laterne. Eira fand unmittelbar davor einen Parkplatz. Er wollte sich die Zeitungsberichte vom Mai 1969 genauer ansehen.
    Kurz darauf war die Mikrofilmrolle mit den Zeitungen an Eiras Platz und er verschaffte sich einen Überblick. In einem der Berichte

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