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Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)

Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)

Titel: Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Matthias Griebler
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Volland schüttelte den Kopf. „Die Gute wurde nämlich ebenfalls gefunden – in der Spülmaschine ihrer konspirativen Zwei-Zimmer-Wohnung! Lag da wohl schon was länger. Der hinzugezogene Gerichtsmediziner, ein gewisser Noll geht von …“
    Leises Knacken. Volland hielt inne. Mit halboffenem Mund stand er da. Doch nicht etwa, weil sich gar die abschreckenden
Großmutter mit Titten bis zu den Kniekehlen-Bildchen
wieder in sein Gehirn gefressen hatten – vielmehr war es die berechtigte Sorge darüber, wie er seiner Freundin den seit eben gerade in diesem Augenblick entstandenen 120-Kilo-Krater in der Motorhaube erklären sollte.
    „Volland?“ Weber sah ihn an. „Der Gerichtsmediziner, er geht von?“
    „Von, von etwa 48 bis 72 Stunden aus …“, Volland atmete tief durch, „Carolina Estevez kann somit dann also unmöglich die Person sein, der Sie heut‘ Nacht so bildlich das Messer an die Kehle gesetzt haben, oder?“
    „Unmöglich“, wiederholte Weber, „da hast du ausnahmsweise mal Recht, Kleiner …“ Nachdenklich sah er sich um. Irgendetwas stimmte hier nicht. Ihm war so, als wären sämtliche Umgebungsgeräusche von jetzt auf gleich mit einem Mal verstummt. Irgendwas war hier im Gange. Das sagte ihm seine Leber.
    „Was ist, Chef? Hab ich doch was Falsches gesagt?“ Irritiert folgte Volland dem abwesenden Blick Webers nach hinten – die Straße runter. War da irgendwas? Was hatte er denn plötzlich?
    Doch außer einem halben Dutzend weiterer Nuttengaragen und drei aus der Mitte herausstechenden Dixxi-Toiletten konnte er nichts Auffälliges erkennen.
    „Vergiß deine Rede nicht ...“, murmelte Weber, nun in einer langsamen Bewegung sein Holster abstreifend.
    Und wirklich, im nächsten Moment konnte man sie sehen, vorne auf der Hauptkreuzung – zwei zivile Einsatzwagen mit Blaulicht auf dem Dach, die jetzt in ihre Straße einbogen.
    „Leg deine Waffe vor dich auf den Boden, Kleiner – langsam ...“ Die beiden Mercedes-Limousinen sauber im Blick behaltend, rutschte Weber von der verbeulten Motorhaube. „Siehst ganz so aus, als wollten die da zu uns ...“
    Bogdans Bügelstube, Berlin-Tempelhof, gleiche Zeit.
    „Hey, Loske! Mach mal bisschen hin!“ Der mal wieder von einer starken Wodkafahne begleitete Ruf in seinem Rücken klang, wie üblich, äußerst ungeduldig.
    „Die drei Körbe hier drüben machen sich auch nicht von allein!“
    „Zu Befehl ...“ Fest die Zähne aufeinander beißend, holte Loske tief Luft. Typen wie dem hätte er früher in Bautzen 1 eine Festanstellung vermittelt. Jetzt bloß nicht umdrehen. Dieses dumme Kapitalistenschwein raubte ihm noch den letzten Nerv. Verfluchter Westen, verfluchter Euro, verfluchte Schmutzwäsche, verfluchter Ein-Euro-Job! Wenn er doch nur schon so könnte wie er wollte, dann – mit demütig gesenktem Blick drehte er sich zur Seite und griff sich den nächsten Korb. Was war nur aus der guten alten Zeit geworden?
    Vor 20 Jahren – ja, da hätte er von seiner Arbeit im Kaufhaus locker eine fünfköpfige Familie ernähren können und ein zwei-, wenn nicht sogar zweieinhalbwöchiger Luxus-Sommerurlaub an der südost-bulgarischen Schwarzmeerküste, inklusive Konzertkarten für das NVA-Volksorchester, wäre auch noch drin gewesen.
    Seufzend kippte er den Korbinhalt vor sich auf den Tisch, und begann die Kleidungsstücke grob vorzusortieren.
    Seidenhemden nach links, Buntfaltenhosen nach rechts, G-Strings in die kleine Schublade – er seufzte leise, irgendwie ließ ihn diese Unterwäsche Sache nicht mehr los. Und außerdem – angewidert schob er eine Handvoll pink- und lilafarbener XXL-Schlüpfer zur Seite – hasste Gott ihn wirklich so sehr? War die ganze Situation denn nicht schon Strafe genug? Nein?
    Musste sich die Hauptkundschaft dieses kleinen Drecksladens zudem auch noch einzig und allein aus stinkenden Pennern, jugendlichen Strichern, Callboys, halbverwesten Nutten jenseits jeglicher Pensionsund Gesundheitsgrenzen sowie den Stamm-Stechern der versifften Darkroom-Klitsche um die Ecke zusammensetzen?
    Erneut leise aufseufzend, griff er sich das Bügeleisen. Auch sowas hätte es zu seiner Zeit nicht gegeben.
    Das Schellen der Türglocke ertönte.
    „Boss?“
    Loske sah auf.
    „Herr Oberst.“ Ihm jetzt beim direkten Blickkontakt kurz zunickend, war Kintscher in die Ladenzeile getreten. In der Linken einen alten und abgewetzten Bundeswehr-Seesack haltend, knabberte er hungrig an einer angelutschten Laugenstange herum. Und auch sonst sah

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