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Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

Titel: Im Augenblick der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sarkey
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unternehmen?«
    »Unternehmen?«
    »Um die Einbrecher zu fassen. Über Fingerabdrücke, zum Beispiel?«
    Halden lächelte und schüttelte den Kopf. »Wenn Sie wollen, fordere ich gerne ein Team an. Die bringen dann alles durcheinander und beschmutzen Ihre schönen weißen Wände. Aber wenn Sie sich dadurch besser fühlen – gerne.«
    »Hat es denn wirklich gar keinen Sinn?«
    »Ein Typ, der schlau genug ist, um ein Schloss zu knacken, aber nicht drauf kommt, dass er vielleicht Handschuhe anziehen sollte? Und selbst wenn er einen Schlüssel hatte…« Halden zuckte die Schultern. »Glauben Sie, die schauen nicht fern?«
    »Müssen wir uns Sorgen machen?«
    »Dass sie zurückkommen? Nein. Denen dürften Sie einen ziemlichen Schrecken eingejagt haben. Außerdem haben sie wahrscheinlich gefunden, was sie suchten.«
    Tom blickte Anna in die Augen und langte quer über den Tisch, um seine Hand auf ihre zu legen. »Gut.«
    Es wurde still. Der Detective trank einen letzten Schluck Kaffee und stellte den Becher ab. »Ich sollte mich auf den Weg machen. Auf Sie wird noch ein bisschen Papierkram für die Versicherung zukommen, ansonsten dürfte so weit alles in Ordnung sein.«
    Anna und Tom standen auf und begleiteten den Detective zur Tür.
    »Nochmals vielen Dank, dass Sie gekommen sind«, sagte Anna, während sie dachte: Gott sei Dank, gleich ist er weg.
    »Ich tu nur meine Arbeit«, antwortete Halden und steckte den goldenen Füller in die Innentasche seines Jacketts. »Ach ja, eins noch.«
    Tom sah ihn an. »Was denn?«
    »Will Tuttle war ein Dieb. Wer weiß, was er sich so alles unter den Nagel gerissen hatte. Und was hier mal alles herumlag. Schmuck, Drogen … vielleicht sogar Bargeld.«
    »Und?«
    Halden zuckte die Achseln. »Das Leben geht manchmal merkwürdige Wege. Plötzlich gerät man in Situationen, von denen man im Voraus nie wüsste, wie man sich verhalten würde.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, hypothetisch gesprochen … angenommen, jemand hätte gefunden, was auch immer Will hier versteckt hatte. Wäre es nicht die naheliegendste Sache der Welt, es einfach zu behalten? Ich meine, er ist schließlich tot, also klaut man doch niemandem etwas, oder?« Die Augen des Detectives tasteten sie ab wie Suchscheinwerfer. Annas Lungen zogen sich zusammen, ihr Mund war völlig ausgetrocknet, ihre Handflächen waren klitschnass. Sie starrte geradeaus und überlegte fieberhaft, wie sie darauf antworten sollte.
    »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen.« Toms Stimme klang fest, sogar ein wenig gekränkt. Anna spürte, wie ihre Kräfte zurückkehrten – ihr Komplize hielt ihr den Rücken frei. »Wollen Sie etwa behaupten, dass wir hier irgendwas unrechtmäßig an uns genommen haben?«
    Halden blickte sie einfach nur an. Ruhig und wissend wanderten seine Augen von Tom zu Anna – und spähten direkt in sie hinein. Er wusste, was sie getan hatte. Er war noch intelligenter, als sie gedacht hatte, sein Gespür war untrüglich. Schon als sie zusammen am Tisch saßen und plauderten, hatte er es gewusst, ja, vielleicht sogar von Anfang an. Ein unkontrollierbares Verlangen, den Mund aufzureißen und die Wahrheit herauszulassen, überkam Anna. Doch sie biss die Zähne zusammen.
    Nach endlosen Sekunden zuckte der Detective mit den Schultern. »Wissen Sie was? Wenn Ihnen irgendwas einfällt, rufen Sie mich einfach an. Je früher, desto besser.« Er legte die Hand auf die Klinke. »Danke für den Kaffee.«
    Halden trat auf den Gang und ließ die Tür hinter sich zufallen.
     

8
     
    Das ist nicht dein Ernst.«
    »Doch.« Anna saß im Schneidersitz auf der Küchentheke und sah ruhig zu, wie ihr Mann einen Bourbon mit Wasser herunterkippte, allerdings mit verschwindend wenig Wasser.
    »Du willst es also immer noch behalten.«
    »Ja.«
    Tom starrte sie an, wie er sie immer anstarrte, wenn er sich nicht entscheiden konnte, ob er verwirrt oder wütend sein sollte. Ein wenig attraktiver Gesichtsausdruck, der sie noch dazu an all die Streitereien erinnerte, die sie über die Jahre ausgefochten hatten. Er seufzte laut, schüttelte den Kopf und nahm einen weiteren Schluck Bourbon. »Wir hätten es gar nicht erst nehmen dürfen.« Der Satz klang wie ein Vorwurf – als wäre sie schuld, als hätte sie ihn dazu überredet.
    Anna überlegte kurz, ob sie ihn daran erinnern sollte, wie es wirklich gelaufen war, aber das hatte keinen Sinn. Also zuckte sie nur die Schultern. »Dafür ist es jetzt zu spät.«
    »Wenn wir gewusst

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