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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Kestner
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einer Sekunde an Avy hängen, deren Hand sich ein paar Zentimeter bewegt zu haben schien. Konnte er über den Sumpf fliehen? Den Kahn durch eigene Kraft fortbewegen? Und was war mit dem Oimach?
    Gerade als Timothy sich entschied, durch die Spalte hinter dem Podium ins Ungewisse zu flüchten, flammte die Kugel des teuflischen Stabs grell auf und brannte in einem tiefen Rot. Im gleichen Augenblick spürte er einen so unerträglich stechenden Schmerz in seinen Händen, dass er unwillkürlich losließ und zurücksprang, taumelte und gegen die steinerne Höhlenwand stieß.
    Timothy, der erwartete hatte, gegen den fetten Händler zu prallen, starrte bestürzt auf ein silbern schimmerndes Häufchen Asche. Er war zu spät gekommen.
    Aber für Mitleid blieb keine Zeit. Er musste die Drudel hier rausbringen, und Timothy wusste nicht, wie viele Sekunden verstrichen waren, seit er aufgesprungen und auf das Podium gestürzt war. Er wusste nur, dass er in größter Gefahr schwebte!
    Die Homorden im Publikum waren aufgesprungen, und auch wenn es für Timothy so wirkte, als würden sie sich unendlich langsam erheben, war ihm doch klar, dass so viel Zeit verstrichen sein musste, dass die anderen ihn jeden Moment wahrnehmen würden. Er musste hier raus! Jetzt!
    Ein letzter Blick auf Zyracc ließ ihn jedoch erstarren. Der Homordenführer bewegte sich viel zu schnell, langsamer zwar als Timothy, aber viel schneller als jeder andere in der Höhle. In seinem Blick stand Begierde, und Timothy war sich sicher, dass der Grund für dessen Verlangen er selbst war. Was zum Henker geschah hier? Wurde er langsamer? Oder die anderen schneller?
    Timothys Blick flog zwischen Zyracc und seinen Anhängern hin und her. Die Homorden schienen weiterhin in ihrer Bewegung eingefroren zu sein, ihr Anführer hingegen nicht … es war, als hätte er …
    Und plötzlich verstand Timothy: Zyracc hatte Linus nicht einfach ermordet, er hatte ihm seine Energie ausgesaugt! Der fette Händler war ein Color gewesen. Coloren konnten sich unfassbar schnell bewegen, aber Zyracc wirkte nicht wie ein Color. Er musste Linus‘ Gabe in dem Moment in sich aufgenommen haben, als dieser zu Staub zerfallen war. Alles schien irgendwie mit dem leuchtenden Stab zu tun zu haben, bei dessen Anblick sich in Timothys Kopf das Wort »Hexenwerk« festgesetzt hatte! Wenn er Zyracc den Stab also entreißen könnte …
    »Aaah! Was für eine Energie! So viel!«, hörte Timothy den Homordenführer aufstöhnen, bevor der seinen Gedanken zu Ende bringen konnte.
    Der Stab hatte sich auf Timothy selbst gerichtet und erstrahlte weiterhin in sattem Rot. Zyraccs Augen hafteten auf der Kugel.
    »Wer, bei den Hexen, bist du, dass du so viel Energie aufbringst?«, krächzte er und hob den Stab. Seine Bewegungen waren jetzt ebenso flüssig wie Timothys, der genau dies in diesem Moment begriff und förmlich über das Podium flog, dem Spalt zu, durch den die Gefangenen geführt worden waren.
    Doch als er sah, was sich auf der anderen Seite der Felswand vor ihm auftat, wusste er, dass er die falsche Entscheidung getroffen hatte: Der Spalt hatte ihn nur in eine viel kleinere Höhle, vielmehr eine Grotte geführt, die bis auf einen schmalen Rand mit Wasser gefüllt war.
    Verächtlich lachte Zyracc hinter ihm. »Du machst es mir leicht, Libere! Oder was auch immer du sonst sein magst! Ein Halber vielleicht? Die Mutter Colorin, der Vater Libere? Oder ist es umgekehrt?«, fragte Zyracc fast so, als wollte er mehr über Timothys Lebensgeschichte bei einem Tässchen Tee erfahren.
    Timothy schlich, ohne zu antworten, rückwärts. Die Sandalen, die Loo ihm vor etlichen Tagen gegeben hatte, füllten sich mit Wasser, es war eisig, so eisig wie Zyraccs Blick.
    »Du hast etwas, das mir gehört!«, schnarrte der, hob wiederum den rotglühenden Stab und deutete auf das Buch, das Timothy über dem Wasserspiegel hielt.
    Dabei watete er rückwärts durch das kalte Nass, bis das Wasser seine Schultern überspülte. Eiskristalle breiteten sich von Zyraccs Füßen her knisternd aus und überzogen die grün schimmernde Wasseroberfläche mit weißem Reif.
    »Ja! Geh nur weiter in dein Verderben!«, schrie Zyracc ihm zu, seine Hände fest um den Stab geschlossen. »Ohnehin werden deine Gaben gleich mein sein, und das Buch nützt dir nichts, Halber!«
    Timothy holte tief Luft.
    Vielleicht würde Zyraccs Waffe ihn unter Wasser ja nicht erreichen können … oder er fände auf dem Grund des Sees einen Ausweg oder möglicherweise

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