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Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)

Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)

Titel: Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Matthias Griebler
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er ein wenig mitgenommen aus, wobei die Kleintier-Nagespur an seiner Nase wohl noch das geringere Übel war.
    „Moment noch, Soldat ...“ Verstohlen spähte Loske über seine Schulter. „Alles klar …“, murmelte er dann, als er sich kurz vergewissert hatte, mit Kintscher auch wirklich allein zu sein. Allem Anschein nach war Bogdan kurz nach oben in seine über dem Laden gelegene Wohnung entschwebt.
    „Und jetzt raus mit der Sprache – was ist passiert?“ Das Eisen zur Seite stellend, trat Loske um den Bügeltisch herum. „Gab’s Probleme?“
    „Scheiß Schnitzeljagd ...“, murmelte Kintscher kauend und wischte sich ein paar Spinnweben aus den Haaren. „Der Drecks-U-Bahntunnel war nur der Anfang“, fuhr er dann fort, „und wenn ich das mal so behaupten darf, die Kanalisation unter der Gedächtnisskirche ist mir nun auch bestens vertraut – Bewohner inklusive ...“ Er kratzte sich über die blutige Nase. „Sie haben nicht zufällig ’ne Tetanus Spritze hier?“
    Aber Loske hörte schon gar nicht mehr zu. Dieser schier biblische Augenblick, der Moment, auf den er so endlos lange hatte hinarbeiten müssen, erschien ihm jetzt – in dieser Sekunde – endlich zum Greifen nah.
    „Der Gladius, Kintscher ...“ Letztgenannten, gleich einem hungrigen Wolf beim Erspähen einer saftigen Schafherde anstarrend, trat er näher.
    „Sie haben ihn, oder?“ Eine ähnliche Gier hatte Loske zuletzt im Winter 2006 verspürt. Damals, beim abendlichen Hofgang, war ihm in einer dunklen Ecke plötzlich dieser Kerl aufgefallen. Nicht der
tausche-Bündel-Kippen-gegen-Arschfick-hinter-Wäschecontainer-Kerl
, sondern der andere – sein Zuhälter.
    Wer hätte gedacht, dass er die Antworten auf all seine Fragen ausgerechnet knieend auf dem Boden der Duschkabine, und den Kopf vergraben zwischen zwei haarigen Männerschenkeln, finden würde? Ein einschneidendes Erlebnis. Bei strenger Einzelhaft, da musste man sich eben gewisse Tricks einfallen lassen. Doch genug davon.
    Ja, der vermeintliche Zuhälter war kein geringerer gewesen als Benjamin Ian Webster, Vater Ire, Mutter eine ostdeutsche Schläferin, aufgewachsen in Holland, Frankreich und West-Berlin.
    Genau der Mann, den das MfS nach Hauptmann Kesslers mysteriösem Verschwinden darauf angesetzt hatte, in Jugoslawien dessen Spur wiederzufinden.
    Doch dummerweise, noch bevor der IM 2 Webster es zurück in den Osten schaffte, war die Mauer auch schon gefallen und das MfS gab es nicht mehr – na ja, die folgenden Jahre waren ja auch für ihn nicht gerade leicht gewesen.
    „Kintscher?“ Fordernd winkte er mit der Hand.
    Doch statt einer Antwort tat es nur einen dumpfen Schlag – der Seesack, wortlos hatte Kintscher ihn geöffnet und vor sich umgestülpt.
    „Was zum ...“ Loske hielt inne.
    „Es ist nicht ganz das was Sie erwarten, Herr Oberst“, antwortete Kintscher und schob tastend seinen Stiefel in den ausgeleerten Inhalt, „aber es sieht so aus, als wäre die sehnlichst erwartete Auflösung dieses kleinen Verwirrspiels bloß noch ein Goldlöckchen von hier entfernt ...“ Und seinen Boss dabei geheimnissvoll anschauend, drückte er dann langsam einen hell funkelnden Gegenstand aus dem Wäscheberg hervor.
    „Lysann ...“ Loske kniete sich ab. Er spürte förmlich, wie es ihm mit einem Mal den Hals zuschnürte. „Du kleines Miststück ...“, krächzte er leise und fuhr zitternd mit der Hand über die glänzende Oberfläche. Ein Goldbarren.
Staatsbank der DDR
stand darauf eingeprägt.
    „Telefon!“ Tief durchatmend streckte er den Arm nach oben.
    „Wählt bereits ...“, murmelte Kintscher und reichte ihm das Handy.
    Tuten. Die Leitung war frei. Im nächsten Moment erklang ihre Stimme. „Du weißt wer dran ist?“, legte Loske dann auch sogleich zornig los. „Ja, ganz richtig!“ Er warf Kintscher einen zähneknirschenden Blick zu.
    „Ob ich was – was meinst du?“ Irritiert sah Loske wieder zu Boden. „Ja, natürlich!“, antwortete er dann lautstark. „Das Ding liegt ja hier schließlich genau vor mir! Und jetzt sag mir gefälligst ...“
    Zu beenden vermochte er den Satz jedoch nicht mehr. Zuvor noch leise angekündigt von einem, selbst für geübte Ohren kaum wahrnehmbaren, Klicken, und schon hatte sich der vermeintliche Barren – in Wirklichkeit nichts weiter als ein bloß mit einer dünnen Goldschicht überzogenes und in Maßen und Gewicht angepasstes Gesellenstück Labondes – in seine Einzelteile zerlegt. Dann traf die Feuerbrunst auf Loskes

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