Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)
ihm wieder und wieder Worte, wie wittern , jagen , hetzen , fassen und mit erschreckender Befriedigung erlegen durch den Kopf. Was auch immer mit ihm geschehen war, es war triebhaft und schlecht. Vielleicht wäre es sogar besser, Mandalan zu vergessen und in die obere Welt zurückzukehren, bevor er die Kontrolle über sich vollends verlieren konnte.
»Ich hab's nicht so gemeint. Wahrscheinlich hätten wir ihn auch zu zweit nicht halten können«, sagte Loo versöhnlich, der Timothys zerknautschten Gesichtsausdruck falsch interpretierte.
Bevor Timothy antworten konnte, klopfte es an der Tür.
»Hey, Loo, lasst uns rein!«, schimpfte Lilli von der anderen Seite. »Was soll denn das? Du weißt genau, dass ich noch nicht durch eine Wand und das Gerümpel dahinter permatieren kann.«
»Eben«, meinte Loo schnippisch, zog aber seine Schlafschaukel zur Seite.
Lilli zwängte sich zornig an ihm vorbei. Direkt hinter ihr ging Avy, die eine kurze Jeansweste über ein schimmerndes Ballonkleid gezogen hatte, und ihren Hals unter einem augenscheinlich selbstgestrickten, bunten Schal versteckte. Nur die blauen Haare trug sie an diesem Morgen ordentlich zurückgekämmt zu einem kurzen Pferdeschwanz.
»Das haben wir gemeinsam ausgesucht! Jungs, sieht Avy nicht toll aus?«, schwärmte Lilli gerade, als ihre neue Freundin einen erschrockenen Blick auf die Via Aurum warf.
»Gütiger Dan! Der Lumist war ja schon da. Wieso habt ihr mich nicht geweckt?«
Loo zuckte mit den Schultern und schloss das Fenster. »Wir sind … äh … aufgehalten worden«, sagte er mit schiefem Blick auf Lilli, zog eine scharlachrote Zipfelmütze vom Haken und schob seine Schwester zur Treppe.
»Avy meint, ihr wollt zum Schrein der Gedanken?«, sagte Lilli forsch und baute sich so auf, dass Loo unmöglich an ihr vorbei konnte, es sei denn, er würde durch sie hindurch permatieren, was für beide äußerst schmerzhaft gewesen wäre.
»Avy plappert zu viel«, sagte Loo mit funkelnden Augen.
»Biiiiiitte … darf ich mit?«, bettelte Lilli »Ich zieh auch bestimmt keine Schublade auf.«
Loo starrte einen Moment in das vor Aufregung glühende Gesicht seiner Schwester. »Weißt du nicht, was damals mit den Zwillingen passiert ist?«
»Ich dachte, das mit dem Fluch wäre ein Gerücht«, sagte sie leichthin. »Bedeutet das: Ja, wenn du vorsichtig bist ?«
»Auf keinen Fall!«
Enttäuscht ließ Lilli den Arm sinken, so dass Loo sich auf der schmalen Steintreppe an ihr vorbei zwängen konnte.
»Es ist besser so«, meinte Avy tröstend zu Lilli und stolperte hinter Loo her. »So eilig?«, fragte sie ihn erstaunt. »Ich hätte wetten können, du kneifst.«
»Die Dinge haben sich geändert«, raunte Loo ihr zu. »Wir hatten einen Lauscher.«
· ~ ·
Das Wissen, die ganze Zeit beschattet worden zu sein, machte nicht nur Timothy Gedanken. Während sie durch die marode Abkürzung zur zentralen Sesselstation marschierten, hörte sich Avy fassungslos an, was sich tatsächlich hinter dem merkwürdigen Gastgeschenk von Ladomir verborgen hatte.
»Meinst du, dein Vater wusste, was er Timothy geschenkt hat?«
»Schwer zu sagen. Normalerweise interessiert er sich nur für seinen Profit. Auf der anderen Seite, seine plötzliche Großzügigkeit kam mir gleich komisch vor. Falls er wirklich etwas damit zu tun hat, ich schwöre es bei Paxus, werde ich ihm seinen Bart persönlich verknoten!«
»Irgendetwas muss durchgesickert sein«, überlegte Timothy und ließ die anderen an einer besonders schmalen Stelle vorbei gehen. »Erst der Rabe, jetzt der Vine, fragt sich nur, ob sie es auf mich oder auf die Drudel abgesehen haben.«
Avy duckte sich unter einem abgeknickten Balken hinweg, der jede Menge loses Geröll mit sich gerissen hatte, und sah Timothy nachdenklich an. »Hm, ich bin mir ziemlich sicher, dass es bis jetzt noch niemand auf dich abgesehen hat, Timothy. Ich meine, versteh mich nicht falsch, aber wenn dir jemand an den Bart wollte … es wäre wohl für kaum eine Gattung wirklich schwer, einen Menschen zu töten. Außerdem hat der Vine doch wohl nicht versucht, dich anzugreifen, oder?«
Timothy schüttelte den Kopf und dachte beklommen an das grauenhafte Buch aus der Bibliothek, in dem unmissverständlich verschiedene Wege zur Ermordung eines Menschen beschrieben worden waren.
»Wahrscheinlich hast du Recht«, sagte er schnell zu Avy, bemüht, sich seine Sorge nicht anmerken zu lassen. »Der Rabe aus der Bibliothek hatte es anscheinend auch nur auf das
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