Im Auge des Orkans
sollen?«
»Natürlich nicht.«
»Auch Evans nicht?«
»Ich bin kaum mit ihm in Berührung
gekommen. Warum?«
»Ich sage Ihnen, warum: Dies ist mein Haus. Ich — und nur ich allein — habe hier das Recht, vorzuschreiben, wer was
tut. Ich habe mir Evans’ hochnäsige Art oft genug gefallen lassen. Jetzt ist
Schluß damit. Wenn er das Spielchen weiter spielen will, muß er sich an die
Spielregeln halten.«
»Was für ein Spielchen?«
Neal schwieg. Meine Frage hatte ihn aus
dem Konzept gebracht. »Sein Spielchen als Koch natürlich, was sonst?« erklärte
er nach einer Weile. »Hören Sie: Wenn sich irgend jemand darüber aufregt, was
Sie tun oder wohin Sie gehen — schicken Sie ihn zu mir. Ich regle das dann
schon.«
Ich wußte nicht, was ich darauf
antworten sollte, und nickte nur. Nachdem er gegangen war, lehnte ich mich mit
einem großen Seufzer zurück. Hatte Neal Wahnvorstellungen, oder hatte er recht,
wenn er glaubte, seine Autorität würde untergraben? Aber reagierte er dann
nicht zu heftig?
Die Schallplatte war abgelaufen, als
ich das Wohnzimmer wieder betrat. Eine Reihe von Schnarch- und Grunztönen aus
Dennys Ecke ersetzte die Musik. Sam machte die Augen auf und sagte: »Sollten
Sie nicht im Bett sein?«
Ich würde diese Worte vermutlich noch
oft zu hören bekommen und sie bald satt haben. »Ja«, erwiderte ich kurz.
»Gut.« Er schloß die Augen wieder.
Ich wollte eine Menge Dinge mit ihm
besprechen, aber jetzt war eindeutig nicht der geeignete Augenblick dazu. »Soll
ich die Platte umdrehen?« fragte ich.
»Ja, bitte. Sie wird die unharmonische
Symphonie von dort drüben übertönen.« Er winkte in Richtung Denny.
»Wo ist Angela?«
»In ihrem Büro.«
»Ist ihr Großvater noch da?«
»Ja. Sie streiten sich. Als ich nach
dem Lunch unten war, hörte ich deutlich Wurfgeräusche.«
»Sie hat nach ihrem Großvater
geworfen?«
»Nein. Sie hat die Bürowand benützt. Er
liegt im Bett und hat Temperatur. Aber die Dinge müssen da unten schlecht
stehen. Stephanie ging mal runter, um zu sehen, ob sie etwas helfen könnte, und
kam mit weißem Gesicht wieder. ›Soll sie alle der Teufel holen‹, hat sie
gemurmelt. ›Ich brauche Luftveränderung.‹«
Ich lächelte. Mir gefiel Stephanies
Direktheit. Dann drehte ich die Platte um und ging ins Untergeschoß. Die
Bürotür war zu. Ich klopfte, und Angela rief: »Herein.« Wie immer sah sie
gelassen und tüchtig aus, doch zwischen ihren Brauen stand eine Falte, die ich
früher nicht bemerkt hatte.
»Was wollen Sie?« fragte sie kurz.
»Man hat mich angeheuert, um gewisse
Nachforschungen anzustellen.«
»Angeheuert? Für Leute wie Sie ist kein
Geld in der Kasse.«
Ich blieb kühl. »Ich bin gekommen,
Angela, um Sie zu fragen, ob Sie schon Gelegenheit hatten, die Quelle für das
andere Gebot auf das Haus festzustellen.«
»Welches Gebot? Ach so. Ich habe den
Makler gestern angerufen. Es gab tatsächlich noch ein Gebot, durch einen Anwalt
in Antioch. Ich habe versucht, ihn zu erreichen, aber er ist erst am Montag
wieder da.«
»Konnte Ihnen der Makler irgendwelche
Details erzählen?«
»Das Gebot war sehr niedrig. Die
Nachlaßverwaltung lehnte es ab. Es wurde um ein paar tausend Dollar erhöht,
aber das genügte nicht.«
Ich dachte an die seltsamen Bücher in
der Bibliothek und Neals Bemerkung, daß Sammler und Händler scharf auf sie
waren. Vielleicht waren sie der Grund für das Gebot gewesen. Aber das alles
würde ich erst morgen nachprüfen können.
Angela beschäftigte die Frage meines
Honorars immer noch. »Wie bezahlt man Sie eigentlich für dieses... dieses
Herumschnüffeln? Wie ich schon erklärte, ist dafür kein Geld im Budget
vorgesehen.«
»Meine Schwester bezahlt mich«,
antwortete ich. Natürlich würde ich das Geld nicht annehmen, aber das ging
Angela nichts an. »Aber ihr Vermögen dient als Bürgschaft — «
Ich wartete, daß sie weitersprach, aber
offensichtlich hatte sie erkannt, daß sie einen Fehler gemacht hatte. »Was ist
mit Patsys Geld?« fragte ich deshalb.
Schweigen.
»Weiß sie davon?«
»Sie... es ist noch nichts Definitives.
Wir brauchen ihr Geld nur, wenn das Projekt wirklich in Schwierigkeiten gerät.«
»Es ist doch schon in Schwierigkeiten.«
Angela starrte mich wütend an.
»Sie brauchen sich doch nur umzusehen:
Sie haben einen Computer, ein paar Samtsofas, chinesische Teppiche und ein paar
kaputte Kanus. Und ein Ofen mit sechzehn Brennstellen ist in Auftrag. Außerdem
haben Sie Pfützen auf
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