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Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

Titel: Im Augenblick der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sarkey
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tot.
    »Niemand«, erwiderte Anna. »Ich bin unterwegs.« Sie wollte einige Schritte zur Seite gehen, befürchtete aber, das Misstrauen des Detectives zu erregen. »Was willst du?«
    »Brauchen wir einen Anwalt?«, fragte Tom.
    »Was ich will?« Jack lachte. »Das geheime Schokokeksrezept deiner Tante natürlich. Was hast du denn gedacht?«
    »Ich dachte, Sie wollten einfach die Wahrheit sagen«, antwortete Halden. »Wozu sollten Sie da einen Anwalt brauchen?«
    Annas Magen zog sich zu einem kompakten Klumpen zusammen, ihre Schenkel zitterten. Sie musste genau auf ihre Worte achten. »Ich werde es besorgen.«
    »Verarsch mich nicht, Anna. Ich weiß, dass es hier ist.«
    »Was?« Ihre Gedanken rasten. Warum sollte Jack denken, dass das Geld bei ihrer Schwester wäre? Das heißt, außer er hatte gesehen … mein Gott.
    »Na ja, im Fernsehen heißt es immer, dass man unbedingt einen Anwalt hinzuziehen soll.«
    »Ich habe beobachtet, wie du es hierhergebracht hast«, sagte Jack. »Vor ein paar Tagen. Du hast das Haus mit dieser Sporttasche betreten, mit derselben, die jetzt vor mir liegt. Deine liebe Schwester behauptet, dass sie nichts davon weiß, aber ich überlege gerade, ob ich vielleicht einfach noch nicht eindringlich genug gefragt habe.« Er machte eine Pause. »Was meinst du, Anna? Soll ich nochmal nachhaken?«
    »Nein«, entgegnete sie schnell. »Bitte nicht.«
    »Es ist Ihre Entscheidung.« Haldens Stimme wurde kälter. »Aber Sie sollten wissen, dass Ihnen jede Verzögerung weiteren Ärger einbringt.«
    »Dann sag mir, wo es ist.«
    »Es ist nicht in der Wohnung.«
    Jack ging nicht darauf ein. »Vielleicht hilft dir das hier auf die Sprünge.« Nach einer kurzen Stille hörte Anna das schlimmste Geräusch ihres Lebens.
    Julian, wie er ins Telefon weinte.
    Sie wollte um Gnade betteln, flehen, brüllen – doch sie musste ruhig bleiben. »Es ist nicht da. Ich schwöre es. Du hast Recht, ich wollte es dalassen, aber dann habe ich an dich gedacht. An so was.«
    »Sie haben die einmalige Chance, bei der Festnahme eines Mannes behilflich zu sein, der einen Kollegen auf dem Gewissen hat«, erklärte Halden. »Aber dabei ist der Zeitfaktor absolut entscheidend. Angenommen, der Anwalt hält uns so lange hin, bis Jack über alle Berge ist … dann hätten wir nur noch Sie.«
    »Ich glaub dir kein Wort«, sagte Jack.
    »Doch«, widersprach Anna. »Du …« Sie suchte verzweifelt nach Wörtern, die sie gefahrlos aussprechen konnte. »Das ist mein Neffe. Denkst du wirklich, das lässt mich kalt? Jetzt noch?«
    Eine ausgedehnte Stille. »Wo ist es dann?«
    »Wir bringen es vorbei.«
    Halden räusperte sich. »Abgesehen davon, wollen Sie wirklich riskieren, dass er davonkommt? Der Mann, der Sie geschlagen hat, der Ihnen die Finger gebrochen und Ihre Frau bedroht hat?«
    »Ach ja, ihr wollt es vorbeibringen?« Jack schnalzte mit der Zunge. »Ich weiß nicht. Das klingt, als würdest du mal wieder auf Zeit spielen. Hab ich Recht?«
    »Nein. Nein, das tu ich nicht.«
    »Solltest du auch nicht. Denn weißt du was? Ich hab heute Vormittag einen Cop erschossen. Und weißt du auch, was das bedeutet?« Jacks Stimme klang härter als je zuvor. »Es bedeutet, dass es von nun an völlig egal ist, was ich noch anstelle. Ich könnte dieses Baby in Brand stecken, und es würde rein gar nichts ändern, weil ich eh schon was getan habe, für das sie mich bis in alle Ewigkeit einsperren würden. Kapierst du das? Für mich gibt es keine Grenzen mehr.«
    »Na gut«, meinte Tom. »Jetzt ist es auch schon egal. So oder so, unsere Geschichte bleibt dieselbe.«
    Anna wäre fast zusammengebrochen. »Ich verstehe.«
    »Gut«, sagte Jack, »eine gute Entscheidung.«
    »Gut«, sagte Halden, »eine gute Entscheidung.«
    Es klickte in der Leitung, und Jack war weg. Anna verharrte, wo sie war, presste sich weiter das Telefon ans Ohr und dachte an Sara und Julian. Die beiden saßen in der Falle, völlig verwirrt und verängstigt, und sie konnte nichts dagegen tun. Anna kämpfte mit den Tränen. Sie hatte sich noch nie so hilflos gefühlt – zuhören zu müssen, wie dieser Mann ihre Schwester und ihren Neffen bedrohte …
    Vergiss die Cops, vergiss die Freiheit, vergiss die kostbare Sekunde der Sicherheit von vorhin. Es gab keine Sicherheit mehr, nicht für Tom und sie. Das wusste Anna jetzt.
    Sie mussten Halden loswerden. Nur wie? Er würde sie niemals gehen lassen. Ihre einzige Chance war, ihm irgendwie zu entwischen. Es musste einen Weg geben,

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