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Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

Titel: Im Augenblick der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sarkey
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Ich weiß, dass du dich unheimlich über ein Kind freuen würdest, aber ich war es, die es immer weiter vorangetrieben hat. Nach den Spritzen, nach den Hormonen warst du bereit für eine Adoption. Aber ich wollte einfach ein eigenes Baby haben. Also habe ich weiter gedrängt, und wir sind immer tiefer in die Schulden gerutscht, und eines Tages haben wir uns dann aus den Augen verloren.«
    »Hör auf damit«, sagte Tom. »Das ist doch jetzt egal.«
    Anna sah ihn an, sah ihn lange Zeit an, bis sie sagte: »Du wärst ein toller Vater gewesen.«
    Irgendetwas in ihm zerbrach, etwas Zartes, Zerbrechliches tief in seiner Brust, das einfach nachgab und verschwand. Gefühle schwappten über ihn weg, zu viele verschiedene, um sie genau zu benennen. Das Lenkrad knirschte unter Toms Fingern. Er wusste, was sie damit sagen wollte. Und was es sie kostete, das zu sagen, was es sie beide kostete.
    »Es ist so weit, oder?«, fragte Anna.
    »Ja, es ist so weit.« Er setzte den Blinker, bog in den Parkplatz eines Supermarkts ein und parkte.
    »Die Polizei wird nicht gerade nett zu uns sein.« Anna wischte sich die Hände an den Hosen ab. »Unsere Geschichte wird keinen großen Eindruck machen, nicht jetzt, wo ein Cop umgekommen ist.«
    »Ich weiß. Aber jedes Mal, wenn wir versucht haben, da rauszukommen, haben wir es nur noch schlimmer gemacht.«
    »Sollen wir ihnen von dem Deal mit Malachi erzählen?«
    »Wir sollten ihnen alles erzählen, bis ins kleinste Detail.«
    »Dann landen wir im Gefängnis.«
    »Wahrscheinlich, ja.«
    Sie nickte und legte ihm eine Hand auf den Oberschenkel. »Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch«, sagte er. Und zum ersten Mal seit Beginn dieser Sache, seit dem Moment, – mein Gott, es schien Jahre zurückzuliegen, als sie sich über den Geldhaufen hinweg angesehen und begriffen hatten, dass der andere es auch nehmen wollte –, zum ersten Mal seit dieser Sekunde fühlte er sich wirklich gut. Schluss mit der endlosen Flucht, mit den Tricksereien, mit den zurechtgebogenen Wahrheiten. Schluss mit der Maskerade als Kriminelle. Er beugte sich über die Handbremse, Anna kam ihm auf halbem Weg entgegen, ihre Hand schlang sich um seinen Nacken und zog ihn an sich, und sie küssten sich. Der Regen trommelte aufs Dach, weniger heftig als zuvor, und Tom spürte, wie ein wohliges Gefühl von Sicherheit in ihm aufstieg, wie damals in der Kindheit, wenn es draußen regnete und er im warmen Zimmer saß.
    Irgendwann endete der Kuss, aber Tom blieb ganz nah bei ihr, blickte ihr in die Augen und lauschte ihrem Atem.
    »Es tut mir leid«, sagte sie.
    »Mir auch.«
    Dann zog er das Telefon aus der Tasche und wählte.
    »Das ist doch bescheuert, Mann.« Jacks Partner kratzte sich am stoppeligen Kinn. »Die Cops können jeden Moment um die Ecke biegen.«
    »Warum? Wenn Tom und Anna eh gerade auspacken, wieso sollten sie dann bei ihnen zu Hause vorbeischauen?« Jack schniefte und ließ die Knöchel knacken. »Hier biegt niemand um die Ecke.«
    »Okay. Aber selbst wenn du Recht hast, glaubst du doch nicht wirklich, dass das Geld hier ist, oder?« Marshall stand direkt vor der Wohnungstür und rührte sich nicht. »Wahrscheinlich haben sie es längst der Polizei übergeben. Und wenn sie tatsächlich auf der Flucht sind, haben sie es mitgenommen.«
    »Wir müssen sichergehen.«
    »Hör mal –«
    »Beweg dich.« Jack fixierte ihn, bis Marshall seufzend beiseitetrat.
    Diesmal sparte Jack sich die Mühe, am Schloss herumzufummeln, sondern holte einfach aus und versetzte der Tür einen Tritt auf die Klinke. Das Holz knirschte und knackte. Beim zweiten Tritt flog die Tür zurück, das Schloss brach aus dem Rahmen, Splitter segelten durch die Luft. Jack stand schon im Flur, bevor die Tür gegen die Wand krachte.
    Piep.
    »Auch das noch«, sagte Marshall, »der Alarm.«
    »Genau«, erwiderte Jack, ging hinüber zur Kontrollkonsole und gab einen sechsstelligen Code ein. Das Piepen verstummte.
    »Woher –«
    »Anna hat’s mir vorgemacht.«
    »Ja, aber sie hat doch den Panic Code eingegeben.«
    »Der Panic Code ist um eine Ziffer länger als der normale Code. Das machen die Sicherheitstypen immer so, damit sich die Leute auch dann dran erinnern, wenn ihnen eine Knarre an den Schädel gehalten wird.« Jack drehte sich langsam um und ließ die Augen durch den Raum wandern. »Also gut. Schauen wir uns mal ein bisschen um.«
    »Mann, das ist doch Zeitverschwen –«
    »Tu’s einfach , okay?« Jack packte die billige Kopie eines

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