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Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

Titel: Im Augenblick der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sarkey
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Stock rauf war, bemerkte er, dass die Tür zur unteren Wohnung ein paar Zentimeter offen stand. Er stieß sie ganz auf und blickte hinein. »Hallo? Anna?«
    »Tom?« Annas Stimme, weit hinten in der Wohnung. Dann eilten laute Schritte den Flur entlang auf ihn zu, und im nächsten Moment war sie da, schlang die Arme um seinen Hals und klammerte sich an ihn. Ihre Haare kitzelten Tom im Gesicht, und er spürte, wie sich ein Druck in seiner Brust löste, wie eine Faust lockerließ, die sein Herz unbemerkt umklammert hatte.
    »Bist du okay?«, fragte er.
    »Ja. Ja, mir geht’s gut, aber …« Sie schniefte. »Irgendwer war hier. In der Wohnung. Ich hatte solche Angst –«
    »Schon gut, Liebling, alles ist gut.« Tom hielt sie fest und streichelte ihr übers Haar. »Hauptsache, dir geht’s gut. Aber du musst mir genau erzählen, was passiert ist.«
    Anna trat einen Schritt zurück und atmete tief ein. »Heute früh hab ich beschlossen, den Tag krankzumachen. Hab ein paar Sachen erledigt, mich um unsere Rechnungen gekümmert …« Bei diesen Worten warf sie ihm einen bedeutsamen Blick zu. »Wie wir es besprochen hatten, du weißt schon.«
    Ja, sie hatten darüber gesprochen, aber Tom hatte nicht gewollt, dass sie deshalb schon wieder in der Arbeit fehlte. Schließlich waren die Currency Exchanges rund um die Uhr geöffnet. Doch das war jetzt nicht so wichtig. Er nickte.
    »Und als ich dann heimkam, dachte ich mir, ich könnte die Putzmittel ja gleich hier unten lassen. Dann stand die Schlafzimmertür offen, und alle Schubladen waren rausgerissen, die Schränke waren geöffnet, und dieser ganze Kram lag auf dem Boden.« Anna blickte ihm fest in die Augen. »Sie haben alles durchsucht.«
    Da war sie wieder, die Faust in seinem Inneren. Tom spürte, wie sie von seiner Brust zu seinem Darm hinunterwanderte. Ihm wurde übel. »Meinst du –«
    »Sie müssen was ganz Bestimmtes gesucht haben. Wer auch immer das war.«
    Tom merkte, dass sein Mund offen stand, und schloss ihn schnell. »Wahrscheinlich waren es einfach irgendwelche Einbrecher.« Er sah, dass sie nicht überzeugt war, redete aber trotzdem weiter. »Irgendwelche Einbrecher, die nach Schmuck gesucht haben, nach Geld und so weiter.«
    »Aber sie haben den Fernseher nicht mitgenommen, und die –«
    »Dazu sind sie eben nicht mehr gekommen. Du hast sie überrascht.«
    Anna wollte ihm gerade widersprechen, als sie Schritte im Flur hörten. Ein großer, kräftiger Cop in kugelsicherer Weste erschien in der Tür. »Und Sie sind der Ehemann?«
    »Ja. Tom Reed.« Tom streckte die Hand aus.
    »Al Abramson.« Der Cop schüttelte Tom die Hand und wandte sich Anna zu, die Rechte auf dem Griff seiner Pistole. »Wir haben das ganze Haus überprüft, Ma’am, auch Ihre eigene Wohnung und den Keller. Hier ist niemand.«
    Anna seufzte. »Gott sei Dank.«
    »Haben Sie irgendeine Idee, wer das getan haben könnte?«
    »Nein«, sagte sie und schaute Tom an. »Du vielleicht?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Tja«, meinte Abramson, »so wie es hier aussieht, schätze ich, dass es Junkies waren. An den Medizinschrank sind sie ja auch gegangen. Kommt häufig vor, so was. Wenn die runterkommen und neuen Stoff brauchen, schrecken die vor nichts zurück. Aber die werden sich wohl kaum noch mal blickenlassen. Also keine Sorge.«
    »Und was ist mit …« Anna hielt inne und deutete auf das Badezimmer.
    Abramson schüttelte den Kopf. »Das sind die reinsten Tiere. Wenigstens haben sie das Klo benutzt. Manchmal machen sie’s mitten auf dem Wohnzimmerteppich.« Sein Funkgerät knackte. »Entschuldigen Sie mich.« Er trat einen Schritt in den Flur und antwortete.
    »Was machen sie manchmal auf dem Wohnzimmerteppich?« Tom legte den Kopf schief und blickte Anna an.
    »Das willst du gar nicht wissen.«
    »Bist du sicher, dass du in Ordnung bist?«
    »Ja. Nur ein bisschen durch den Wind.«
    Tom umarmte sie, zog sie eng an sich und sog ihren Duft ein. »Vielleicht sollten wir es ihnen sagen –«
    »Nein.«
    »Ich mein ja nur …«
    »Nein.« Anna befreite sich aus seiner Umarmung. »Das ist unser Baby. Ich werde es nicht grundlos aufgeben.«
    Abramsons Rückkehr ersparte Tom die Antwort. »Sorry wegen der Unterbrechung. Wie ich eben erfahren habe, hatten Sie hier neulich einen kleinen Zwischenfall?«
    »Ja«, sagte Tom. »Unser Untermieter ist gestorben. Er hat hier unten in der Wohnung gewohnt.«
    Der Cop nickte desinteressiert. »Jedenfalls war das eben die Zentrale. Sie meinten, dass sie

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