Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)
Buch abgesehen. Mir wäre wohler, wenn ich wüsste, wer, zum Teufel, dahinter steckt! Meint ihr, es sind die Homorden?«
Avy verlangsamte ihren Schritt. »Schwer zu sagen. Das ist schon gut möglich, aber im Grunde wäre die Drudel wohl für jeden unvorstellbar wertvoller. Immerhin bedeutet sie den Weg in die Freiheit.«
»Immerhin wissen wir jetzt, wo wir suchen sollen«, sagte Timothy.
»Wie euer Lauscher auch.« Avy trat in die still vor ihnen liegende Sesselstation. Der diensthabende Träger entpuppte sich als ein aus der Art geschlagener Valide, der auf Grund seines ungewöhnlich kleinen Wuchses laut fluchte, als er Loos wuchtigen Ohrensessel aus der letzten Box bis zu ihnen zerren musste. Timothys Gefährt hingegen schien viel leichter zu sein, denn der Valide trug ihn mit der Würde seines Amtes zu der zweiten Bucht. Zu Avys offensichtlichem Missfallen hatte Timothy jedoch keinen Blick für den rot glänzenden Transella 300 übrig, der leise schnurrend auf ihn wartete.
»Wir sollten uns beeilen und möglichst schnell den Schrein besuchen und uns dann auf den Weg nach Zompan machen«, meinte er, während er in seinen Sessel sprang. »Vor allen Dingen, da sie wissen, was wir wissen, aber wir wissen nicht, was sie wissen, geschweige denn, wer sie sind, wenn ihr versteht, was ich meine …«
»Na dann los!«, rief Loo und drückte den rostigen Hebel nach unten. Abrupt setzte sich sein Sessel in Bewegung. Avy gelang es gerade noch rechtzeitig, auf die Armlehne aufzuspringen.
»Nur ein Lemur pro Sessel!«, brüllte der Valide ihnen übelgelaunt hinterher, aber sie waren schon in Richtung Künstlerviertel verschwunden, das seinem Namen jedoch nicht viel Ehre machte. Die Strecke war kurvenreich und ging so oft bergauf und –ab, dass sich Timothy der Magen umdrehte.
»Ich hoffe nur, dass die niemals spitz kriegen, dass ich ein Mensch bin«, würgte er hervor und fragte sich im gleichen Moment, ob er tatsächlich noch menschlich war. In manchen Augenblicken war er einem Wolf wohl ähnlicher.
»Die Drudel ist wertvoller als ein einzelner Mensch«, versuchte Avy, ihm seine Sorge zu nehmen, und sprang von dem langsamer werdenden Sessel.
Timothy war heilfroh, als sie endgültig zum Stehen kamen. Ihm war speiübel, und mit mulmigem Gefühl sah er in die dunklen Löcher der beiden Blitzröhren, die sich vor ihm gabelten.
»Darauf würde ich nicht wetten«, entgegnete Loo und sah Avy in Seelenruhe dabei zu, wie sie sich mit einem Hebel abmühte, der die Weiche umstellen sollte.
»Wo sind die Validen, wenn man sie braucht?«, fluchte Avy mit hochrotem Kopf.
Timothy sprang ihr zur Hilfe und unter der gemeinsamen Kraft gab die Steuerung nach, so dass die Spurstange sich quietschend zur linken Blitzröhre stellte.
»Glaubst du, der Schrein wird bewacht?«, raunte Avy Loo zu, während sich ihr Sessel wieder in Bewegung setzte.
Timothy hatte ihre besorgte Frage gehört, konnte jedoch nicht erkennen, ob Loo den Kopf schüttelte oder nickte, denn der letzte Teil ihrer Strecke verlief im Dunklen. Jetzt war Timothy dankbar dafür, nicht auf einem der klapprigen Leihstühle reisen zu müssen, und drückte sich tief in den sicheren Sessel. Auch wenn er nicht weiter sehen konnte als bis zu seiner ausgestreckten Fußstütze, erinnerte ihn das immer unruhiger werdende Gerumpel doch allzu sehr an die Via Vetus. »Äh, Loo … ist es noch weit?«, fragte er beklommen.
»Nö, die Schienen müssten gleich irgendwo aufhören«, rief Loo ihm zu. »Die Strecke sollte schon ewig ausgebaut werden, aber seit dem Vorfall –«, bevor Loo seinen Satz beenden konnte, kam sein Sessel abrupt zum Stehen, so dass Timothy unsanft ausgebremst wurde, »ist das hier Sperrgebiet.«
Timothy kniff die Augen zusammen. Vor ihnen verjüngte sich der Tunnel, wobei die Öffnung an seinem Ende gerade so viel Licht hereinließ, dass er die schweren Stützbalken über sich ausmachen konnte. Vorsichtig tastete er nach der Wand. Sie fühlte sich feucht an.
»Nimm meine Hand«, raunte Loo ihm zu und umklammerte sie im gleichen Moment so fest, dass Timothy sich nicht sicher war, ob Loo Angst hatte oder ihn führen wollte.
Schweigsam folgten sie Avy durch die matschige Röhre. Zum Glück war der Weg kürzer, als Timothy gedacht hatte, denn das kleine Loch am Ende wirkte viel weiter weg, als es tatsächlich war. Schuld daran war ein beachtlicher Geröllhaufen, der den Ausgang bis auf einen kürbisgroßen Durchbruch blockierte.
»Hier war wohl länger niemand
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