Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)
Wir müssen hier weg!“, brüllte ihr Mitarbeiter hingegen ängstlich und versuchte, sie bei diesen Worten an ihr herumzerrend, irgendwie von der Stelle zu bewegen. Doch keine Chance. Ihr Körper war wie versteinert.
„So helft mir doch, ihr Penner!“, schrie Labonde ohnmächtig. Doch er war längst allein. Kisiel und Klockner hatten ebenfalls das Weite gesucht. Kraftlos starrte er zu Boden.
„Verflucht …“
In der nächsten Sekunde traf das Lichtbündel grell blitzend und mit einem kräftigen Schlag auf Abramowitschs Brustkorb auf, und, begleitet von lauten und nur noch sehr entfernt an einen Menschen erinnernden Schmerzensschreien, frass es sich brutzelnd durch ihn hindurch. Ein letztes kramphaftes Zucken, und Abramowitsch fiel leblos nach hinten.
Und dann, mit einem Mal, war alles wieder still und dunkel.
„Oh Gott!“ Entsetzt wandte Miller sich ab.
„Gott ist nicht hier …“, flüsterte Travid, sich die Nase zuhaltend. Kaum etwas war schlimmer als der Geruch nach verbranntem Menschenfleisch.
„Frau Kessler!“ Besorgt an sich hinuntergreifend, zückte Labonde seine Taschenlampe. Die Beleuchtung, der EHK – von einer Sekunde auf die nächste war alles ausgefallen. „Oh Mann …“ Mit zittrigen Fingern hastig am Linsenkranz drehend, ließ er die Surefire dann aufleuchten.
„Frau Kessler, wo sind Sie?“ Mit schnellen Bewegungen begann er, in unmittelbarer Nähe vor sich die Erde abzuleuchten. Da – erleichtert atmete er auf. Da saß sie.
„Frau Kessler? Alles in Ordnung?“ Seine Chefin beim Arm packend, half er ihr nach oben. Sie sah ein wenig benommen aus.
„Was ist passiert?“ Irritiert schaute sie sich um. „Ist, ist er tot?“ Ihr Blick fiel auf Abramowitsch, welcher, ziemlich leblos und im Brust- und oberen Rückenbereich, zudem verziert mit einer frisbeegroßen klaffenden All-Area-Brandwunde, unweit vor ihr am Boden lag.
„Nun, ich gehe mal davon aus …“, antwortete Labonde leicht zögerlich und er spürte den dicken Klos, der sich dabei seinen Hals hinunterbewegte. „Die Blitze, sie, sie haben sich durch ihn durchgefressen, als wäre sein Körper bloß aus Staub – einfach so …“
„Es hat also nicht funktioniert …“ Aufgelöst runter auf die Knie sinkend, beugte sich Lysann über ihn. „Wieso? Ich versteh das nicht!“ Zornig und als könnte das noch irgendetwas ändern, verpasste sie dem Toten eine schallende Ohrfeige. „Mein Vater“, verzweifelt reckte sie die Hände nach oben, „er hat so fest daran geglaubt, dass ich …“ Erschrocken hielt sie inne. Da gerade – Abramowitsch, sie war sich sicher, dass er soeben geblinzelt hatte. Und jetzt schon wieder!
„Warum schlägst du mich nur, Mariana?“, fragte der Verletzte im nächsten Moment leise und hob dabei langsam den Kopf an.
„Mariana?“ Entsetzt wich Lysann zurück.
„Nein …“, fuhr ihr Gegenüber nach genauerem Hinsehen dann langsam fort, „Ihr seid es nicht … Und du?“ Er sah rüber zu Labonde, welcher ihn seitdem sein vormals augenscheinlich toter Körper angefangen hatte, sich wieder zu bewegen und zu sprechen, anstarrte, als würde sie der Leibhaftige höchstpersönlich mit seinem Besuch beehren.
Sich mit zwei kurzen kräftigen Hustern den Staub aus den Lungen treibend, raffte er sich auf.
„Wer bist du, Bursche, und welches Jahr haben wir?“ Der Klang seiner Stimme war nun deutlich fester. „Na los, sprich!“
„Bu-bursche?“, entgegnete Labonde irritiert und trat einen Schritt zurück. „Meinen Sie mich?“
„Ob ich dich meine?“, reagierte sein Gegenüber erbosst über diese ihm gegenwärtig wiederfahrende Geste der Respektlosigkeit, und seine Stimme hallte bei den nun folgenden Worten drohend durch den gesamten Raum: „Weißt du denn nicht, mit wem du redest, Bursche?Mein Name ist Gaius Marcus Andronicus, Tribun und Feldherr im Dienste des römischen Kaisers!“ Tief durchatmend und den gesprochenen Sätzend damit den nötigen Nachdruck verleihend, machte er eine kurze Pause. „Oder, zumindest war ich das mal …“, fuhr er dann wieder etwas leiser fort. „Zur Hölle“, angewidert seine Wunden befühlend, sah er an sich runter, „was für ein schäbiger Körper …“
„2008 …“, flüsterte Lysann, nun zaghaft an seine Seite tretend. „Wir haben das Jahr 2008.“
„2008 also, eine sehr lange Zeit, die ich geschlafen habe …“ Der Tribun nickte. „Ewiges Leben …“, murmelte er dann leise. „Ganz so wie du’s mir damals versprochen hast, Mariana
Weitere Kostenlose Bücher