Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Auge des Orkans

Im Auge des Orkans

Titel: Im Auge des Orkans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
der Schreibmaschine, die ich in Max’ Hütte gefunden
hatte.
    Nachdem ich geendet hatte, sagte er:
»Habe ich richtig verstanden? Sie behaupten, daß jemand falsche Rechnungen mit
höheren Beträgen als notwendig ausstellt und Neal veranlaßt, die entsprechenden
Schecks zu unterschreiben?«
    »Ja. Die Firmennamen auf den Rechnungen
klingen alle wie die der Lieferanten, bei denen sie Ware bestellt haben. Es
sind alles Firmen, die Waren liefern, keine Dienstleistungsbetriebe.«
    »Wieso spielt das eine Rolle?«
    »Eine Menge Leute, die eine Arbeit
ausführen — zum Beispiel eine Kaminkehrerfirma — , verlangen Barzahlung, wenn
die Arbeit fertig ist, und stellen selten Rechnungen. Deshalb sind vielleicht
die notwendigen Reparaturen nicht ausgeführt worden.«
    »Es ergibt trotzdem keinen Sinn. Der
Scheck wird an die jeweilige Firma geschickt und Neal der Betrag abgebucht. Es
sind alles renommierte Firmen, mit denen gearbeitet wird, ich habe es
nachgeprüft. Keine würde unter der Hand Geld zurückgeben.«
    »Und wenn die Namen auf den
Rechnungsformularen auch falsch sind? Wenn nur der Name stimmt? Jede Bank
eröffnet ein Konto, ohne groß nach Ausweisen zu fragen. Die Schecks könnten auf
das Konto gehen, und dann würde der Betrag, der tatsächlich offensteht, an die
jeweilige Firma von dort aus überwiesen.«
    »Das ist möglich.«
    »Die Rechnungen — die echten — werden
von der Person abgezeichnet, die für die Bestellung verantwortlich war. Auch
Neal prüft sie, ehe er den Scheck unterschreibt. Angenommen, er kriegt eine
fälsche Rechnung zu sehen, auf der die Initialen oder die Unterschrift des
verantwortlichen Bestellers gefälscht wurden? Würde er die Unterschrift
überprüfen? Den Namen des Lieferanten und den genauen Betrag noch einmal
nachfragen?«
    Sam schob die Brille hoch und massierte
sich den Nasenrücken. »Vermutlich nicht«, antwortete er betroffen. »Wie ich
feststelle, vermeiden wir beide, den Namen der Person auszusprechen, die so
etwas tun könnte. Alles deutet auf Angela hin, nicht wahr?«
    »Ich fürchte es fast.«
    »In gewisser Hinsicht überrascht es
mich nicht. Vielleicht habe ich im tiefsten Innern immer gewußt, daß sie
skrupellos sein kann, doch ich wollte es nicht wahrhaben. Sonst hätte ich sie
niemals hierher empfohlen... Was mich allerdings erstaunt, ist, daß Sie diese
Formulare und die Schreibmaschine in Max’ Hütte fanden. Und daß der anonyme
Brief auf dieser Maschine geschrieben wurde. Hat Max — «
    »Nein, ich glaube nicht. Sie müssen die
zwei Dinge getrennt voneinander sehen. Sonnabend nacht sah ich die
Schreibmaschine nicht in seiner Holzhütte. Vielleicht war ich zu erschöpft, und
sie fiel mir nicht auf, aber das glaube ich nicht. Sie hätte mir ins Auge
gestochen, weil sie nicht zu Max paßt.«
    »Und?«
    »Sie muß später hingebracht worden
sein, als auch die Männer des Sheriffs die Hütte durchsucht hatten. Benjamin Ma
kannte Max. Er hätte es auch seltsam gefunden, wenn eine Schreibmaschine
dagestanden hätte. Eine Menge Leute hätten die Gelegenheit gehabt, sie dort zu
deponieren. Ich weiß sicher, daß meine Schwester, Evans, Denny, Stephanie,
Angela und derjenige, der die Sonntagszeitung holte, seit Max’ Tod die Insel
einmal verlassen hatten.«
    »Ich war derjenige, der die Zeitung
geholt hat. Ich wollte mir die Gegend ansehen, doch der Nebel war zu dicht. Ich
weiß, daß Denny, Stephanie, Ihre Schwester und Evans wegfuhren, aber Angela?«
    »Sie fuhr nach Locke, früh an jenem
Morgen, um etwas aus dem Haus ihres Großvaters zu holen. Vermutlich die
Schreibmaschine und die Formulare. Bei Ihrer Rückkehr hatte Denny die Fähre zur
Insel gefahren. Sie hatte viel Zeit, das Zeug in Max’ Hütte zu verstecken, ehe
sie hupte, um sich bemerkbar zu machen.«
    »Kann ich die Formulare sehen?«
    Ich holte die Schachtel aus meinem
Zimmer, und Sam betrachtete sich die Formulare gründlich. »Warum hob sie die
Sachen bei Mr. Won auf?« fragte er.
    »Hier wäre es wohl zu riskant gewesen,
nicht wahr? Aber jetzt ist ihr Großvater sehr krank. Wenn er stirbt, hat sie
vielleicht keine Gelegenheit mehr, Maschine und Formulare verschwinden zu
lassen. Vielleicht fühlte sie sich sicherer, wenn sie sie an einem Ort
unterbrachte, der nicht mit ihr in Verbindung stand.«
    Sams Blick wurde härter, doch er
verriet noch keinen Ärger. »Ein großes Loch hat Ihre Theorie aber: den anonymen
Brief. Den hätte Angela nicht geschrieben.«
    »Ich glaube, Tin Choy Won war

Weitere Kostenlose Bücher