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Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)

Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)

Titel: Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Matthias Griebler
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sich wieder. „Die Suche nach dem Schlüssel zur Zukunft?
    Es geschah am frühen Morgen des 6. Juli 1981. Mein Vater, ein junger aufstrebender Militär-Psychologe, war erst vor wenigen Wochen zum Leiter des Leningrad-Sanatoriums, einer neu geschaffenen Einrichtung zur Betreuung von psychisch labilen Mitbürgern in Ost-Brandenburg, ernannt worden, als einer der Patienten wohl in der Nacht auf die Idee gekommen war, sich umzubringen. Der Mann hatte sich aus dem Fenster, und direkt neben meine Schaukel gestürzt. Da ein Fremdeinwirken auszuschließen war, wurde der Fall jedoch relativ schnell zu den Akten gelegt, und das Patientenzimmer bald darauf neu vergeben.
    Nur blieb der Mann mit seiner Tat leider kein Einzelfall, denn nur wenige Tage später schien auch der neue Zimmerbewohner den Drang verspürt zu haben, sich aus dem Fenster und runter auf den Innenhof zu stürzen. Doch dieser Patient, Olaf Siebert, ein Unteroffizier der NVA und eigentlich nur zur Kur im Leningrad Sanatorium, überlebte den Fall über die viereinhalb Stockwerke. Angeblich hatte eine Stimme ihm im Traum befohlen, in den Garten runter zu gehen und das Grab zu öffnen.
    Und wirklich, als mein Vater entgegen jeglicher Vernunft dann begann, an der Stelle die Siebert ihm später beschrieb, die Erde ausheben zu lassen, da traf er wirklich auf eine Art Grabkammer. Das Sanatorium wardirekt über einem Friedhof errichtet worden. Einer, den in die Steine gemeißelten Zeichen nach teils römischen und teils heidnischen Grabstätte. Die Legende der schwarzen Mariana, der Maria Nigra, sie war neu geboren. Mein Vater hatte durch Zufall den Ort entdeckt, an dem Andronicus die sterblichen Überreste seiner Wahrsagerin bestatten ließ. Die nächsten Tage und Wochen verliefen sehr hektisch. Es folgte die Geburt von Anlage 49. Über das gesamte Sanatorium, inklusive meiner Mutter und mir, wurde im drei Kilometer-Radius eine Art Nachrichtensperre verhängt und mit jedem Tag mehr, der verstrich, gaben sich bei uns zu Hause immer häufiger Mitarbeiter des MfS, fragwürdige Gelehrte, Kirchendiener und unzählige Parteibonzen, pardon, Genossen, gegenseitig die Klinke in die Hand.
    Allem Anschein nach nämlich hatte die Führung der DDR schon seit den späten 70ern mit Hilfe genetischer Codes und Blutreinigung versucht, eine Art perfekten Soldaten zu erschaffen. Bislang jedoch nicht wirklich mit Erfolg. Klar, dass ihnen da die Legende der schwarzen Maria nur allzu recht kam. Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: eine nahezu unbesiegbare Armee von Klonsoldaten, geleitet durch die Verheißungen einer germanischen Seherin – die perfekte Waffe, um es dem verhassten Klassenfeind und der gesamten NATO kräftig heimzuzahlen!
    Und dann kam er, Oberst Petrus Loske, Leiter des Führungsstabes Genetic und Forschung im MfS und mit einem Mal auch der Gesamtleiter des Projektes Posteritas, der Verschmelzung der Projekte Supersoldat und Maria Nigra. Von einer Sekunde auf die andere arbeitete mein Vater also plötzlich nicht mehr für Partei und Vaterland, sondern ausschließlich nur noch für Loske. Und dieser Mann war keinesfalls geduldig. Für ihn zählten nur Ergebnisse. Ergebnisse die mein Vater ihm vorerst nicht liefern konnte. Höchstens kleine Fortschritte. Und so verkam mein armer Vater dann, vom gelernten Doktor der Psychologie immer mehr zum Teilzeit-Historiker und Hobby-Theologen.
    Und endlich, nach über vier Jahren, fand er eine verheißungsvolle Spur in Jugoslawien. Der Gladius des Andronicus, die Spur zum erstarrten Herzen seiner Hexe. Doch leider konnte ja keiner mit der Dummheit seines Assistenten, Dr. Stefan, oder Antoine Stettler, unter welchem Namen sie ihn kennengelernt haben, rechnen. Letztendlich hat er beidesauf dem Gewissen: das Projekt und meinen Vater. Aber er hat ja dafür bezahlt …“ Sie holte tief Luft.
    Labonde sah sie an.
    „Wie auch Loske …“, ergänzte er dann, und fuhr sich dabei nachdenklich mit der Rechten über seine nun fast im 90° Winkel vom Kopf abstehenden Segelohren. „Wieso eigentlich?“
    „Wieso?“ Irritiert verzog Lysann ihr Gesicht. „Sie meinen, warum sein Tod neben dem von Stettler so von Bedeutung war für mich? Nun“, und ein eisiger Unterton bestimmte mit einem Mal ihre sonst recht liebliche Stimme, „würden Sie die Weltherrschaft etwa teilen wollen, Herr Labonde? Und außerdem“, eindringlich sah sie ihren Handlanger an, „denken Sie denn nicht auch, dass es wohl eigentlich die Aufgabe meines

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