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Im Auge des Orkans

Im Auge des Orkans

Titel: Im Auge des Orkans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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er war
erst am Sonnabend eingetroffen. Und aus Loyalität auch Patsy und die Kinder.
Evans... um meiner Schwester willen rechnete ich ihn nicht zu den Verdächtigen.
Blieben Neal, Denny, Stephanie und Angela.
    Angela... ich dachte an die auffallend
hohen Ausgaben für die falschen Dinge. An die Rechnungsformulare, die ich
gefunden hatte, an die Schreibmaschine. Und überlegte, auf welche Weise Angela
Geld unterschlagen haben konnte. Trotzdem — ich sah immer noch nicht, wie Max
hineinpaßte.
    Ich brauchte jemanden, der etwas von
Buchhaltung und Finanzen verstand. Jemand, der mir bestätigen konnte, daß es
möglich war, Geld abzuzweigen, wie ich glaubte, daß Angela das getan hatte.
Sollte ich Sam fragen? Konnte ich ihm trauen? Eigentlich wußte ich nicht viel
über ihn. Nur was er erzählt hatte. Aber wenn ich mir über einen Menschen nicht
sicher bin, folge ich meinem Instinkt, und der war, was Sam betraf, positiv.
    Ich ging hinunter, um ihn zu suchen,
doch dann beschloß ich, erst noch mit Tin Choy Won zu sprechen. Ich hatte jetzt
wegen der Schreibmaschine und der Rechnungsformulare und auch wegen des
anonymen Briefs einen bestimmten Verdacht. Vielleicht konnte ihn Mr. Won
bestätigen.
    Als ich in sein Zimmer blickte, stellte
ich jedoch fest, daß er schlief. Sein Atem ging stoßweise und unregelmäßig. Ich
trat ein, um ihm den Puls zu fühlen. Vielleicht sollte sich Patsy mal um ihn
kümmern. Sie hatte durch die Pflege ihrer Kinder viel Erfahrung und —
    »Was tun Sie denn hier?« Angelas Stimme
war leise und ärgerlich. Ich drehte mich um. »Ihr Großvater macht mir Sorgen,
Angela. Konnten Sie den Arzt erreichen?«
    »Nein, er kam nicht mehr in die Praxis
zurück. Und jetzt ist die Telefonleitung tot. Großvater will nicht ins
Krankenhaus. Sie wissen, wie alte, abergläubische Leute sein können.«
    »Vielleicht sollten Sie nicht auf ihn
hören.«
    Sie biß sich auf die Lippen. »Ich weiß
nicht recht.« Sie winkte mich energisch aus dem Zimmer. »Bis Hilfssheriff Ma
wiederkommt, werde ich mich entschieden haben.«
     
    Ich fand Sam in seinem Zimmer. Er saß
in einem geblümten Sessel und las in einem düster aussehenden Westernheftchen
mit dem Titel Duell der Goldwäscher. Als er mich im Türrahmen stehen
sah, warf er das Heftchen auf den Boden und winkte mir, hereinzukommen. »Was
ist das?« fragte er, auf die Puppe in meiner Hand blickend.
    Ich wollte mich nicht von dem Zweck
meines Besuchs abbringen lassen, und so antwortete ich: »Die habe ich oben im
Abstellraum gefunden. Doch davon erzähle ich Ihnen später. Jetzt möchte ich Sie
fragen, was Sie von der finanziellen Situation hier halten.«
    »Zweifellos ist sie schlecht. Ich hatte
deswegen schon ein paar Vorgespräche mit Angela und Neal. Morgen, wenn der
Sturm vorbei ist und Angela einen Arzt für ihren Großvater gefunden hat, werde
ich mich mit ihr und Neal zusammensetzen und einen Generalplan entwickeln.«
    »Was für einen Plan?«
    »Bezüglich der weiteren Ausgaben. Um
gewisse Dinge muß man sich sofort kümmern — zum Beispiel, um den
Hilfsgenerator. Er taugt überhaupt nichts mehr. Anderes, wie die
Inneneinrichtung oder neue Boote oder die Küchenausrüstung, muß warten. Man hat
hier keinen Blick dafür, was wichtig ist und was nicht. Sie packen die Sache
völlig falsch an. Jedenfalls — wenn wir einen neuen Angriffsplan haben, spreche
ich mit jedem einzelnen über sein Aufgabengebiet, damit ihm klar ist, was er zu
tun hat.«
    »Sie raten Neal also nicht,
auszusteigen?«
    »Er steckt viel zu tief drinnen — sowohl
finanziell wie mit seinen Gefühlen, um die es mir vor allem geht. Deshalb werde
ich den Geldhahn nicht zudrehen. Aber er kriegt nur Geld, wenn ich genau weiß,
wofür.« Er schwieg einen Augenblick und schien in sich hineinzulauschen. »Ich
weiß, es muß hartherzig klingen, vielleicht überheblich. Es ist schließlich
Neals Geld, trotz des Testaments meiner Eltern, er sollte auch selbst darüber
bestimmen können. Aber ich habe Ihnen ja erzählt, wie sehr ich jegliche
Verschwendung hasse.«
    Ich ging und setzte mich auf die
Bettkante. »Ich mag auch etwas nicht — nämlich, wenn Menschen mißbraucht
werden.«
    »Sie meinen damit Neal.«
    »Ja.«
    »Sie finden, die anderen nützen ihn
aus?«
    »Vielleicht nicht alle, aber... ist es
möglich, daß hier jemand Geld unterschlägt?«
    Er strich sich nachdenklich über den
Schnurrbart, ohne schockiert zu sein. Als er nichts sagte, erzählte ich ihm von
den Rechnungsformularen und

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