Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)
Grotte, in der nach wie vor Loo und Avy sitzen mussten, und die mit Sicherheit außer sich vor Sorge um ihn waren, kam in Timothy endlich wieder Leben. Er versuchte kurz abzuschätzen, wie viel Zeit vergangen sein musste, seit er aufgesprungen und das Buch an sich gerissen hatte. Das Buch!
Timothy lugte unter seinen Umhang, um sicherzugehen, dass es unversehrt war. Es wog, vollgesogen mit Wasser, schwer in der eingenähten Innentasche, in die er es gestopft hatte. Die Seiten klebten feucht zusammen, schienen jedoch unversehrt. Timothy strich mit den Fingern über den hölzernen Buchrücken.
Plötzlich meinte er, das Buch hätte sich unter seiner Berührung bewegt, ein leichtes Zucken. Wieder fuhr er mit dem Finger über den Titel, Drusa, die gütige Hexe , und wieder bewegte sich das Buch ruckartig von ihm weg.
Timothy fasste nach und zog vorsichtig an dem Einband, bis er es mit spitzen Fingern aus der eingenähten Tasche befreit hatte. Die tropfende Schwarte zitterte in seiner Hand, ganz so, als würden sie frieren.
Timothy kniff die Augen zusammen. Ein Buch, das zitterte? Eindeutig! Der Holzdeckel klapperte jetzt richtiggehend und schlug rhythmisch auf das Pergament, wobei er Timothy jedes Mal kleine Wassertropfen entgegen spie.
»Haa-tschi!«
»Gesundheit!«, sagte ein Troll, der Timothy umrundete und mit schnellen Gang die Via Aurum herunterstrebte.
»Danke, ich habe nicht –«
»Haa-tschi! Tschi!«
Timothy starrte auf das Buch, das sich aufblähte und mit lautem Niesen immer wieder Wasser ausspie!
Ein Hexenbuch! , schoss es Timothy durch den Kopf. Schnell sah er sich um. Loo hatte ihm erzählt, dass der Besitz von Hexenbüchern strengstens verboten war, und tatsächlich, ein Dan, dessen Aura seine hagere Gestalt schwach umspielte, blickte argwöhnisch zu ihm herüber.
Schnell stopfte Timothy das Buch wieder unter den Umhang und überschlug seine Möglichkeiten: Vielleicht sollte er in die Grotte zurück permatieren. Loo und Avy könnten sich selbst in Gefahr gebracht haben, sobald sie gemerkt hatten, dass er nicht mehr zurückkam. Doch auf der anderen Seite wartete Zyracc und würde Timothy mit Sicherheit sofort gewahr werden. Es war unwahrscheinlich, dass er ihm nochmals unbeschadet entkommen konnte.
Sollte er in Kuriats Haus warten, bis die Homorden den Sumpf überquert hatten, und versuchen, seine Freunde in dem Strom der schwarzen Umhänge auszumachen? Würde der Alte ihn überhaupt einlassen, ohne Löwenzahn oder sonst eine Bezahlung?
Wieder nieste das Buch unter seinem Umhang und der hagere Dan kam nun mit erstaunlich schnellen Schritten auf Timothy zu. Jetzt wusste er, was zu tun war.
Er rannte, so schnell, wie es seine steif gefrorenen Glieder und der triefende Umhang erlaubten, die Via Aurum hinunter und hechtete auf Loos Elternhaus zu. Er musste Dibs finden oder, besser noch, den Druidenstab.
Zu seinem Glück war Lavina auch in ihrer Abwesenheit nicht nachgiebig geworden, und Timothy fand den Stab schlafend in einen Kübel Wasser gesteckt vor Skibbos Wächterhäuschen, als er einige Atemzüge später vor dem kakelbunten Eingang schlitternd zum Stehen kam. Er riss den Stab aus dem Kübel, als wäre er ein gewöhnlicher Spazierstock, und rüttelte ihn unsanft.
»Ich möchte doch sehr bitten! Eine Unerhörtheit, mich zu dieser nachtschlafenden Zeit –«
»Wo befindet sich Haus von Darius?«, keuchte Timothy.
»Wo befindet sich das Haus des Ältesten der Dan, bitte!«, korrigierte der Druidenstab mit säuerlichem Gesicht. »Und senkt Eure Stimme. Meine Borke stellt sich ja auf bei dem Geschrei!«
»Das Haus des Ältesten, Stab! Es ist unglaublich wichtig!«
»Wichtig, wichtig … immer ist alles unglaublich wichtig«, lamentierte der Stab und schloss wieder die Augen.
»Stab!«, schrie Timothy. »Den Weg!«
Ein knorriges Auge öffnete sich und schielte mit zusammengekniffenen Brauen nach oben. »Nehmt den Tunnel auf der gegenüberliegenden Seite, aber, bei den Feen! Sprecht leiser!«
»Danke«, presste Timothy hervor und tauchte mit dem Stab unter dem Arm in den maroden Verbindungsweg ab, der zur zentralen Sesselstation führte.
Der Druidenstab führte ihn mit knarzender Borke durch ein Gewirr immer neu abzweigender Gassen, wobei Timothy inständig hoffte, Darius möge in seinem Haus sein und nicht auf der Plaza feiern wie alle anderen. Doch als sie ihr Ziel schließlich erreichten, stellte er mit unendlicher Erleichterung fest, dass in dessen Haus Licht brannte. Zumindest schien
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