Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)
mehr«, stellte Avy trocken fest und trat gegen ein paar lose herumliegende Steine. »Kommt, helft mir mal! Wir müssen das wegräumen. So passt gerade mal Dibs durch.«
Timothy fasste sich erschrocken an den Kopf. »Dibs! Wir haben Dibs vergessen!«
»Er wird's überleben«, brummte Loo.
»Über die ganze Aufregung mit der Uhr, äh, dem Vinen, hab ich gar nicht mehr an ihn gedacht«, gestand Timothy zerknirscht. »Der Ärmste kauert bestimmt noch unter der Schlafschaukel und wartet auf uns.«
»Damit muss er wohl leben«, Avy warf die ersten Gesteinsbrocken durch die Öffnung. »Wir können auf keinen Fall zurück. Wenn der Vine uns zuvorkommt, wer weiß, ob er nicht schon da ist und wir ihm diesen Schutthaufen hier zu verdanken haben. Wäre zumindest möglich.«
Timothy stieg über Loo hinweg, der auf der Erde saß und mit den Glöckchen seiner Zipfelmütze spielte, statt Avy zu helfen. Ihm war klar, dass sein Freund zu klein war, um an das Loch zu reichen, fand aber, dass er es sich zu leicht machte. Demonstrativ schob er Avy zur Seite, um sich gegen einen schweren Quader zu stemmen, der krachend auf der anderen Seite landete und jede Menge Geröll mit sich riss. Jetzt war das Loch schon so groß, dass man seinen Kopf hätte hindurchstecken können.
Timothy stellte sich auf die Zehenspitzen und schnupperte. »Der Vine ist nicht da. Ich rieche kein Blut.«
»Kein Blut? Wie meinst du das?« Avy sah ihn verwundert an.
»Äh … ist nicht wichtig. Menschenfähigkeit, du weißt schon.«
»Echt? Könnt ihr Menschen Blut riechen, so wie die Nex?«, fragte Loo ungläubig.
»Das menschliche Genie ist eben unerschöpflich«, murmelte Timothy ausweichend und hätte sich auf die Zunge beißen können. Er war froh, dass sie ihn als Mensch akzeptierten. Auf keinen Fall wollte er seine Freunde verängstigen, so lang er selbst nicht wusste, was mit ihm geschah.
»Sag mal, was ist das für eine Geschichte mit den Zwillingen?«, fragte er, nur um vom Thema abzulenken.
»Na ja, also … Mach dir einfach keine Gedanken deswegen, okay? Es ist sowieso nichts bewiesen«, meinte Avy, wie immer kritisch, aber jetzt hatte Timothy das Gefühl, dass sie auswich.
»Ach ja? Das sehe ich aber anders«, rief Loo und sprang auf. Sein Gesicht hatte sich rot gefärbt, und Timothy ahnte, dass ihn irgendetwas an der Geschichte ziemlich ärgerte. »Die Zwillinge haben mich um achtzig Lex gebracht«, polterte er und stieß seinen Finger in das Geröll, als ob sich die beiden dahinter befänden.
»Lass gut sein«, mahnte Avy, doch Loo war nicht zu bremsen.
Wild gestikulierend stand er vor Timothy, während die Worte aus ihm heraussprudelten. »Cajo und Fono sind zwar aufs Bellaren-Camp gegangen, hab aber Hexenkunde mit ihnen zusammen gehabt. Und ich kann dir sagen, die waren ganz verrückt nach diesen Dingen. Vor allem nach dem schwarzmagischen Zeugs. Ich sollte ihnen sogar welche von Daas speziellen Büchern verkaufen.«
»Hexenbücher!«, sagte Avy verächtlich. Sie hatte die Arme in die Seiten gestemmt und sah Loo auffordernd an. »Du bist dran! Das Loch ist jetzt auf Colorenhöhe.«
Loo tat, als hätte er sie nicht gehört, und erzählte beharrlich weiter. »Du glaubst nicht, was los war, als die beiden diese verrückte Wette abgeschlossen haben. Stell dir vor – sie wollten am Hexensabbat zum Schrein gehen, und jeder sollte so viele Schubladen aufziehen, bis einer auf einen Fluch stieß. Ich hielt das natürlich für Wahnsinn.«
»Was dich aber nicht davon abgehalten hat, den Buchmacher zu spielen«, meinte Avy, die anscheinend mehr wusste, als sie zugegeben hatte.
»Nur ein kleiner Nebenverdienst, weiter nichts«, erwiderte Loo und schwieg plötzlich.
»Und?«, bohrte Timothy nach.
»Nichts! Das ist es ja! Niemand hat sie seit dieser Nacht mehr gesehen.« Loo stapfte wütend auf. »Musste alle Einsätze zurückzahlen. Konnte ja keiner mit Sicherheit sagen, wie viele Schubladen sie gezogen hatten, bis der Fluch sie erwischte«, klagte er und Timothy ahnte, dass er um seinen entgangenen Profit trauerte, nicht um die Zwillinge.
»Was war das für ein Fluch?«, flüsterte er.
»Das weiß keiner so genau. Und jetzt halt den Rand, Loo!«, zischte Avy, klopfte sich den Steinstaub von den Händen und ging zur Seite, um ihm den Vortritt zu lassen »Los jetzt!«
»Warum ich?«
»Damit dich der erste Stein trifft, falls das alles hier zusammenbricht«, gab sie funkelnd zurück. »Dann warst du uns zumindest in dieser Hinsicht eine
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