Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

Titel: Im Augenblick der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sarkey
Vom Netzwerk:
einen Detective vorbeischicken. Detective Halden.«
    »Ja, der war damals schon hier. Aber ist Detective Halden nicht bei der Mordkommission? Warum soll er sich um einen Einbruch kümmern?«
    »Das werden Sie ihn selbst fragen müssen. Vielleicht können Sie sich in der Zwischenzeit ein bisschen umschauen und gucken, ob irgendwas fehlt? Nur für den Bericht.«
    »Wir kannten unseren Mieter kaum«, sagte Anna. »Ich wüsste gar nicht, worauf ich achten soll.«
    »Na ja, vielleicht fällt ihnen ja irgendwas auf.«
    Tom und Anna zuckten die Achseln und gingen langsam durch die Wohnung. Solange der Kühlschrank noch da war, dachte Tom, würde ihm kaum ein Unterschied auffallen. Aber wenigstens hatten sie so etwas Zeit zum Nachdenken.
    Als er Anna erzählt hatte, dass es ganz bestimmt gewöhnliche Einbrecher waren, wollte er sie nur beruhigen – die typisch männliche Art, Probleme zu lösen, ohne sich allzu viele Gedanken zu machen. Aber jetzt musste Tom sich doch Gedanken machen. Bei ihnen war noch nie eingebrochen worden. Lincoln Square war eine ruhige Gegend. Und wenn er sich die offen stehenden Küchenschränke so ansah, die Dosensuppen und Nudelpackungen auf der Theke und die herausgerissenen Schubladen, musste er zugeben, dass diese angeblichen Junkies sehr, sehr gründlich gesucht hatten.
    Vielleicht haben sie die Wohnung im Erdgeschoss überfallen, weil es einfach praktischer ist als im ersten Stock. Vielleicht haben sie jedes einzelne Zimmer auf den Kopf gestellt, weil sie nach verstecktem Bargeld gesucht haben oder nach Tabletten. Und vielleicht sind sie so gründlich vorgegangen, weil sie wirklich verzweifelt waren. Es gibt keinen Grund, irgendwas anderes anzunehmen.
    Doch natürlich gab es einen Grund. Mehrere sogar. Mehrere Hunderttausend, um genau zu sein.
     
    Wenn sie sich Detective Halden so betrachtete, diese Verkörperung von Recht und Ordnung in grauen Nadelstreifen, dann zahlte Anna gerne ihre Steuern. Sobald er den Raum betrat, hatte er auch schon die Kontrolle übernommen. Die anderen Cops schauten ganz klar zu ihm auf, sogar ihre Haltung verbesserte sich. Halden wechselte einige Worte mit seinen Kollegen, nickte und stellte Fragen. Danach schritt er zur Vordertür, kniete sich hin und leuchtete mit seiner Taschenlampe ins Schloss. An der Hintertür wiederholte er die Prozedur.
    »So sieht man sich wieder«, sagte Halden, als er Anna und Tom die Hände schüttelte. »Officer Abramson hat mir schon einen Überblick verschafft, aber könnten Sie mir noch einmal alles im Detail schildern, Mrs. Reed?«
    »Anna, bitte.«
    »Anna. Ich würde die Geschichte gerne von ihnen hören.«
    Sie nickte. Mittlerweile saßen sie zu dritt um den Küchentisch und tranken Kaffee, die Cops in Uniform waren gegangen. Anna erzählte Halden von ihren Erledigungen – den Teil, wo sie auf einen Schlag siebzig Riesen Schulden getilgt hatte, ließ sie aus –, und davon, wie sie nach Hause gekommen war und die Wohnung völlig verwüstet vorgefunden hatte. Sie berichtete, wie sie den Gestank aus dem Badezimmer bemerkt hatte, und wie verletzt, ja vergewaltigt sie sich gefühlt hatte, weil irgendjemand so etwas in ihrer Toilette zurücklassen konnte. Und dann die Angst, als sie begriff, dass dieser Jemand immer noch da sein konnte, und ihre überstürzte Flucht, bei der sie direkt an ihrer Handtasche mit dem Handy vorbeirannte, so dass sie erst vom öffentlichen Telefon an der Ecke aus die Polizei rufen konnte. Halden nickte immer wieder und machte sich ab und zu Notizen. Er saß aufrecht auf dem Stuhl, ein gut aussehender Typ, kantig und tipptopp frisiert, als wäre er direkt einer Stellenanzeige der Chicagoer Polizei entsprungen. Annas Augen wanderten immer wieder zu der Pistole an seiner Hüfte – der Anblick der mattschwarzen Waffe ließ sie innerlich erbeben.
    Nachdem sie verstummt war, nickte Halden noch einmal und sagte: »Als Sie hier ankamen, war die Tür da abgeschlossen?«
    »Ja.«
    »Ganz sicher?«
    Anna erinnerte sich: Sie hatte die Plastiktüten abgestellt, um ihre Schlüssel herauszukramen. »Ja.«
    »Und die Fenster waren ebenfalls fest geschlossen?«
    Sie nickte und begriff, worauf er hinauswollte. »Ja. Aber wie sind sie dann hier rein –«
    »Keine der Türen trägt Spuren von Gewaltanwendung. Ich würde sagen, entweder hatten sie die passenden Schlüssel dabei oder sie haben das Schloss geknackt.«
    »Wer sollte denn die Schlüssel haben?«
    »Ein Freund von Mr. Samuelson vielleicht?« Halden

Weitere Kostenlose Bücher