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Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)

Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)

Titel: Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Matthias Griebler
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„Du kommst auch noch dran ...“ Und als wäre der Gestank nach altem Schweiß, den sein Körper auf schier unerträgliche Weise und zudem nahezu pausenlos abzusondern schien, nicht schon schlimm genug, so fühlte er sich jetzt bei diesen Worten überflüssigerweise wohl auch noch dazu verpflichtet, Miller freien Einblick auf seine auf Ein-Euro-Münzengröße angeschwollenen Brustwarzen und die beiden daran angeklemmten Piercing-Improvisationen in Form zweier rostiger Metallklammern zu gewähren.
    „Na was denkst du?“, flüsterte er leise und leckte sich dabei lasziv über die Lippen. „Würde dir das nicht auch gefallen? Also nicht weglaufen, okay?“ Dann stapfte er laut auflachend davon.
    „Und Missy?“ Sich behutsam über die geschwollenen Tränensäcke tastend, sah Horn ihm nach. „Willst du warten?“
    „Eher würd ich meine Brust-OP rückgängig machen …“
    „Gut.“ Ihr Freund nickte vielsagend. „Dann lass uns verschwinden.“
    „Entschuldige?“ Miller zog irritiert die Augenbrauen hoch. „Hab ich da jetzt irgendwas nicht mitgekriegt, Micha?“ Sie deutete auf die massiv verschweißten Gitterstäbe. „Oder weißt du was, was ich nicht weiß?“
    „Na ja“, und mit einem Mal kehrte sein berühmt spitzbübisches Grinsen zurück in Horns Gesicht, „nachdem ich mich in den letzten vier Stunden durch jeden einzelnen Raum dieses dreckigen kleinen Polizeireviers persönlich hab durchprügeln lassen, weiß ich eines definitiv: hier ist nichts, aber rein gar nichts! Abgesehen natürlich von einem halbblinden und über das Rentenalter deutlich hinaus gewachsenen 14-jährigen Wachhund names Leo, fünf versoffenen und zudem abgrundtief häßlichen sibirischen Hilfssheriffs – ich sag nur Boris – und einer allem Anschein nach, aufgrund ihrer Versetzung hierher an den Arsch der Welt deutlich beruflich wenn nicht sogar zudem sexuell frustierten Kommandantin …“
    „Äh okay …“ Miller schüttelte sich kurz. „Also sollte uns die Koordinate auf dem Schiff bloß in die Irre führen?“
    „Du meinst ein letzter Streich des Künstlers bevor es ihn dahingerafft hat?“ Horn sah sich um. „Unwahrscheinlich. Aber vielleicht haben Weber und Volland mit ihrer Spur ja mehr Glück ... Und nun komm“, behände schlüpfte er aus seinen Schuhen, „lass uns verschwinden ...“
    Und so kam es, dass der gute Boris, knapp zehn bis zwölf trostlose sybirische Minuten später bloß noch in eine unbewohnte Zelle blickte.„A-aber das ist unmöglich“, stotterte er ratlos und überprüfte irritiert das Schloss – unbeschädigt. Ebenso wie auch der Rest der spärlichen Raumausstattung. Einzig der Klodeckel stand senkrecht nach oben.
    „Prinzesschen? Hallo?“ Und wie in Trance hob Boris die kleinen, nahe dem Gitterrand liegenden pinkfarbenen Wollsöckchen auf und vergrub tief inhalierend seine Knollennase darin. „Warum nur?“ Abwesend starrte er zu Boden. „Warum hast du mich verlassen?“
    „Und? Kannst du irgendwas erkennen? Sind wir durch?“
    „Von zehn bis zwo sieht’s gut aus!“ Sich vorsichtig umschauend steckte Miller ihren Kopf durch die kreisrunde Öffnung. „Aber mal ehrlich“, erleichtert blies sie die Nasenflügel auf – endlich Frischluft, „von allen Orten, an die du mich jemals gebracht hast, war das hier definitiv der …“ „Missy?“ Sie spürte, wie Horn ungeduldig an ihrem Bein zu zupfen begann. „Was ist los?“ Mit der Hand ein paar Fliegen verscheuchend, schob er seinen Kopf hoch, zwischen ihre Schenkel. „Warum stockst du?“
    „Sechs bis Neun …“, murmelte Miller und ihre Stimme wurde auf einen Schlag leiser. „Da siehst‘s jetzt nicht ganz so gut aus …“
    „Definiere mal: nicht ganz so gut!“ Angestrengt die Augen zusammen kneifend versuchte Horn an Millers Brüsten und an ihrer Nase vorbei irgendetwas zu erkennen – doch keine Chance, abgesehen davon, dass er nun wußte, dass Miller heute rote Unterwäsche trug.
    „Weißt du, langsam wird das Atmen ziemlich schwer hier unten …“
    „Was du nicht sagst …“, flüsterte seine Freundin, und nach vorne hin weiterhin unschuldig mit den Wimpern klimpernd.
    „Also, nicht ganz so gut“, erläuterte sie dann nach unten, „heißt in diesem Fall etwa Anfang bis Mitte 40, haarig wie ein Berggorilla, dazu baumgroß, schlappe 150 Kilos schwer und keine Hose am Hintern ...“
    „Keine Hose, ja?“ Nachdenklich auf einem sich in seinen Mund hinein verirrten Mistkäfer herumkauend, verzog Horn das Gesicht.

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